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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sich. Wie die Kavalleristen breiteten auch sie sich aus und glichen nun nicht länger einer Kolonne, sondern ließen zwischen den einzelnen Einheiten Streifen von Sonnenlicht erkennen und luden damit die Kavalleristen ein, in diese Schneisen einzudringen und das Bataillon von innen auseinanderzureißen.
    »Weitermarschieren!«, rief Lawford der nächsten Kompanie zu, die nervös auf die Kavalleristen blickte. »Ignoriert sie!«
    Jetzt nur noch knapp eine halbe Meile. Die Kavallerie hatte sich zu einer Linie verbreitert, die durch das Tal donnerte, und das South Essex Regiment marschierte vor ihrer Front entlang, wobei die linke Flanke einer jeden Reihe den Reitern ausgesetzt war. Jetzt hing alles von der richtigen Zeiteinteilung ab, dachte Lawford, denn zu früh wollte er sich nicht zum Karree formieren und damit die Reiter dazu bringen, auszuscheren. Wie viele waren es? Dreihundert? Mehr, vermutete er und konnte ihre Hufe auf dem weichen Boden hören und ihre Wimpel ausmachen. Er sah, wie die Linie in Galopp fiel, und vermutete, dass sie sich zu früh dazu entschieden hatten, denn der Boden war weich und die Pferde würden erschöpft sein, wenn sie sein Bataillon erreichten.
    Eine Granate explodierte unter den führenden Reitern, und ein Dragoner stürzte in einem Wirrwarr aus Hufen, Zaumzeug, Blut und Degen zu Boden. Die zweite Linie der Kavallerie schwenkte um das ausschlagende Pferd herum, und Lawford gelangte zu dem Schluss, dass es an der Zeit war.
    »Zum Karree formieren!«
    Eine gewisse Schönheit lag in gutem Drill, fand Lawford. Zuzusehen, wie die hintersten Kompanien innehielten und rückwärtsmarschierten, wie die mittleren Kompanien ausschwangen, wie die vorderen Kompanien abwarteten und wie all die verschiedenen Teile nahtlos zusammenkamen, um ein unförmiges Rechteck zu formieren. Drei Kompanien bildeten die langen Seiten, zwei waren am Nordende, und eine einzelne Kompanie bildete die südliche Front, doch was zählte, war, dass das Karree formiert und undurchdringlich war. Die erste Linie ging auf ein Knie nieder. »Bajonette aufsetzen!«
    Die meisten Reiter wichen zurück, aber mindestens hundert von ihnen ritten weiter voran und damit direkt in Lawfords Salve hinein. Der westliche Teil des Karrees verschwand im Rauch, man hörte Pferde wiehern, und als sich der Rauch legte, konnte Lawford sehen, dass Männer und Pferde davongaloppierten und ein Dutzend Leichen auf dem Boden zurückließen. Die Voltigeure nahmen jetzt das Karree unter Beschuss, dankbar, dass sich ihnen ein so riesenhaftes Ziel bot, und die Getroffenen wurden ins Zentrum des Karrees getragen. Die einzige Antwort auf den Angriff der Plänkler war eine Halb-Kompanie-Salve, und das funktionierte: Jeder Beschuss trieb eine Gruppe von Franzosen zurück, und zuweilen blieb einer sich windend auf der Erde liegen, aber wie die Wölfe einer Herde kehrten sie zurück, und die Reiter ritten dahinter in Kreisen und warteten darauf, dass sich das Bataillon der Rotröcke öffnete und ihnen die Gelegenheit zum Angriff gab. Lawford würde sie ihnen nicht geben. Sein Bataillon würde dicht zusammenstehen, aber das verschaffte den Plänklern ihr Ziel, und allmählich wurde ihm klar, dass er sich in ein gefährliches Dilemma manövriert hatte.
    Der beste Weg, die Voltigeure loszuwerden, war, die Linien zu öffnen und vorzustoßen, aber das würde die Kavallerie zur Attacke einladen, und die Kavallerie stellte die größere Gefahr dar. Also mussten sie geschlossen stehen bleiben, doch das verschaffte den französischen Musketen ein verführerisches Ziel, und indem die Voltigeure ihm einen Mann nach dem anderen niedermähten, nagten sie ihn langsam zu Tode. Die Artillerie half Lawford. Die Granaten explodierten stetig, aber der Boden war weich, und die Geschütze feuerten aus der Höhe, sodass viele der Granaten begraben wurden, ehe sie explodierten. Damit wurde ihre Wucht vom Boden abgefedert oder ganz verschwendet. Das Schrapnell war tödlicher, aber mindestens einer der Kanoniere schnitt die Zündschnüre zu lang.
    Lawford drängte das Bataillon nach Norden. Sich im Karree zu bewegen war schwierig, es musste langsam geschehen, und die Verwundeten im Zentrum des Rechtecks mussten mit der Formation mitgetragen werden. Alle paar Sekunden war das Bataillon gezwungen, anzuhalten, um eine weitere Salve auf die Plänkler abzufeuern. In Wahrheit, so wurde Lawford klar, saß er den Voltigeuren in der Falle, und was nach einer einfachen Aufgabe ausgesehen hatte,

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