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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sagte Sharpe.
    »Vor Ihnen hatte er vermutlich Angst, Sir«, erwiderte Bullen.
    »Vor mir?« Sharpe klang überrascht. Er ging hinüber zu der Feuerstelle, ließ sich auf ein Knie nieder und sah Slingsby ins Gesicht. »Es tut mir leid, dass ich grob zu Ihnen war, Lieutenant«, sage er. Slingsby blinzelte, auf seinem Gesicht zeichnete sich Verwirrung und anschließend Überraschung ab. »Haben Sie mich gehört?«, fragte Sharpe.
    »Sehr anständig von Ihnen, Sharpe«, sagte Slingsby und trank weiter.
    »Sie haben mich gehört, Mister Bullen. Ich habe mich entschuldigt.«
    Bullen grinste, war im Begriff, etwas zu sagen, dann aber ertönten Gewehrschüsse auf dem Dachboden, und Sharpe wandte sich dem Fenster zu. »Bereit machen!«
    Die Franzosen kamen zurück, aber diesmal hatten sie eine größere Truppe von Voltigeuren mitgebracht, und sie hatten den Befehl, unentwegt durch eines der Fenster zu feuern, während ein Dutzend Männer die Leichen von den Stufen räumen sollten, um der Angriffstruppe den Weg frei zu machen. Diese beging den Fehler, laut aufzujubeln, als sie vorstürmte. Sharpe warf die Tür auf, und Harper befahl der vordersten Linie, zu feuern, dann der zweiten und schließlich der dritten. Wieder häuften sich die Leichen auf den Stufen, und immer mehr Franzosen kamen, kletterten über die Leichen, und eine Muskete krachte dicht neben Sharpes Ohr. Es war Sarah, die in die ununterbrochene Attacke hineinfeuerte. Noch immer stürmten Franzosen die Stufen hinauf, Harper ließ die erste Linie, die nachgeladen hatte, feuern, aber ein blauberockter Mann überlebte die Füsillade und brach durch die Tür, wo Sharpe ihn mit seinem Degen empfing. »Zweite Linie«, brüllte Harper, »Feuer!« Sharpe drehte die Klinge aus dem Bauch des sterbenden Mannes, zog ihn ins Haus und schlug die Tür wieder zu. Sarah sah zu, wie die Männer luden, und tat es ihnen nach.
    Die Tür erzitterte, Staub wirbelte bei jeder Kugel von den berstenden Holzbrettern auf, und dann begann das französische Musketenfeuer, das Sharpes Männer von den Fenstern ferngehalten hatte, zu ersterben, und die frustrierten Franzosen zogen sich auf die Seiten des Hauses zurück, wo sie vor dem Beschuss in Sicherheit waren.
    »Wir siegen«, sagte Sharpe, und die Männer grinsten ihn mit ihren von Schießpulver fleckigen Gesichtern an.
    Und es entsprach beinahe der Wahrheit.
    Zwei von General Sarruts Adjutanten brachten den Erkundungsgang zu Ende, und wenn sich die Vernunft durchgesetzt hätte, so wäre mit ihrer tapferen Tat das Abenteuer dieses Vormittags beendet gewesen. Die beiden Männer, die Pferde in ausgezeichneter Verfassung ritten, hatten das Kanonenfeuer in Kauf genommen und waren in das Tal galoppiert, das hinter der britischen Bastion mit dem Namen Festungswerk Nummer 119 entlangführte. Granaten, Gewehrbeschuss und sogar ein paar Musketenkugeln schlugen rings um die beiden Reiter ein, während sie im Schatten des östlichen Bergs dahinjagten, dann zügelten beide ihre Pferde, sodass die Grasnarben aufgewirbelt wurden, wendeten und sprengten den Weg, den sie gekommen waren, zurück. Eine Granate schlug kurz hinter ihnen ein, und vom Hinterlauf eines Pferdes spritzte Blut. Dennoch gelang es den beiden erregten Offizieren, sicher zu entkommen, sie galoppierten zwischen den vorderen Plänklern hindurch, setzten über den kleinen Fluss und zügelten die Pferde auf der Höhe ihres Generals.
    »Das Tal ist blockiert, Sir«, berichtete einer von ihnen. »Da sind Baumstämme, Sträucher und Palisaden, die das Tal absperren. Es gibt keinen Weg hindurch.«
    »Und oberhalb der Barrikade steht eine Bastion mit einer Kanone«, berichtete der andere Adjutant. »Die wartet nur darauf, dass sich jemand in das Tal wagt.«
    Sarrut fluchte. Seine Aufgabe war damit erledigt. Er konnte General Reynier Bericht erstatten, der seinerseits Marschall Masséna berichten würde, dass es sich bei keiner der Kanonen im Tal um eine Attrappe handelte und dass das kleine Tal beileibe keinen Durchgang durch die Linien des Feindes darstellte, sondern im Gegenteil einen Bestandteil seiner Verteidigungsanlagen bildete. Jetzt brauchte er nur noch das Signal zum Rückzug zu geben, und die Plänkler würden sich zurückziehen, der Pulverrauch würde zerstieben und die Stille des Morgens zurückkehren, doch gerade als die beiden Reiter von ihrer Erkundung zurückkehrten, sah Sarrut braun uniformierte Portugiesen, die aus dem Tal kamen. Der Feind, so schien es, wollte kämpfen, und

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