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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mit allen notwendigen Begleitschreiben in Coimbra einziehen und dort den zuständigen Offizieren bei der Vernichtung der Armeevorräte an den Kais des Flusses helfen. Ein portugiesisches Regiment wird ebenfalls entsandt. Unsere beiden Regimenter stellen sozusagen die Vorhut dar, aber die Verantwortung, die wir tragen, ist groß. Der General wünscht, dass diese Vorräte bis morgen Abend vernichtet sind.«
    »Wir sollen noch heute Nacht in Coimbra ankommen?«, erkundigte sich Leroy skeptisch. Die Stadt lag mindestens zwanzig Meilen weit entfernt, und das war unter allen Umständen ein gehöriger Marsch, vor allem bei Nacht.
    »Wagen werden für das Gepäck bereitgestellt«, sagte Lawford. »Auch für die Tornister der Männer. Verwundete, die gehen können, werden diese Tornister bewachen. Frauen und Kinder gehen mit den Wagen. Wir marschieren mit leichtem Gepäck, also marschieren wir schnell.«
    »Schicken wir Leute voraus?«, wollte Leroy wissen.
    »Ich bin sicher, der Quartiermeister wird wissen, was zu tun ist«, sagte Lawford.
    »Es ist dunkle Nacht«, sagte Leroy. »Vermutlich herrscht Chaos in Coimbra. Zwei Bataillone suchen nach Quartieren, und die Zuständigen vor Ort werden größtenteils betrunken sein. Nicht einmal Sharpe bringt das allein fertig. Am besten, Sie lassen mich mit ihm gehen.«
    Lawford wirkte entrüstet, denn er wusste, dass Leroys Vorschlag seiner Sympathie für Sharpe entsprang, aber die Ausführungen des Amerikaners hatten vernünftig geklungen, also nickte Lawford widerstrebend. »Tun Sie das, Major«, erwiderte er kurz angebunden. »Und was nun den Rest von uns betrifft – ich möchte, dass wir als erstes Bataillon in Coimbra sind, meine Herren! Wir dürfen nicht zulassen, dass die Portugiesen uns schlagen, also machen Sie sich bereit, wir brechen in einer Stunde auf.«
    »Leichte Kompanie voran?«, erkundigte sich Slingsby. Er schien vor Stolz und Tatendrang schier zu bersten.
    »Natürlich, Captain.«
    »Wir werden ein ordentliches Tempo vorlegen«, versprach Slingsby.
    »Haben wir einen Führer?«, fragte Forrest.
    »Ich bin sicher, wir können jemanden finden«, antwortete Lawford, »aber es ist keine schwierige Strecke. Westlich der Hauptstraße und dann nach Süden.«
    »Ich werde es finden«, bekundete Slingsby zuversichtlich.
    »Und unsere Verwundeten?«, wollte Forrest wissen.
    »Für die stehen weitere Wagen zur Verfügung. Mister Knowles? Sie kümmern sich um diese Vorkehrungen? Ausgezeichnet!« Lawford lächelte, um anzuzeigen, das Bataillon sei eine einzige große, glückliche Familie. »Seien Sie in einer Stunde für den Aufbruch fertig, meine Herren, in einer Stunde.«
    Leroy suchte Sharpe, der zum Treffen der Befehlshaber der Kompanie nicht eingeladen worden war. »Sie und ich gehen nach Coimbra, Sharpe«, sagte der Major. »Sie können mein Ersatzpferd reiten, und mein Bursche kann zu Fuß gehen.«
    »Nach Coimbra?«
    »Quartiere besorgen. Das Bataillon folgt uns heute Nacht.«
    »Sie brauchen nicht mit mir zu gehen«, sagte Sharpe. »Ich habe Erfahrung im Besorgen von Quartieren.«
    »Sie wollen ganz allein dorthin gehen?«, fragte Leroy, dann grinste er. »Ich komme mit, Sharpe, denn das Bataillon marschiert zwanzig verdammte Meilen im Zwielicht und wird jämmerlich zusammenklappen. Zwanzig Meilen bei Nacht? Das schaffen sie nie, und dann noch zwei Bataillone auf der schmalen Straße? Zum Teufel, darauf bin ich nicht scharf. Sie und ich können vorausreiten, die Verhältnisse vor Ort sichten, uns eine Taverne suchen, und dann wette ich zehn Guineen, dass das Bataillon nicht da ist, bevor die Sonne aufgeht.«
    »Behalten Sie Ihr Geld«, sagte Sharpe.
    »Und wenn sie ankommen«, fuhr Leroy vergnügt fort, »dann werden sie eine gottverdammte Saulaune mitbringen. Und deshalb verpflichte ich mich hiermit als Ihr Adjutant, Sharpe.«
    Sie ritten die Anhöhe hinunter. Die Sonne stand niedrig, und die Schatten waren lang. Es war beinahe Ende September, und die Tage wurden kürzer. Die ersten Wagen, beladen mit verwundeten britischen und portugiesischen Soldaten, befanden sich bereits auf der Straße, und Leroy und Sharpe mussten sich an ihnen vorbeidrängen. Sie zogen durch halb verlassene Dörfer, wo portugiesische Offiziere versuchten, die verbliebenen Menschen zum Aufbruch zu überreden. Ihre Argumente schrillten durch die Dämmerung. Eine schwarz gekleidete Frau, die ihr graues Haar unter einem schwarzen Tuch verborgen trug, schlug das Pferd eines Offiziers mit einem

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