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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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waren zu langsam, um die gelöste Ordnung einzuhalten, und ein Mann wurde niedergeschossen, er war ins Knie getroffen worden und wimmerte vor Schmerzen.
    »Lassen Sie ihn!«, brüllte Sharpe. Er war stehen geblieben, um sein Gewehr zu laden. »Kämpfen Sie gegen die Bastarde, Mister Bullen! Verjagen Sie sie!«
    Die Franzosen begannen sich aus der Deckung beim Bauernhaus zu bewegen, und die Musketen mussten das verhindern, sie mussten sie zurücktreiben. Sharpe sah einen Offizier, der etwas brüllte und mit seinem Degen gestikulierte, offenbar um seine Männer zu ermutigen, aus den Gebäuden herauszukommen und den Weg zu stürmen. Sharpe zielte, feuerte und verlor den Mann im Rauch seines Gewehrs aus den Augen. Eine Kugel prallte auf den Boden neben ihm und flog in die Höhe, eine weitere zischte an seinem Kopf vorbei.
    Bullen hatte seine Männer jetzt in der Hand, er brachte sie ins Gleichgewicht und sorgte dafür, dass sie ordentlich kämpften und sich dabei langsam zurückzogen.
    Sharpe drehte sich um und rannte hinter seinen verkleideten Schützen her. Sie waren jetzt im Marschland und warteten auf ihn.
    »Dort entlang«, schrie er und wies auf die Voltigeure, die die Nordflanke des Karrees bekämpften. Vicente war dem South Essex Regiment bereits nahe und stakste durch das Wasser des gefluteten Landes.
    Sharpe betrat das Marschland, um zu seinen Schützen aufzuschließen. Zuerst kam er recht gut voran, denn er konnte von Grasbüschel zu Grasbüschel springen, dann aber versanken seine Stiefel in der saugenden Masse. Eine Musketenkugel platschte dicht neben ihm ins Wasser, und an den Spritzern erkannte er, dass sie von Westen aus abgefeuert worden war, von den Voltigeuren, die dem Karree zusetzten.
    Das waren die Männer, auf die Sharpe zustürmte. Er würde Bullen, Vicente und den Rest der Kompanie dem Karree entgegenstreben lassen, selbst aber würde er seine Schützen in ihren roten Jacken auf die Flanke der Voltigeure führen, die dem Bataillon so viel Schaden zugefügt hatten. Lediglich eine Hand voll dieser Voltigeure schenkte ihm Aufmerksamkeit, und Sharpe wusste, dass sie Rotröcke sahen, keine Schützen. Sie nahmen an, dass ihnen achtzehn Rotröcke nichts anhaben konnten, und Sharpe wollte, dass sie genau das dachten. Er führte seine Männer an den Rand des überfluteten Landes, wo die Schussweite bis zu den Voltigeuren weniger als hundert Schritte betrug. »Nehmt euch die Offiziere vor«, sagte er zu den Schützen, »Sergeant – halten Sie Ausschau nach ihnen, und bringen Sie sie um.«
    Dafür hatte Gott das Gewehr erschaffen. Musketen konnten einander auf hundert Schritte bekämpfen, und es kam einem Wunder gleich, wenn ein gezielter Schuss traf, aber Gewehre waren auf diese Entfernung Mörder, und die Voltigeure, die sich lediglich Musketen gegenübergeglaubt hatten, saßen in der Falle. In den ersten paar Sekunden hatten Sharpes Männer bereits drei Franzosen erschossen und sieben weitere verwundet, und dann luden sie neu, und Sharpe drängte sie nach links, ein paar Schritte näher zum Karree. Sie feuerten erneut, und die Voltigeure, die verwirrt waren, weil sie lediglich Rotröcke sahen, feuerten zurück. Sharpe ging auf ein Knie, sah einen rennenden Offizier, der in einer Hand seinen Degen hochhielt, wartete, bis der Mann stehen blieb, dann richtete er seine Waffe auf ihn und betätigte den Abzug. Als sich der Rauch legte, war der Offizier verschwunden.
    »Langsam und stetig!«, rief Sharpe. »Jeder Schuss zählt!« Er drehte sich um und sah, dass Bullen inzwischen im Marschland in Sicherheit war. Die Voltigeure waren ihm den Weg hinauf gefolgt, aber keiner war bereit, durch den Morast zu stapfen.
    Er blickte wieder nach Westen, lud das Gewehr, dessen Kolben halb im Wasser versank, sah einen Mann, der mit seiner Muskete zielte, und schoss auf ihn. Endlich wurde den Voltigeuren klar, dass sie einen grausam ungleichen Kampf ausfochten, und sie flohen aus der Reichweite der Gewehre. Die Kavalleristen jedoch, die weiter entfernt waren, sahen lediglich ein paar verstreute Rotröcke. Also wendete eine Gruppe von ihnen die Pferde, gab ihnen die Sporen und preschte an den Voltigeuren vorbei, die sich zurückzogen.
    »Zurück«, rief Sharpe, »leicht zurück! Und nach links!« Er führte seine Männer jetzt näher zum Karree, wobei sie durch fußtiefes Wasser wateten. Er hatte den Fluss noch vor sich, doch dasselbe galt für die Kavallerie. Vielleicht nahmen sie an, das Wasser sei überall gleich tief,

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