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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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soeben erkannt, dass er im Grunde seines Herzens ein Soldat war.
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KAPITEL 6
 
    Die Armeen von Britannien und Haidarabad erreichten Seringapatam vier Tage später.
    Das erste Anzeichen auf ihr Nahen war eine Staubwolke, die den östlichen Horizont verdunkelte, eine Staubwand, die von Tausenden Hufen, Stiefeln und Rädern aufgewirbelt wurde. Die beiden Armeen hatten den Fluss weit im Osten der Stadt durchquert und befanden sich jetzt auf dem südlichen Ufer.
    Sharpe kletterte mit dem Rest von Gudins Männern zu dem Schützenauftritt über dem Maisur-Tor, um zu beobachten, wie die ersten der britischen Kavalleriepatrouillen in der Ferne auftauchten. Ein Strom von Lanzenreitern preschte durch das Tor hinaus, um den Invasoren entgegenzureiten. Tippus Männer ritten mit grünen und purpurnen Wimpeln auf ihren Lanzen und unter seidenen Bannern, die die goldene Sonne auf einem scharlachroten Feld zeigten.
    Als die Lanzenreiter das Tor passiert hatten, bahnte sich eine Folge von bemalten Ochsenwagen, jeder beladen mit Reis, Korn oder Bohnen, mit Ächzen und Quietschen den Weg in die Stadt.
    In Seringapatam gab es viel Wasser, nicht nur den Fluss Kaveri unter zwei der Mauern, sondern jede Straße hatte ihren eigenen Brunnen, und jetzt sorgte Tippu dafür, dass die Kornspeicher überreich gefüllt waren.
    Die Magazine der Stadt waren bereits mit Munition überfüllt. Hinter jeder Schießscharte standen Geschütze, und hinter den Wällen warteten weitere Geschütze, um jeden Ausfall zu ersetzen.
    Sharpe hatte noch nie so viele Geschütze gesehen.
    Tippu Sultan hatte großes Vertrauen in seine Artillerie, und er hatte Kanonen von jeder Größe und jedem Modell gesammelt. Da gab es Geschütze mit Läufen, die als geduckte Tiger verkleidet waren, und welche, die mit arabischen Lettern verziert waren. Einige der Geschütze, die aus Frankreich geliefert worden waren, hatten noch das Monogramm der Bourbonen beim Zündloch eingraviert. Es gab riesige Geschütze mit Läufen, die über zwanzig Fuß lang waren und fünfzig Pfund schwere Steinkugeln verschossen, und kleinere Geschütze, kaum länger als eine Muskete, die Kartätschen verschossen. Tippu wollte jeden britischen Angriff mit einem Sturm von Kanonenfeuer abwehren.
    Und nicht nur mit Kanonenfeuer, denn als die beiden feindlichen Armeen näher auf die Stadt zumarschierten, brachten die Raketenwerfer ihre sonderbaren Waffen zu den Schützenauftritten.
    Sharpe hatte noch nie Raketen gesehen, und er starrte staunend, als die Geschosse an den Wällen aufgestapelt wurden. Jedes war eine Eisenröhre, vier oder fünf Zoll im Durchmesser und etwa achtzehn Zoll lang, die mit Lederriemen an einem Bambusstab befestigt waren, der höher als ein Mann war. Auf einem Eisenzylinder saß ein primitiver Zinnkegel, und in dem Kegel war entweder eine solide Kugel oder sonst eine explosive Ladung, die von der Schießpulvertreibladung gezündet wurde. Die Geschosse wurden abgefeuert, indem eine Papierlunte angesteckt wurde, die aus dem Fuß des Eisenzylinders hervorragte. Einige der Raketenröhren waren mit Papier umhüllt und entweder mit knurrenden Tigern oder Versen des Korans bemalt.
    »Es gibt einen Mann in Irland, der an einer ähnlichen Waffe arbeitet«, sagte Lawford zu Sharpe, »obwohl ich bezweifle, dass er Tiger auf seine Raketen malt.«
    »Wie zielt man mit diesen verdammten Dingern?«, fragte Sharpe. Einige der Raketen waren zum Feuern aufgestellt, aber da war kein Waffenlauf, um ihn auszurichten, sondern sie waren einfach auf den Wall gelegt und wiesen in die allgemeine Richtung des Feindes.
    »Man zielt nicht wirklich damit«, erwiderte Lawford. »Jedenfalls glaube ich das nicht. Sie werden einfach in die jeweilige Richtung abgefeuert. Sie sind notorisch ungenau«, fügte er hinzu, »das hoffe ich jedenfalls.«
    »Wir werden es früh genug erleben«, sagte Sharpe, als ein weiterer Handkarren mit den sonderbaren Geschossen auf die Rampe zum Schützenauftritt gehievt wurde.
    Sharpe erwartete zu sehen, wie die Raketen abgefeuert wurden, doch dann wurde klar, dass sich die Armeen aus Britannien und Haidarabad der Stadt nicht auf Schussweite näherten, sondern stattdessen um den südlichen Rand von Seringapatam herummarschieren wollten.
    Die beiden Armeen kamen quälend langsam voran. Sie waren in der Morgendämmerung aufgetaucht, und bei Einbruch der Abenddämmerung würden sie immer

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