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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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fernen Festungswällen der Stadt.
    General Harris ertrug den Raketenbeschuss zwei Tage lang, dann entschied er sich, die ganze Länge des Aquädukts einzunehmen und den tope zu roden. Schriftliche Befehle wurden ausgestellt und auf der Kommandokette vom General über den Colonel bis zu den Captains weitergegeben, und die Captains suchten ihre Sergeants auf.
    »Halten Sie die Männer bereit, Sergeant«, sagte Morris zu Hakeswill.
    Hakeswill saß in seinem eigenen Zelt, ein Luxus, den er als Einziger der Sergeants des 33. Regiments genoss. Das Zelt hatte Captain Hughes gehört und hatte mit dem Rest vom Besitz des Captains versteigert werden sollen, nachdem Hughes am Fieber gestorben war, doch Hakeswill hatte das Zelt einfach für sich beansprucht, und niemand hatte sich ihm widersetzt.
    Sein Diener Raziv, eine miserable, schwachsinnige Kreatur aus Kalkutta, polierte Hakeswills Schuhe, sodass der Sergeant barfuß aus seinem Zelt gekommen war, als Morris ihn gerufen hatte.
    »Bereithalten, Sir?«, fragte er. »Sie sind bereit, Sir.« Er starrte misstrauisch zur Leichten Kompanie. »Und das sollte auch so sein, sonst ziehe ich ihnen die Haut ab.« In seinem Gesicht zuckte es.
    »Sechzig Schuss Munition«, sagte Morris.
    »Haben wir immer gefasst, Sir! Entsprechend den Vorschriften, Sir!«
    Morris hatte fast drei Flaschen Wein beim Mittagessen getrunken und war nicht in der Stimmung, sich Hakeswills Geschwätz anzuhören. Er fluchte und wies zum Wald, wo eine Rakete einschlug und Rauch aufstieg. »Heute Nacht, Idiot, säubern wir dieses Waldstück von diesen Bastarden.«
    »Wir, Sir?« Hakeswill war alarmiert von der Aussicht. »Nur wir, Sir?«
    »Das ganze Bataillon. Nachtangriff. Inspektion bei Sonnenuntergang. Jeder Mann, der betrunken aussieht, wird ausgepeitscht.«
    Ausgenommen Offiziere, dachte Hakeswill, dann erzitterte er, als er schneidig salutierte.
    »Sir! Inspektion bei Sonnenuntergang, Sir. Erlaubnis, weiterzumachen, Sir?« Er wartete nicht auf Morris’ Erlaubnis, sondern wandte sich um und ging in sein Zelt. »Schuhe, gib sie her! Mach schon, du schwarzer Bastard!« Er gab Raziv einen Schlag aufs Ohr und entriss ihm seine halb geputzten Schuhe. Er zog sie an, dann packte er Raziv am Ohr und schleifte ihn zu seiner Pike, die wie ein Banner vorne im Zeltboden steckte. »Schärfen!«, bellte er dem unglücklichen Jungen in sein schmerzendes Ohr. »Schärfen! Verstanden, du blödsinniger Heide? Ich will sie scharf haben!«
    Hakeswill gab dem Jungen einen Klaps, den er für aufmunternd hielt, dann stampfte er aus dem Zelt und ging zu den Soldaten.
    »Auf die verdammten Füße!«, brüllte er. »Hoch mit den Ärschen! Zeit, um euren miserablen Sold zu verdienen. Sind Sie besoffen, Garrard? Wenn Sie gebechert haben, dann lasse ich Ihnen die Knochen mit der Peitsche streicheln.«
    Das Bataillon trat beim Sonnenuntergang an. Und zu seiner Überraschung wurde es von Colonel Arthur Wellesley inspiziert. In den Reihen war ein Gefühl der Erleichterung, als Wellesley auftauchte, doch inzwischen wusste jeder Mann, dass ein Kampf bevorstand, und keiner wünschte unter dem unsicheren Kommando von Major Shee in die Schlacht zu ziehen, der so viel Arrak getrunken hatte, dass er sichtlich auf seinem Pferd schwankte.
    Wellesley mochte ein kaltherziger Bastard sein, doch die Männer wussten, dass er ein korrekter Soldat war, und sie blickten sogar fröhlich drein, als er auf seinem Schimmel an ihren Reihen entlangtrabte. Jeder Mann musste den Besitz von sechzig Patronen zeigen, und diejenigen, die sie nicht vorweisen konnten, wurden notiert, um bestraft zu werden.
    Zwei Sepoy-Bataillone von der East India Company waren hinter dem 33. Regiment angetreten, und als die Sonne hinter ihnen unterging, marschierten alle drei Bataillone ostwärts in Richtung Aquädukt.
    Ihre Fahnen flatterten, und Colonel Wellesley führte die Männer zu Pferde. Andere Bataillone des Königs marschierten an ihrer Linken, um den nördlichen Abschnitt des Aquädukts anzugreifen.
    »Was sollen wir also tun, Lieutenant?«, fragte Tom Garrard den kürzlich beförderten Lieutenant Fitzgerald.
    »Ruhe im Glied!«, bellte Hakeswill.
    »Er hat mit mir gesprochen, Sergeant«, sagte Fitzgerald. »Und Sie werden mir die Ehre erweisen, sich nicht in meine Privatgespräche einzumischen.« Fitzgeralds scharfe Worte steigerten die Aktien des Iren bei der Kompanie um ein Vielfaches. Er war ohnehin beliebt, denn er war ein fröhlicher und unbeschwerter junger

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