Sharpes Flucht
umrundete das Dorf, warf Zäune nieder und kletterte über zwei steinerne Mauern, die andere hingegen marschierte geradewegs ins Zentrum von Sula. Mindestens ein halbes Dutzend Dächer brannte, ihre Dachsparren hatten durch die Granaten Feuer gefangen. Eine weitere Granate explodierte mitten auf der Hauptstraße, warf ein halbes Dutzend Infanteristen in einer Woge aus Rauch, Blut und Feuer zur Seite und bespritzte die geweißten Wände der Häuser mit Blut.
»Aufschließen«, brüllten die Feldwebel, »Reihen schließen!« Das Echo der Trommeln hallte von den blutbespritzten Wänden wieder, während die britischen Offiziere oben auf dem Hügel hörten, wie sich der Jubel erhob: »Vive l’Empereur!« Die Voltigeure kamen noch näher heran und standen nun in so engen Reihen, dass ihr Musketenfeuer beinahe so dicht wie Salvenfeuer fiel. Die Schützen der Briten und Portugiesen waren verschwunden, sie hatten sich im Norden zwischen die Bäume geschlagen, die den nördlichen Kamm krönten, und vor den Franzosen schien nur noch der Vorsprung zu liegen, auf dem die Reiter bei der Mühle warteten.
Geschosse begannen gegen die weiß bemalten Steine der Mühle zu prallen. Eine der Artilleriebatterien befand sich nahe bei der Mühle, und ihr Rauch half, die Reiter zu verbergen, unter denen sich ein kleiner, finster dreinschauender, schwarzhaariger, dunkelhäutiger Mann befand, der in einem übergroßen Sattel auf einem Pferd saß, das viel zu groß für ihn erschien. Entrüstet starrte er die Franzosen an, als stelle deren Anwesenheit eine Beleidigung für ihn dar. Musketenkugeln zischten an ihm vorüber, aber er beachtete sie nicht. Ein Adjutant, dem die Intensität, mit der die Voltigeure feuerten, Sorge bereitete, erwog, dem kleinen Mann vorzuschlagen, er solle ein paar Schritte zurückreiten, aber er überlegte es sich anders und schwieg. Ein solcher Rat würde, wenn man ihn Black Bob Craufurd, dem Kommandanten der Leichten Division, erteilte, als himmelschreiende Schwäche ausgelegt werden.
Die Kolonnen befanden sich jetzt auf dem freien Feld oberhalb der Mühle, und die Voltigeure wurden von Einschlägen der Kartätschen gepeitscht, die das Gras flach schlugen, als sei aus dem Westen ein plötzlicher Hagelsturm aufgezogen. Weitere Kartätschen wurden abgefeuert, eine jede warf eine Hand voll Männer nieder, und die Offiziere der Voltigeure befahlen ihren Männern, zu den Kolonnen zurückzukehren. Ihre Aufgabe war erledigt. Die britischen und portugiesischen Plänkler waren zurückgetrieben worden, und auf dem Hügelkamm wartete der Sieg. Und so nah war dieser Sieg, so unglaublich nah, denn der Hügelkamm war leer bis auf die zwei Batterien von Geschützen und die Hand voll Reiter.
So dachten zumindest die Franzosen. Hinter dem Vorsprung jedoch, wo ein Pfad parallel zum Kamm der Anhöhe verlief, lag ein Streifen totes Land, der sich von unten nicht einsehen ließ. In diesem Versteck, in liegender Stellung, um sich vor dem Feuer der französischen Artillerie zu schützen, warteten das 43. und das 52. Regiment. Es waren zwei Bataillone der Leichten Infanterie, das 43. stammte aus Monmouthshire und das 52. aus Oxfordshire, und sie hielten sich für die Besten der Besten. Sie hatten ein Anrecht auf diese Meinung, denn sie waren von dem kleinen, dunkelgesichtigen Mann, der neben der Mühle stand und mit finsterem Blick auf die Franzosen hinunterschaute, durch steten Drill in stahlharte Wilde verwandelt worden. Ein Kanonier wurde von der Mündung seines Neunpfünders zurückgeworfen, als eine französische Musketenkugel ihn in die Rippen traf. Er spuckte Blut, dann zerrte sein Sergeant ihn vom hohen Rad der Kanone weg und lud eine Kartätsche nach. »Feuer!«, brüllte der Captain der Kanoniere, und die gewaltige Waffe fuhr zurück, sprang in ihre Spur und spuckte eine donnernde Wolke von Rauch aus, in der die Kartätsche zerfetzt wurde und ihre Ladung von Musketenkugeln über die Linien der Franzosen ausschüttete.
»Reihen schließen!«, brüllten die französischen Feldwebel, und die verwundeten Männer krochen, wobei sie blutige Spuren hinterließen, zurück zum Dorf, wo die steinernen Mauern ihnen Schutz vor den alles zerfetzenden Explosionen der Kartätschen bieten konnten. Aber es gab nicht genug Kartätschen, um die Kolonnen niederzumachen. Sie waren einfach zu groß. Die vorderen Linien saugten die Angriffe auf, ließen ihre Toten und Sterbenden zurück, und die übrigen Linien stiegen über die Leichen
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