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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dein Schüler«, sagte Sharpe.
    Die vier Männer, die sich von Joanas leidenschaftlichem Ausbruch offenbar beschämt fühlten, blickten zu ihm auf. Er sah den Zweifel auf ihren Gesichtern, und einem Impuls folgend zerrte er den jungen Mann auf die Füße. Die vier Musketenläufe sausten augenblicklich nach oben.
    »Geh«, sagte Sharpe zu dem Jungen und ließ den zerschlissenen Kragen, an dem er ihn festgehalten hatte, los. »Geh und sag ihnen, dass wir ihnen nichts Böses wollen.«
    Sarah übersetzte, und der junge Mann nickte ihr dankbar zu, dann rannte er den Hügel hinunter zu seinen Gefährten. Der Größte von ihnen hängte seine Muskete über die Schulter und stieg langsam den Hang herauf. Er stellte noch weitere Fragen, auf die Joana ihm Antwort gab, aber irgendwann nickte er Sharpe zu und forderte die Fremden auf, mit ihm zu sprechen. »Heißt das, dass sie uns glauben?«, fragte Sharpe.
    »Sie sind sich nicht sicher«, erwiderte Sarah.
    Es dauerte beinahe eine Stunde, ehe die Männer überzeugt waren, dass Major Ferreira sie betrogen hatte, und erst als Vicente seine rechte Hand auf ein Kruzifix legte und bei seinem Leben, der Seele seiner Frau und dem Leben seines kleinen Kindes einen Schwur leistete, akzeptierten die Männer, dass Sharpe und seine Gefährten keine Verräter waren. Anschließend führten sie die Flüchtlinge in ein kleines, hoch gelegenes Dort nicht mehr als eine Anzahl Hütten, zwischen denen im Sommer Ziegenherden grasten. Der Ort war jetzt überfüllt von Flüchtlingen, die darauf warteten, dass der Krieg ein Ende fand. Die Männer waren bewaffnet, zumeist mit britischen Musketen, die Ferreira ihnen geliefert hatte, und aus diesem Grund hatten sie dem Major Glauben geschenkt, auch wenn es genügend Flüchtlinge gab, die den Bruder des Majors kannten und in großer Sorge waren, als Ferragus in ihre Siedlung kam. Andere kannten Vicentes Familie und halfen, Soriano davon zu überzeugen, dass der portugiesische Offizier die Wahrheit sagte.
    »Sie waren zu fünft«, erzählte Soriano Vicente. »Und wir haben ihnen Maultiere gegeben. Die einzigen Maultiere, die wir hatten.«
    »Haben sie gesagt, wohin sie wollten?«
    »Nach Osten, senhor .«
    »Nach Castelo Branco?«
    »Und dann zum Fluss«, bestätigte Soriano. Er war Müller gewesen, aber seine Mühle war zerstört und sein kostbarer hölzerner Mechanismus verbrannt worden, und jetzt, wo er sich hinter den französischen Linien befand, wusste er nicht mehr, wie er sich seinen Lebensunterhalt verdienen sollte.
    »Ich sage Ihnen, was Sie zu tun haben«, sagte Vicente. »Sie führen Ihre Männer nach Süden und greifen die Franzosen an. Im Vorgebirge treffen Sie auf Gruppen der Vorhut. Töten Sie sie. Hören Sie nicht auf, sie zu töten. Und in der Zwischenzeit geben Sie uns Kleider und Schuhe für die Frauen und einen Führer, um Major Ferreira zu verfolgen.«
    Eine Frau aus der Siedlung sah sich die Wunde an Vicentes Schulter an und erklärte, dass sie gut heilte. Dann legte sie frisches Moos darauf und umwickelte sie mit einem frischen Verband. Schuhe und Strümpfe für Sarah und Joana fanden sich schnell, aber die einzigen Kleider, die es gab, waren schwer und schwarz, keine Kleidung, die sich für eine meilenweite Reise über raues Land eignete. Also überredete Sarah die Frauen, ihnen stattdessen Hosen, Hemden und Jacken von Jungen zu geben.
    Es gab nur wenig zu essen in dem Dorf, aber sie bekamen etwas hartes Brot und einen in Tücher gewickelten Ziegenkäse, und dann brachen sie gegen Mittag auf. Sie hatten, soweit Vicente es einschätzen konnte, noch etwa sechzig Meilen zurückzulegen, ehe sie den Fluss Tajo erreichen würden, wo sie, so hoffte er, ein Boot auftreiben konnten, das sie stromabwärts nach Lissabon und zur britischen und portugiesischen Armee bringen würde.
    »Noch drei Tage zu gehen«, sagte Sharpe. »Vielleicht auch weniger.«
    »Zwanzig Meilen am Tag?« Sarah klang nicht überzeugt.
    »Wir sollten sogar noch mehr schaffen«, beharrte Sharpe. Die Armee rechnete mit Märschen zu fünfzehn Meilen pro Tag, aber die Armee wurde durch Geschütze, Gepäck und marschierende Verwundete behindert. General Craufurd, der vergeblich versucht hatte, Talavera rechtzeitig zur Schlacht zu erreichen, war mit der Leichten Brigade mehr als vierzig Meilen pro Tag marschiert, doch das war auf halbwegs anständigen Straßen geschehen, und Sharpe wusste, ihre Route würde sie quer durchs Land führen, bergauf und bergab, auf Pfaden, die die

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