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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht weggegangen, das wusste er, aber er fragte sich, was der Mann als Nächstes tun würde. Die Tür öffnen und eine Pistolensalve hinunterjagen? Die Verluste riskieren? Sharpe bezweifelte es. Ferragus hoffte, die Flüchtlinge glauben zu machen, dass das Lagerhaus leer war, sodass sie die Stufen hinaufsteigen konnten, aber darauf fiel Sharpe nicht herein. Er wartete ab und lauschte auf das Schaben, mit dem Harpers Ladestock die sieben Kugeln in die Läufe rammte.
    »Geladen, Sir«, sagte Harper.
    »Dann hoffen wir mal, dass die Bastarde kommen«, sagte Sharpe. Mit einem scharfen Laut sog Sarah Luft ein, was Sharpe jedoch ignorierte, da plötzlich ein heftiger Knall ertönte, so laut, als werde eine Kanone abgefeuert. Sharpe wich zurück, erwartete eine Explosion, doch dem Knall folgte lediglich Stille. Etwas Schweres war auf die Falltür gestellt worden. Dann gab es einen weiteren Knall und noch einen, gefolgt von einem heftigen Kratzgeräusch und einer ganzen Reihe von Knall- und Kratzgeräuschen. »Sie beschweren die Falltür«, sagte Sharpe.
    »Warum denn das?«, fragte Sarah.
    »Sie schließen uns hier ein, Miss, und dann kommen sie wieder und kümmern sich um uns, wenn sie bereit sind.« Ferragus, so dachte sich Sharpe, wollte gewiss nicht mehr Aufmerksamkeit auf sein Lagerhaus lenken, indem er einen weiteren Schusswechsel eröffnete, solange sich britische und portugiesische Truppen in der Stadt befanden. Er würde abwarten, bis die Armee abgezogen war, und dann würde er rechtzeitig, ehe die Franzosen kamen, mit mehr Männern und mehr Waffen zurückkehren und den Keller öffnen. »Also haben wir Zeit«, sagte Sharpe.
    »Zeit wofür?«, fragte Vicente.
    »Zeit, hier hinauszukommen natürlich. Alle Mann Finger in die Ohren.« Er wartete ein paar Sekunden, dann feuerte er das Gewehr die Stufen hinauf ab. Die Kugel grub sich in die Falltür. Sharpe klangen die Ohren, er nahm eine neue Patrone und machte die Waffe wieder schussfertig. »Gib mir deine Hand, Pat«, sagte er, dann legte er das, was von der Patrone übrig war, das Papier und das Pulver, Harper in die Handfläche.
    »Was machst du denn da?«, fragte Vicente.
    »Ich spiele Gott«, antwortete Sharpe. »Es werde Licht.« Er tastete das Innere seines Rocks ab und fand die Ausgabe der Times, die Lawford ihm gegeben hatte. Er riss die Zeitung in zwei Hälften, steckte sich die eine Hälfte wieder in die Tasche und drehte die andere zu einem festen Fidibus zusammen, den er auf den Boden legte.
    »Fertig, Sir.« Harper, der erraten hatte, was Sharpe vorhatte, hatte aus dem Papier der Patrone eine Röhre gedreht, in die er den größten Teil des Pulvers gefüllt hatte.
    »Finde das Zündschloss«, befahl ihm Sharpe und wartete, während Harper das Gewehr, das Sharpe in der Hand hielt, untersuchte.
    »Gefunden, Sir«, sagte Harper, dann hielt er den Fidibus dicht an die Zündpfanne.
    »Bist du froh, dass du mich heute begleitet hast, Pat?«
    »Schönster Tag meines Lebens, Sir.«
    »Nun wollen wir doch mal sehen, wo wir sind«, sagte Sharpe, als er den Abzug betätigte. Eine Flamme schoss auf, als das Pulver in der Pfanne Feuer fing. Harper hielt das Patronenpapier an genau die richtige Stelle, denn ein Funken fiel in die Röhre und entzündete sich. Plötzlich wurde es hell, und Sharpe schnappte sich den Zeitungs-Fidibus und zündete ihn an einem Ende an. Harper leckte sich die verbrannten Finger, während Sharpe das fest zusammengerollte Papier Feuer fangen ließ. Er hatte etwa eine Minute Zeit, ehe das Zeitungspapier verbrannt sein würde, aber es gab nur wenig zu sehen, abgesehen von den beiden Leichen im hinteren Teil des Kellers, und die boten einen hässlichen Anblick, denn Ratten waren über die Männer hergefallen, hatten ihnen die Gesichter bis auf die Schädelknochen weggenagt und Löcher in ihre aufgeschwollenen Bäuche gegraben, in denen es jetzt vor Maden wimmelte und vor Fliegen schwirrte. Sarah floh in eine Ecke und übergab sich, während Sharpe den Rest des Kellers untersuchte, der etwa zwanzig Fuß im Quadrat umfasste und einen steinernen Fußboden hatte. Die Decke war aus Steinen und Ziegeln, und sie wurde von Bögen gehalten, die aus kleinen Ziegeln gebaut waren.
    »Römische Arbeit«, sagte Vicente und betrachtete einen der Bögen.
    Sharpe betrachtete die Treppe, aber ihre Stufen waren aus solidem Stein. Die Zeitung war nahezu ausgebrannt, und er warf sie auf die unterste Stufe und warf einen letzten Blick um sich, derweil die Flammen

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