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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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keinem weiteren Beschuss aussetzen durfte. Er öffnete die Falltür. Eine Woge von fauligem Gestank schlug ihm entgegen. Irgendetwas Totes lag dort unten in der Finsternis. Eine Ratte? Er spähte hinunter und sah Stufen, die in die Schwärze führten, doch aus den Schatten ließ sich schließen, dass sich in der Tiefe ein Kellerraum befand. Wenn er erst einmal den Fuß der Treppe erreicht hatte, konnte er die steinernen Stufen hinauffeuern. Ferragus und seine Männer würden sich diesem Feuer stellen müssen, um sich zu nähern, und das würden sie nur widerstrebend tun. Und vielleicht führte ja ein Weg durch den Keller ins Freie?
    Am anderen Ende des Lagerhauses wurden Schritte laut, dann ertönten oben auf den Stapeln noch mehr Geräusche. Ferragus hatte schnell gelernt und Männer nach oben geschickt, um die Höhe einzunehmen. Sharpe wusste, dass er jetzt erst richtig in der Falle saß und dass der Keller die einzige Möglichkeit war, die ihm blieb.
    »Nach unten«, befahl er. »Allesamt nach unten.«
    Er ging als Letzter und schloss mühsam hinter sich die Falltür, wobei er das schwere Holz langsam herunterließ, sodass Ferragus womöglich nicht bemerkte, dass seine Feinde unter der Erde verschwunden waren. Am Fuß der Treppe war es stockfinster, und es stank so entsetzlich, dass Sarah würgte. Fliegen summten durch die Dunkelheit. »Lade die Salvenbüchse, Pat«, sagte Sharpe, »und gib mir die Gewehre.«
    Sharpe hockte sich auf die Treppe, nahm ein Gewehr in die Hand und legte zwei neben sich. Jeder, der die Falltür jetzt öffnete, würde sich im schwachen Licht des Lagerhauses abzeichnen und sich dafür eine Kugel einhandeln. »Wenn ich feuere«, flüsterte er Harper zu, »dann musst du das Gewehr vor der Salvenbüchse laden.«
    »In Ordnung, Sir.« Harper hätte ein Gewehr auch mit verbundenen Augen und in schwärzester Finsternis laden können.
    »Jorge?«, fragte Sharpe und erhielt ein Zischen zur Antwort, das ihm verriet, welche Schmerzen Vicente litt. »Taste dich an der Wand entlang«, sagte Sharpe, »sieh nach, ob es einen Ausweg gibt.«
    »Major Ferreira war dort oben«, sagte Vicente mit tadelnder Stimme.
    »Der ist genauso schlimm wie sein Bruder«, sagte Sharpe. »Er hatte vor, den Froschfressern einen verdammten Haufen Mehl zu verkaufen, Jorge, nur habe ich das verhindert, deshalb wollte er mir in Bussaco eine Tracht Prügel verpassen.« Er hatte natürlich keine Beweise dafür, aber es schien offensichtlich. Ferreira hatte Hogan dazu überredet, Sharpe zum Abendessen in das Mönchskloster einzuladen, und er musste seinen Bruder davon in Kenntnis gesetzt haben, dass der Schütze anschließend allein den dunklen Pfad entlanggehen würde. »Taste die Wände ab, Jorge. Sieh nach, ob es irgendwo eine Tür gibt.«
    »Da sind Ratten«, sagte Vicente.
    Sharpe zog sein Klappmesser aus seiner Tasche, holte die Klinge heraus und flüsterte Sarahs Namen. »Nehmen Sie das«, sagte er und tastete nach ihrer Hand. Er legte den Griff des Messers in ihre Finger. »Seien Sie vorsichtig«, warnte er sie. »Es ist ein Messer. Ich möchte, dass Sie damit einen Streifen von Ihrem Kleid abschneiden und versuchen, Jorges Schulter zu bandagieren.«
    Er hatte erwartet, dass sie gegen die Zerstörung ihres einzigen Kleides protestieren würde, aber sie sagte nichts, und kurz darauf hörte Sharpe ein reißendes Geräusch, als sie an der Seide zerrte. Sharpe schlich sich ein paar Stufen hinauf und lauschte. Eine Weile lang herrschte Stille, dann ertönte der jähe Knall einer Pistole und dann ein weiterer Knall, als sich wenig später die Kugel in die Falltür bohrte. Die Kugel blieb stecken, sie konnte das dicke Holz nicht durchschlagen. Ferragus gab damit bekannt, dass er Sharpe gefunden hatte, aber der große Mann war sichtlich nicht gewillt, die Falltür zu öffnen und hinunter in den Keller zu stürmen, denn es folgte eine weitere längere Stille.
    »Es gibt keinen Ausweg«, gab Vicente bekannt.
    »Es gibt immer einen Ausweg«, widersprach ihm Sharpe. »Die Ratten kommen auch herein, oder?«
    »Aber da liegen zwei tote Männer.« Vicente klang angewidert. Der Gestank war überwältigend.
    »Die können uns nichts mehr tun«, flüsterte Sharpe. »Nicht, wenn sie tot sind. Zieh deinen Rock und dein Hemd aus, Jorge, und lass dich von Miss Fry verbinden.«
    Sharpe wartete. Vicente gab vor Schmerz Zischlaute von sich, und Sarah machte beruhigende Geräusche. Sharpe schlich sich näher an die Falltür heran. Ferragus war

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