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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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in ordentlichen Quadraten aufgestapelt, jeder Stapel maß in etwa zwanzig Fuß mal zwanzig Fuß, und alle waren durch Gänge unterteilt. Sharpe zählte ein Dutzend Stapel. Ein paar der Fässer waren mit dem breiten britischen Pfeil gezeichnet, was bedeutete, dass sie gestohlen waren. Harper folgte den drei übrigen, dann fiel ihm plötzlich Francisco wieder ein. Als er sich umdrehte, sah er Männer von den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite herüberkommen. Es war ein halbes Dutzend, und sie füllten den breiten Eingang des Lagerhauses aus. Er sah auch, dass sie Pistolen in den Händen hielten. »Ärger!«, rief er.
    Sharpe fuhr herum, sah die Schatten im Eingang und wusste instinktiv, dass Francisco sie betrogen hatte, und er wusste auch, dass er in Schwierigkeiten steckte. »Hierher zurück, Pat!«, brüllte er, versetzte gleichzeitig Sarah einen heftigen Stoß und drängte sie in einen der Gänge zwischen Säcken. Die geöffnete Tür des Lagerhauses wurde zugeworfen, sodass sich der riesige Raum verdunkelte. Sharpe schnallte sein Gewehr ab, als die ersten Schüsse von der sich schließenden Tür her laut wurden. Eine Kugel fuhr dicht neben seinem Kopf in einen Sack, eine weitere sprang von einem eisernen Fassring ab und knallte gegen die hintere Wand, und eine dritte traf Vicente, der zurückgeworfen wurde und sein Gewehr fallen ließ. Sharpe stieß die Waffe mit einem Tritt in Sarahs Richtung und zerrte Vicente in den engen Gang, dann kehrte er in den Mittelgang zurück und zielte auf die Tür. Er sah nichts und duckte sich wieder in die Deckung. Ein wenig Licht fiel durch eine Hand voll dreckiger Fenster in der hohen Decke, aber viel war das nicht. Am hinteren Ende des Gangs nahm er eine Bewegung wahr und drehte sich um, wobei das Gewehr an seine Schulter sauste, aber es war nur Harper, der vernünftigerweise den Mittelgang gemieden hatte, indem er um die Flanke der hohen Stapel herumgerannt war.
    »Es sind sechs Männer«, sagte Harper, »vielleicht sogar mehr.«
    »Ich kann hier nicht bleiben«, sagte Sharpe. »Mister Vicente ist getroffen.«
    »Jesus Christus«, sagte Harper.
    »Verzeihung, Miss«, entschuldigte Sharpe sich in Harpers Namen, dann blickte er hinüber zu Vicente, der bei Bewusstsein war, aber Schmerzen hatte. Er war gestürzt, als die Kugel ihn traf, aber mehr als alles andere hatte er sich erschrocken und stand inzwischen wieder auf den Beinen, an ein paar Kisten gelehnt.
    »Es blutet«, sagte er.
    »Wo?«
    »Linke Schulter.«
    »Spuckst du Blut?«
    »Nein.«
    »Dann wirst du’s überleben«, sagte Sharpe und gab Harper Vicentes Gewehr. »Gib mir die Salvenbüchse, Pat«, sagte er, »und bring Mister Vicente und Miss Fry nach hinten. Sieh nach, ob es dort einen Weg ins Freie gibt. Aber warte noch einen Moment.« Sharpe lauschte. Er konnte leise Geräusche hören, aber die mochten von Ratten oder Katzen stammen. »Bleib an der Seitenwand«, flüsterte er Harper zu und ging selbst zuerst, um um die Ecke zu spähen. Da war ein Schatten im Schatten. Sharpe setzte einen Schritt vor, der Schatten spie Feuer, und eine Kugel sauste neben ihm die Wand entlang. Er hob das Gewehr und sah den Schatten verschwinden. »Jetzt, Pat.«
    Harper führte Vicente und Sarah in den hinteren Teil des Lagerhauses. Gebe Gott, dass dort eine Tür offen steht, dachte Sharpe, schlang sich das Gewehr um die linke Schulter, nahm die Salvenbüchse auf die rechte und erstieg den nächstbesten Stapel. Er kämpfte sich hinauf, rammte seine Stiefel in die Lücken zwischen den Getreidesäcken und scherte sich nicht um die Geräusche, die er verursachte. Einmal verlor er um ein Haar den Halt, aber der Zorn trieb ihn weiter voran, und schließlich wälzte er sich auf die Spitze des riesigen Stapels, wo er die Salvenbüchse von der Schulter nahm. Er spannte sie und hoffte, dass niemand unter ihm das Klicken hörte. Eine große Katze fauchte ihn an, machte einen Buckel und stellte den Schwanz auf, dann entschied sie sich jedoch, keinen Kampf um die holprige Fläche oben auf den Säcken anzufangen, und trollte sich.
    Sharpe schob sich über die Säcke. Er kroch auf dem Bauch und lauschte auf jedes noch so schwache Gemurmel von Stimmen. Er wusste, dass sich Männer in dem Gang unterhalb der Säcke befanden und dass sie dabei waren, zu planen, wie sich am besten vollenden ließ, was sie begonnen hatten. Er wusste, dass sie vor den Gewehren Angst hatten, dass sie sich zugleich jedoch siegessicher fühlten.
    Allem Anschein

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