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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hinweg.
    Die verborgenen Rotröcke konnten hören, wie die Trommeln näher kamen, sie konnten die Schüsse der Infanterie und den Lärm der Musketenkugeln, die dicht über ihren Köpfen dahinzischten, hören. Sie warteten und schlossen aus dem Anschwellen des Lärms, dass Black Bob dem Feind erlaubte, nahe zu kommen, sehr nahe. Dies würde kein Feuergefecht in Musketenreichweite werden, sondern ein plötzliches, überraschendes Abschlachten. Und dann sahen sie die Kanoniere einer britischen Batterie, die einen Hagel von Musketenbeschuss von der vorderen Linie der linken Kolonne einstecken mussten, ihre Geschütze zurückließen und sich durch Flucht in Sicherheit brachten. Eine seltsame Stille breitete sich aus. Natürlich keine vollkommene Stille, denn die Trommeln schlugen noch immer und die Franzosen in ihren blauen Röcken brüllten ihren Schlachtruf heraus, aber eine britische Batterie war verlassen worden, ihre Geschütze dem Feind überlassen, und die andere lud gerade nach, deshalb erschien es einen Moment lang so merkwürdig still.
    Dann wurde den Franzosen, die von den Kugeln zerschmettert und von den grausamen Kartätschen zerfetzt wurden, auf einmal klar, dass die Batterie verlassen worden war. Sie brachen in gewaltigen Jubel aus und stolperten über die Felsen, um die noch heiße Kanone zu berühren, und die Offiziere brüllten sie an, sie sollten die Geschütze ignorieren. Die Kanonen konnte man sich später immer noch holen, aber im Augenblick zählte nichts als die Einnahme des Hügelkamms und damit die Eroberung Portugals.
    Weit unter ihnen fragte sich Marschall Masséna, ob Henriette die Betten in dem Kloster wohl komfortabel finden würde, ob man ihm den Titel Prinz von Portugal verleihen würde und ob sein Koch unter den zurückgelassenen Rationen der Briten etwas Genießbares finden würde, das ihm als Abendessen dienen konnte. All dies waren relevante Fragen, denn die Armee von Portugal stand mit einem Fuß auf der Schwelle des Sieges.
    Und dann atmete Black Bob tief ein.
    »Vorwärts!«, rief Sharpe. Er hatte die Schützen, Briten wie Portugiesen, in der Mitte des Vorsprungs zusammengezogen, wo sie ein genau gezieltes Feuer über die Voltigeure, die zwischen den verstreuten Felsbrocken auf der Spitze kauerten, ausschütten konnten. »Beeilt euch!«, brüllte er. Er kniete nieder und feuerte sein Gewehr ab, dass der Rauch den Schaden verhüllte, den er dem Feind damit zufügte. »Vorwärts, vorwärts!«
    Wenn dieser verdammte Angriff gelingen sollte, dann mussten sie es schnell tun, dachte er, und er trieb die Schützen nach vorn. Dann bellte er die Rotröcke und die übrigen Portugiesen an, die dahinter in einer auseinandergezogenen Linie vorrückten. Die Kanonen halfen. Eine feuerte Kartätschen ab, dass die Kugeln auf die Felsen prasselten, während die zweite ihre Zündschnüre so kurz wie nur irgend möglich schnitt, sodass die Granaten kurz über der Felsspitze explodierten. Dort vorn muss die Hölle los sein, dachte Sharpe. Die Franzosen wurden vom Gewehrfeuer, von Kartätschen und Granatsplittern gleichzeitig angegriffen, aber sie hielten unverrückbar die Stellung auf dem Vorsprung.
    Er schlang sich das Gewehr um. Er hatte keine Zeit, es neu zu laden, und außerdem wollte er den Angriff schnell hinter sich bringen, also zog er vorsorglich seinen Degen. Warum zum Teufel ergriffen die Bastarde nicht die Flucht?
    »Vorwärts!«, brüllte er und fühlte, wie eine Kugel an seiner Wange vorbeiwischte und eine kleine Woge heißer Luft mit sich führte. Noch mehr Rauch wallte zwischen den Felsen auf, als die Voltigeure das Feuer auf die Schützen eröffneten, aber keine der Musketenkugeln erzielte einen Treffer, weil die Entfernung einfach zu groß war. Die Gewehre der Schützen verursachten ein tieferes, schnelleres Geräusch als die Musketen. »Vorwärts!«, rief Sharpe schon wieder, wohl wissend, dass Vicente die Linie der drei Kompanien dicht hinter die Plänkler gebracht hatte.
    Die Schützen sprangen vor, knieten nieder, zielten und feuerten, und links von Sharpe peitschte eine Musketenkugel durchs Heidekraut. Ein Franzose, der niedrig feuerte, dachte er, ein Mann mit Erfahrung, und er war inzwischen nur noch hundert Schritte von der Spitze entfernt. Angst trocknete ihm den Mund aus. Der Feind war verborgen, seine eigenen Männer waren ohne Deckung, und eine weitere Kugel zischte nahe genug vorbei, um ihn ihren Flugwind spüren zu lassen. Ein Cazador ging zu Boden und umklammerte seinen

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