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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gefallen. Sie waren Brüder. Ferragus war reich genug nach Hause zurückgekehrt, um sich ein Geschäft einzurichten, und auch reich genug, um eine Reihe von Anwesen in der Stadt zu besitzen, aber Pedro bestand darauf, dass er ein Zimmer in seinem Haus erhielt, das er nutzen konnte, wann immer er es wünschte. »Mein Haus ist dein Haus«, hatte er Ferragus versprochen, und auch wenn Major Ferreiras Frau womöglich andere Wünsche hegte, wagte sie nicht, dagegen aufzubegehren.
    Ferragus benutzte das Zimmer im Haus seines Bruders nur selten, aber an dem Tag, an dem die beiden Heere einander in Bussaco gegenüberstanden, nachdem sein Bruder versprochen hatte, Captain Sharpe zu einer Prügelei ins Dickicht zu locken, hatte Ferragus Pedro versprochen, dass er nach Coimbra zurückkehren und dort über den Haushalt Ferreiras wachen würde, bis klar war, wohin der französische Feldzug führen würde. Das Volk war angewiesen worden, aus der Stadt zu fliehen und nach Lissabon zu gehen, aber wenn die Franzosen aufgehalten wurden, würde eine solche Flucht nicht nötig sein, und ob sie nun aufgehalten wurden oder nicht, es herrschte Aufruhr in der Stadt, denn die Leute waren mit dem Befehl, ihre Häuser zu verlassen, nicht einverstanden. Ferreiras Haus, das groß und prächtig und mit dem Erbe seines Vaters erworben worden war, würde Dieben und Plünderern ein willkommenes Ziel bieten, aber niemand würde wagen, es anzurühren, wenn Ferragus und seine Männer dort waren. Somit ritt der große Mann, nachdem es ihm nicht gelungen war, den unverschämten englischen Schützen zu töten, los, um sein Versprechen zu halten.
    Die Entfernung zwischen dem Höhenzug von Bussaco und der Stadt Coimbra betrug weniger als zwanzig Meilen, aber der Nebel und die Dunkelheit zwangen Ferragus und seine Männer, langsamer zu reiten, sodass sie erst kurz vor der Morgendämmerung an den imposanten Gebäuden der Universität und dann den Hügel hinunter zum Haus seines Bruders ritten. Die Scharniere der Tore zu den Stallungen quietschten, und Ferragus sprang ab, ließ sein Pferd einfach stehen und stürmte in die Küche, wo er seine verletzte Hand in einen Bottich mit kühlem Wasser tauchte. Jesus Maria, dachte er, der verfluchte Engländer musste sterben. Sterben musste er. Ferragus grübelte über die Unfairness des Lebens nach, während er ein Tuch benutzte, um das Blut von den Wunden auf seinem Kiefer und seinen Wangen abzuwischen. Der Schmerz ließ ihn zusammenzucken, obwohl er nicht so schlimm war wie das Pochen in seiner Leistengegend, das seit der Auseinandersetzung bei der Kapelle nicht ausgesetzt hatte. Das nächste Mal, versprach Ferragus sich selbst, das nächste Mal würde er Mister Sharpe mit nichts als seinen bloßen Fäusten gegenübertreten, und er würde den Engländer töten, wie er so viele andere getötet hatte, indem er ihn in eine blutende, wimmernde Masse Fleisch verwandelte. Sharpe musste sterben, das hatte sich Ferragus geschworen, und wenn er diesen Schwur nicht erfüllte, dann würden seine Männer glauben, dass er geschwächt war.
    Geschwächt war er ohnehin. Dafür hatte der Krieg gesorgt. Viele seiner Opfer waren aus Coimbra und dem umliegenden Farmland geflohen, um in Lissabon Schutz zu suchen. Dieser kurzzeitige Rückschlag würde vorübergehen, und außerdem hatte es Ferragus kaum nötig, weiter Geld zu erpressen. Er war reich, aber er zog es vor, den Geldstrom am Laufen zu halten, denn den Banken traute er nicht. Er mochte Landbesitz, und die enormen Einkünfte aus seinen Jahren im Sklavenhandel hatte er in Weinberge, Güter, Häuser und Geschäfte investiert. Jedes Bordell in Coimbra befand sich in seinem Besitz, und kaum ein Student der Universität wohnte nicht in einem Haus, das Ferragus gehörte. Er war reich, weit über seine Kinderträume hinaus reich, aber reich genug konnte er niemals sein. Er liebte Geld. Er verzehrte sich danach, betete es an und träumte davon.
    Wieder spülte er seinen Mund aus und sah zu, wie das Wasser rosafarben aus dem Tuch tropfte. »Capitâo Sharpe.« Er sprach den Namen laut vor sich hin und verspürte den Schmerz in seinem Mund. Er betrachtete seine schmerzende Hand. Er vermutete, dass er sich ein paar Knöchel angebrochen hatte, aber seine Finger ließen sich noch bewegen, also konnte der Schaden nicht allzu groß sein. Er tauchte die Knöchel ins Wasser, dann fuhr er plötzlich herum, weil die Küchentür geöffnet wurde und die Gouvernante seines Bruders, Miss Fry,

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