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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Lederhäute steigen, um festzustellen, dass eine der Häute vor ein kleines, hohes Fenster genagelt worden war. Er riss sie herunter und sah, dass das Fenster lediglich einen Fuß hoch und mit dicken Eisenstangen vergittert war. Es führte jedoch hinaus aufs Pflaster einer Straße, die ihm nach den vergangenen Stunden wie ein Stück vom Himmel erschien. Das Glas war verdreckt, und dennoch kam es ihm vor, als werde der Keller von Licht durchflutet.
    »Sharpe«, sagte Vicente tadelnd, und Sharpe fuhr herum, um zu entdecken, dass das Licht Sarahs nahezu völlige Nacktheit enthüllte. Sie wirkte von dem Licht geblendet, dann duckte sie sich hinter einem Stapel Häute.
    »Zeit, sich anzuziehen, Jorge«, sagte Sharpe. Er holte Sarahs Bündel und brachte es ihr. »Ich brauche meine Stiefel«, sagte er, wobei er ihr den Rücken zuwandte.
    Sie setzte sich hin, um die Stiefel auszuziehen. »Hier«, sagte sie, und Sharpe drehte sich um und sah, dass sie noch immer fast völlig nackt war. Sie hielt ihm die Stiefel hin. Ihre Augen blitzten herausfordernd, beinahe als wundere sie sich über ihre eigene Kühnheit.
    Sharpe ging in die Hocke. »Alles kommt in Ordnung«, sagte er. »Jemand, der so zäh ist wie Sie, überlebt so etwas.«
    »Von Ihnen, Mister Sharpe, ist das ein Kompliment, nehme ich an?«
    »Ja«, sagte er, »und das hier ebenfalls.« Er beugte sich vor, um sie zu küssen. Sie erwiderte den Kuss und lächelte, als er seinen Kopf zurücknahm. »Sarah«, sagte er.
    »Ja, ich denke, wir sind einander nun angemessen vorgestellt worden«, gestattete sie ihm die vertrauliche Anrede.
    »Gut«, erwiderte Sharpe, dann ging er, damit sie sich anziehen konnte.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Harper, als sie sich alle wieder angezogen hatten.
    »Wir kommen zum Teufel noch mal hier raus«, antwortete Sharpe. Er fuhr herum, als er Stiefeltritte auf der Straße vernahm, dann sah er Füße, die an dem kleinen Fenster vorbeigingen. »Die Armee ist noch hier«, sagte er. »Also sehen wir zu, dass wir hier rauskommen, und sorgen dafür, dass Ferragus all die Vorräte in seinem Lagerhaus verliert.« Er schnallte sich den Degengurt um und schulterte sein Gewehr. »Und dann verhaften wir ihn«, fuhr er fort, »stellen ihn an eine Wand und erschießen den Bastard, obwohl es dir, Jorge, zweifellos lieber wäre, wenn wir ihm zuerst den Prozess machen würden.«
    »Du kannst ihn einfach erschießen«, widersprach Vicente.
    »Gut gesprochen«, kommentierte Sharpe und ging durch den Raum bis zu einer hölzernen Treppe, die zu einer Tür führte. Sie war verschlossen, vermutlich auf der anderen Seite verriegelt, aber die Scharniere befanden sich auf der Kellerseite, und die Schrauben waren tief in das verrottete Holz eingesunken. Er rammte seinen Degen unter eines der Scharniere und hebelte es vorsichtig in die Höhe, falls das Scharnier stärker sein sollte, als er vermutete. Dann verpasste er ihm einen ordentlichen Stoß, der die Schrauben aus dem Türpfosten splittern ließ. Draußen ritt ein Trupp von Kavalleristen vorbei. »Die müssen im Aufbruch sein«, sagte Sharpe, der jetzt seinen Degen hinter das untere Scharnier klemmte. »Hoffen wir also, dass die Franzosen noch nicht zu nah sind.«
    Das zweite Scharnier platzte aus dem Türrahmen, und Sharpe zog daran, um die Tür nach innen zu zwingen. Am Riegel bog sie sich, öffnete sich aber weit genug, dass er in einen Durchgang blicken konnte, an dessen Ende sich eine schwere Tür befand. Gerade als Sharpe sich durch den Spalt zwängen wollte, begann jemand, an diese Tür zu hämmern. Er sah, wie sie wackelte, wie der Staub von ihrem Holz herabrieselte, und er hob die Hand, um seinen Gefährten Schweigen zu gebieten, ehe er zurücktrat. »Welcher Tag ist heute?«, fragte er.
    Vicente dachte eine Sekunde lang nach. »Montag?«, vermutete er. »Der erste Oktober?«
    »Jesus«, stieß Sharpe heraus und fragte sich, ob die Reiter in der Straße wohl Franzosen, keine Briten gewesen waren. »Sarah! Geh zum Fenster, und sag mir, ob du ein Pferd sehen kannst.«
    Sie stolperte hinauf, drückte ihr Gesicht an das verschmierte Glas und nickte. »Zwei Pferde«, sagte sie.
    »Haben sie gestutzte Schwänze?«
    »Gestutzte Schwänze?«
    »Hat man ihnen den Schweif kurz geschnitten?« Die Tür am Ende des Gangs erzitterte unter den Schlägen, und er wusste, sie würde jeden Augenblick nachgeben.
    Sarah sah von Neuem durch das Glas. »Nein.«
    »Dann sind es Franzosen«, sagte Sharpe. »Sieh zu, dass du

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