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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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erloschen.
    »Wir sitzen in der Falle«, sagte Vicente niedergeschlagen. Er hatte sich das Hemd aufgerissen, und seine linke Schulter war jetzt notdürftig bandagiert, aber Sharpe sah das Blut auf seiner Haut und auf den zerrissenen Enden des Hemdes. Dann erloschen die Flammen, und die Dunkelheit kehrte in den Keller zurück. »Es gibt keinen Ausweg«, sagte Vicente.
    »Es gibt immer einen Ausweg«, beharrte Sharpe. »Ich saß mal in einem Zimmer in Kopenhagen in der Falle, aber ich bin rausgekommen.«
    »Wie?«, fragte Vicente.
    »Durch den Schornstein«, antwortete Sharpe und schauderte beim Gedanken an den schwarzen, engen, die Lungen quetschenden Durchgang, den er sich hinaufgekämpft hatte, ehe er in einer rußgeschwärzten Kammer gelandet war und sich wie ein Aal durch eine weitere Röhre hatte schlängeln müssen.
    »Wie schade, dass die Römer hier keinen Schornstein eingebaut haben«, sagte Harper.
    »Wir müssen eben abwarten und uns den Weg nach draußen erkämpfen«, schlug Vicente vor.
    »Geht nicht«, erwiderte Sharpe brutal. »Wenn Ferragus zurückkommt, Jorge, dann wird er kein Risiko eingehen. Er wird diese Falltür öffnen, und dort oben wird ein Haufen Männer mit Musketen stehen und darauf warten, uns zu töten.«
    »Und was tun wir?«, fragte Sarah, die sich ein wenig erholt hatte, kleinlaut.
    »Wir zerstören die Lebensmittel dort oben«, antwortete Sharpe und nickte in die Dunkelheit, in Richtung der Vorräte, die oben in dem Lagerhaus gestapelt waren. »Das ist es, was Wellington von uns verlangt, oder nicht? Das ist unsere Pflicht. Wir können ja nicht unsere ganze Zeit damit verbringen, in Universitäten umherzuflanieren, wir müssen ja auch mal unsere Arbeit tun.«
    Vorher aber musste er hier rauskommen, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte.
    Ferragus, sein Bruder und drei weitere Männer aus dem Lagerhaus zogen sich in eine Taverne zurück. Zwei Männer hatten nicht mitkommen können. Einer war von einer Kugel aus der siebenläufigen Salvenbüchse in den Schädel getroffen worden, und obwohl er noch lebte, war er nicht in der Lage, zu sprechen, seine Bewegungen zu kontrollieren oder sonst etwas Sinnvolles zu tun. Also hatte Ferragus angeordnet, ihn nach Santa Clara bringen zu lassen, in der Hoffnung, dass dort noch ein paar Nonnen waren. Ein zweiter Mann war von derselben Salve in den Arm getroffen worden, er war nach Hause gegangen, um sich von seiner Frau den gebrochenen Arm schienen und die Wunde verbinden zu lassen. Dass zwei seiner Männer verwundet worden waren, ärgerte Ferragus, der missmutig in seinen Wein stierte.
    »Ich habe dich gewarnt«, sagte Ferreira. »Sie sind eben Soldaten.«
    »Tote Soldaten«, erwiderte Ferragus. Das war sein einziger Trost. Die vier saßen in der Falle, und sie würden in dem Keller hocken bleiben müssen, bis Ferragus sie herausholte, und er spielte mit dem Gedanken, sie dortzulassen. Wie lange würde es dauern, bis sie starben? Würden sie in der schwarzen Finsternis dem Wahnsinn anheimfallen? Sich gegenseitig erschießen? Zu Kannibalen werden? Vielleicht würde er nach einigen Wochen die Falltür öffnen, und ein letzter Überlebender würde im jähen Licht zwinkernd ins Freie kriechen, und dann würde er den Bastard zu Tode treten. Nein, er würde lieber alle drei Männer zu Tode treten und Sarah Fry eine weitere Lektion erteilen. »Wir holen sie heute Nacht raus«, sagte er.
    »Die Briten werden heute Nacht in der Stadt sein«, erinnerte ihn Ferreira. »Und in der Straße hinter dem Lagerhaus sind Soldaten einquartiert. Was, wenn sie Schüsse hören? Sie ziehen vielleicht nicht so einfach ihrer Wege wie die heute Nachmittag.«
    Eine portugiesische Patrouille hatte die Schüsse aus dem Lagerhaus gehört und war gekommen, um der Sache nachzugehen, aber Ferreira, der sich nicht an dem Kampf beteiligt hatte, sondern bei der Tür stehen geblieben war, hatte die Schritte auf dem Kopfsteinpflaster gehört und war hinausgelaufen, um die Patrouille aufzuhalten. Es wären Männer in dem Gebäude, die Ziegen töteten, hatte er ihnen erklärt.
    »Keiner wird aus diesem Keller Schüsse hören«, erwiderte Ferragus übellaunig.
    »Du willst das wirklich riskieren?«, fragte Ferreira. »Mit dieser großen Waffe? Die einen Lärm macht wie eine Kanone?«
    »Dann eben morgen früh«, knurrte Ferragus.
    »Morgen früh werden die Briten immer noch hier sein«, erinnerte der Major ihn geduldig. »Und am Nachmittag müssen wir beide nach Norden

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