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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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waren zurückgekehrt. Ferreira war so vernünftig gewesen, seine Uniform abzulegen, und trug stattdessen einen schwarzen Anzug. Bei ihm befanden sich ein französischer Offizier und eine Schwadron sichtlich abgehärteter Kavalleristen, bewaffnet mit Säbeln und kurzen Musketen. Der Lärm in den Straßen wurde Ferragus erneut bewusst: ein Schrei von irgendwoher, Hufschlag und der Lärm von Stiefeltritten. Er stand wieder im Tageslicht, die Hölle war verschlossen, und die Franzosen waren eingetroffen.
    Er war in Sicherheit.
    Die Kolben der Gewehre hämmerten auf die Wand des Abwasserkanals ein, und im Handumdrehen wurde Sharpe belohnt, als nämlich das scharrende Geräusch ertönte, mit dem sich Steine lösten. »Richard!«, rief Vicente warnend, und Sharpe sah sich um und entdeckte winzige Funken von Licht, die aus den entfernten Winkeln des Kanals herüberglommen. Die Funken flammten auf, leuchteten und verloschen, wobei sich das unheimliche Licht in Dingen widerspiegelte, die an den Seiten des Tunnels glänzten.
    »Ferragus«, sagte Sharpe. »Er wirft Feuer in den Keller. Ist dein Gewehr geladen, Jorge?«
    »Natürlich.«
    »Bewach den Weg. Aber ich bezweifle, dass die verdammten Kerle hierherkommen werden.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil sie uns bestimmt nicht hier unten einen Kampf liefern wollen«, sagte Sharpe. »Weil sie nicht durch Scheiße waten wollen. Weil sie Angst haben.« Er stieß den Kolben des Gewehrs in das alte Ziegelwerk, schlug in einer Art von Wahn wieder und wieder zu, und an seiner Seite arbeitete Harper, der seine Schläge so setzte, dass sie zeitgleich mit denen von Sharpe auftrafen, und plötzlich brach das alte Gemäuer zusammen. Einige der Ziegel fielen zu Sharpes Füßen nieder und ließen den Unrat an seinen Beinen hochspritzen, aber die meisten stürzten in den Raum, der sich hinter der Mauer auftat, was immer dort auch sein mochte. Gut war, dass sie mit einem trockenen Krachen aufschlugen, nicht mit einem Platschen, was bedeutet hätte, dass es ihnen lediglich gelungen war, in eine der zentralen Sickergruben vorzustoßen, die sich unter den Häusern der Unterstadt befanden. »Kommst du da durch, Pat?«, fragte Sharpe.
    Harper gab keine Antwort, sondern kletterte einfach durch die Öffnung in den dunklen Raum dahinter. Sharpe drehte sich noch einmal um, um die kleinen Funken des herabstürzenden Feuers zu beobachten, die seiner Einschätzung nach nicht mehr als hundert Schritte weit entfernt waren. Der Weg durch den Abwasserkanal war ihm viel länger vorgekommen. Ein großer Span fiel nieder, flackerte blaugrün auf und verlosch, doch nicht bevor er die Wände in Licht getaucht und gezeigt hatte, dass der Kanal leer war.
    »Noch ein verdammter Tunnel«, sagte Harper. Seine Stimme hallte in der Dunkelheit wider.
    »Nimm das«, sagte Sharpe und schob sein Gewehr und seinen Degen durch die Öffnung. Harper nahm die Waffen, dann kletterte Sharpe durch das Loch und schrammte sich dabei an der scharfen Kante des aufgebrochenen Gemäuers den Bauch auf. Die Luft war plötzlich frisch. Der Gestank war natürlich noch wahrnehmbar, aber nicht mehr so konzentriert, und er atmete tief ein, bevor er Harper half, die Kleiderbündel durch das Loch zu hieven. »Miss Fry? Geben Sie mir Ihre Hände«, sagte Sharpe und hob sie durch die Öffnung. Dann trat er zurück, und sie fiel gegen ihn, sodass ihr Haar sein Gesicht berührte. »Alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung«, erwiderte sie und lächelte. »Sie haben recht, Mister Sharpe, und aus irgendwelchen Gründen habe ich Vergnügen an alledem.«
    Harper half Vicente durch das Loch. Sharpe hob Sarah sacht in die Höhe. »Sie müssen sich anziehen, Miss.«
    »Ich habe schon vermutet, dass ich mein Leben ändern müsste«, sagte sie, »aber an so etwas habe ich dabei nicht gedacht.« Sie hielt ihn noch immer fest, und er spürte, dass sie zitterte. Nicht vor Kälte. Seine Hand glitt an ihrem Rücken hinab, zeichnete ihre Wirbelsäule nach. »Da ist ja Licht«, bemerkte sie einigermaßen verblüfft, und Sharpe drehte sich um und entdeckte tatsächlich einen schwachen Streifen Grau am Ende des weiten Raums. Er nahm Sarahs Hand und drängte sich an den Stapeln von Dingen, die sich wie Pelze anfühlten, vorüber. Er bemerkte, dass der Raum nach Leder stank, auch wenn dieser Gestank nach dem dichten Mief unten in dem Abwasserkanal eine Erleichterung darstellte. Der graue Streifen war weit oben, knapp unter der Decke, und Sharpe musste auf einen Stapel

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