Sharpes Feuerprobe
Mann.
Hakeswill grollte. Fitzgerald hatte behauptet, sein Bruder sei der Knight of Kerry, was, zur Hölle, das auch immer sein mochte, doch die Behauptung beeindruckte Sergeant Obadiah Hakeswill nicht im Geringsten. Richtige Offiziere überließen die Einhaltung der Disziplin den Sergeants. Sie erzählten den Soldaten keine Witze und plauderten nicht mit ihnen wie Schwätzer. Es war ebenso klar, dass der verdammte Fitzgerald mit dem Titularrang eines Lieutenant Sergeant Hakeswill nicht ausstehen konnte, denn er nutzte jede mögliche Chance, um Hakeswills Autorität zu untergraben, und Hakeswill war entschlossen, dies zu ändern.
Im Gesicht des Sergeants zuckte es. In diesem Moment konnte er nichts unternehmen, doch Mister Fitzgerald würde seine Lektion lernen müssen, je früher, desto besser.
»Sehen Sie diese Bäume voraus?«, sagte Fitzgerald zu Garrard. »Wir werden dort die Jungs von Tippu entfernen.«
»Wie viele von den Bastarden sind es, Sir?«
»Hunderte!«, antwortete Fitzgerald heiter. »Und allen schlottern die Knie, wenn sie nur daran denken, dass die Haferkuchen kommen, um ihnen Saures zu geben.«
Tippus Jungs mochten die Knie schlottern, denn sie konnten deutlich die drei Bataillone nahen sehen. Ihre Raketenwerfer schickten als Willkommensgruß Sperrfeuer. Die Raketen stiegen in den fast dunklen Himmel. Ihre Schweife waren unnatürlich hell. Es sah aus, als spuckten die Raketen Tausende Funken in die Rauchspur, als sie ihren Gipfelpunkt erreichten und dann zu der britischen und indischen Infanterie hinabstürzten.
»Die Reihen geschlossen halten!«, rief ein Offizier, und die drei Bataillone marschierten stur weiter, als das Eröffnungssperrfeuer herabstürzte und rings um sie explodierte.
Einige Jubelrufe begrüßten die Ungenauigkeit des Sperrfeuers, doch die Offiziere und Unteroffiziere befahlen Ruhe.
Weitere Raketen stiegen auf und fielen herab. Die meisten kreischten ziellos irgendwohin, doch ein paar kamen so nahe, dass sich die Männer unwillkürlich duckten, und eine Rakete explodierte nur ein paar Fuß vor der Leichten Kompanie des 33. Regiments, dass ihr die scharfkantigen Splitter des zerfetzten Zinnkegels um die Ohren pfiffen. Männer lachten, weil sie so knapp ungetroffen davongekommen waren, aber einer der Soldaten sah, dass Lieutenant Fitzgerald taumelte.
»Sir!«
»Es ist nichts, Jungs, nichts!«, rief Fitzgerald. Ein Splitter des Raketenzylinders hatte seinen linken Arm aufgerissen, und es gab eine klaffende Platzwunde an seinem Hinterkopf, doch er lehnte jede Hilfe ab. »Es bedarf mehr als der Rakete eines Schwarzen, um einen Iren von den Beinen zu holen«, sagte er glücklich. »Habe ich recht, O’Reilly?«
»So ist es, Sir«, antwortete der irische Private.
»Wir haben Schädel wie verdammte Stahleimer«, sagte Fitzgerald und zog seinen verschrammten Hut auf dem Kopf zurück. Sein linker Arm war taub, und Blut hatte seinen Hemdsärmel bis zum Handgelenk getränkt, doch er war entschlossen, durchzuhalten. Er hatte bei der Jagd schlimmere Verletzungen erlitten und war beim Tod des Fuchses immer noch im Sattel gewesen.
Hakeswill kochte vor Zorn auf Fitzgerald. Wie konnte ein einfacher Lieutenant sich erdreisten, ihn herunterzuputzen? Das war ja noch ein verdammtes Kind! Noch keine neunzehn Jahre alt, noch feucht hinter den Ohren! Hakeswill drosch wütend mit der Pike nach einem Kaktus, und die zornige Bewegung riss die Muskete von seiner linken Schulter.
Normalerweise trug der Sergeant keine Muskete, doch heute Nacht war er mit der Pike, der Muskete, einem Bajonett und einem Gurt mit Pistole ausgerüstet. Abgesehen von der kurzen Schlacht bei Malavelly war Hakeswill seit Jahren in keiner Schlacht mehr gewesen, und er war sich nicht sicher, ob er heute Nacht in einer weiteren kämpfen wollte, aber wenn das der Fall sein sollte, dann würde er verdammt dafür sorgen, dass er mit mehr Waffen ausgerüstet war als jeder heidnische Feind, dem er begegnen mochte.
Die Sonne war längst untergegangen, als Wellesley die drei Bataillone halten ließ. Am westlichen Himmel war immer noch schwacher Lichtschein zu sehen, als sich das 33. Regiment formierte. Die beiden Sepoy-Bataillone warteten eine Viertelmeile hinter dem 33.
Die Feuerschweife der Raketen schienen jetzt heller zu leuchten, als sie in den wolkenlosen, fast dunklen Himmel stiegen, wo die ersten Sterne durch die Dunkelheit stachen. Die Geschosse zischten, als sie über die Köpfe der Männer hinwegflogen, und ihre
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