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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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berichteten, sie hätten keine Feinde gesehen. Es waren arme Leute, doch sie boten den Fremden Käse, Brot und Fisch an.
    Sie erreichten den Tajo noch am selben Abend. Das Wetter war noch schlechter geworden. In großen grauen Wellen, die gegen die Bäume droschen und kleine Bäche in Ströme verwandelten, kam der Regen aus dem Westen. Der Tajo war eine breite, große Wasserflut, die vom Regen gepeitscht wurde, und Sharpe hockte sich an sein Ufer, hielt Ausschau nach irgendeinem Anzeichen, dass sich hier Boote befanden, konnte aber keines entdecken. Die Portugiesen hatten sämtliche Schiffe in Sicherheit gebracht, um die Franzosen daran zu hindern, den Wasserweg einzuschlagen und damit die neue Verteidigungslinie in Torres Vedras zu umgehen. Aber ohne Boot saß Sharpe in der Falle, und indem er den Zêzere überquert hatte, hatte er diesen Fluss zwischen sich und Lissabon gebracht. Um ihn erneut zu überqueren und dann auf dem rechten Ufer des Tajo der Armee entgegenzumarschieren, würde er wieder stromaufwärts gehen und eine Stelle finden müssen, an der es eine Furt durch den kleineren Fluss gab. »Es wird ein Boot geben«, sagte er. »Erinnerst du dich? In Oporto hat es auch eines gegeben.«
    »Da hatten wir Glück«, erwiderte Vicente.
    »Mit Glück hat das nichts zu tun, Jorge«, sagte Sharpe. In Oporto hatten die Briten und Portugiesen die Schiffe auf dem Douro zerstört, aber Sharpe und Vicente hatten doch noch einige Boote gefunden, genug, um die Armee hinüberzubringen. »Mit Glück hat es nichts zu tun«, wiederholte Sharpe, »sondern mit den Bauern. Die können sich keine neuen Boote leisten, also haben sie der Regierung ihre alten, abgewrackten Boote übergeben und die guten versteckt. Wir brauchen nur eines zu finden!« Ferreira und sein Bruder würden es leichter haben, sich ein Boot zu sichern, dachte er übellaunig. Sie hatten Geld bei sich. Während er den Fluss hinaufblickte, betete er, dass er ihnen zuvorkommen würde.
    Sie verbrachten die Nacht in einem Schuppen, dessen Dach den Regen durchließ wie ein Sieb, und am nächsten Morgen gingen sie den Fluss hinauf, bis sie in ein Dorf kamen, wo eine Gruppe bewaffneter Männer sie am Ende der Straße empfing. Vicente sprach mit ihnen, aber es war offensichtlich, dass die Männer ihnen keineswegs freundlich gesinnt waren. Diese Siedlungen am Fluss waren von der portugiesischen Armee durchsucht worden, um sicherzustellen, dass keine Boote dem Feind überlassen wurden, und Vicente war nicht in der Lage, sie dazu zu überreden, ihnen ein womöglich verstecktes Boot zur Verfügung zu stellen. Die Waffen der Männer, so alt sie auch sein mochten, überzeugten Sharpe davon, dass sie ihre Zeit verschwendeten. »Sie sagen, wir sollen nach Abrantes gehen«, sagte Vicente. »Sie sagen, dort gibt es versteckte Boote.«
    »Versteckte Boote gibt es auch hier«, knurrte Sharpe. »Wie weit ist es nach Abrantes?«
    »Vielleicht könnten wir gegen Mittag dort sein.« Überzeugt klang Vicente nicht. Und die Ferreira-Brüder, dachte Sharpe, würden gewiss längst auf dem Fluss sein und nach Süden treiben. Er war recht sicher, dass es ihm, indem er dem Zêzere gefolgt war, gelungen war, sie zu überholen, aber jetzt erwartete er jeden Moment, zu sehen, wie sie an ihm vorübertrieben und ihm entwischten.
    »Ich kann mit ihnen reden«, schlug Vicente vor und wies auf die Männer. »Wenn ich verspreche, zurückzukommen und für das Boot zu bezahlen, verkaufen sie uns vielleicht eines.«
    »Sie werden einem solchen Versprechen keinen Glauben schenken«, sagte Sharpe. »Nein, gehen wir weiter.«
    Sie verließen das Dorf, gefolgt von sieben Männern, die ihren Sieg bejubelten. Sharpe ignorierte sie. Er war jetzt auf dem Weg nach Norden, in die völlig falsche Richtung, aber er sagte nichts, bis die Dorfbewohner sich sicher waren, dass sie die Bedrohung abgewehrt hatten, und sie verließen, nachdem sie ihnen noch einmal hinterhergerufen hatten, sich ja von ihnen fernzuhalten. Sharpe wartete, bis sie außer Sicht waren. »Zeit, unangenehm zu werden«, sagte er. »Diese Bastarde haben ein Boot, und ich will es haben.«
    Er führte seine Gefährten von der Straße weg die Anhöhe hinauf, dann wieder zurück in Richtung des Dorfes, wobei sie sich hinter den Reihen der Weinreben, die an Kastanienholzspalieren befestigt waren, versteckt hielten. Ohne Unterlass fiel Regen.
    Sein Plan war verblüffend einfach: Er musste etwas finden, das die Dorfbewohner höher schätzten als ihre

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