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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zünder vor, doch ein Artillerie-Colonel ritt die Reihe ab und rief den Mannschaften zu, nicht zu feuern. »Lasst sie näher ran! Nicht schießen! Lasst uns erst mal sehen, wo sie ihre Batterien aufstellen! Verschwendet euer Pulver nicht! Morgen, John! Schöner Tag heute!« Letzteres galt einem Bekannten. Dann kam der Colonel an den beiden fremden Riflemen vorbei und legte zum Gruß die Finger an den Hut. »Ihr Jungs werdet heute viel zu tun haben.«
    »Sie aber auch, Colonel«, sagte Sharpe.
    Der Colonel ritt weiter, und Sharpe drehte sich wieder in Richtung Osten um. Er holte sein Fernrohr aus der Tasche und lehnte sich auf ein Geschützrad, um es ruhig zu halten.
    Am Waldrand formierte sich die französische Infanterie unmittelbar hinter der Artillerie. Protzen und Zugtiere wurden in den Schutz der Bäume geführt, und Kanoniere luden die schweren Rohre ab, wuchteten sie auf die Gestelle und hämmerten sie fest. Andere stapelten Munition dahinter, vorwiegend Kugeln und Pulversäcke.
    »Sieht nach schweren Geschossen aus«, sagte Sharpe zu Harper. »Sie werden auf das Dorf zielen.«
    Die britischen Kanoniere neben Sharpe bereiteten sich ebenfalls vor. Die Magazine der einzelnen Geschütze enthielten eine Mischung aus Kugeln und Kartätschen. Kugeln waren massiv und rissen brutale Lücken in vorrückende Infanterie, und die Kartätschen waren Englands Geheimwaffe, das einzige Artilleriegeschoss, das noch keine andere Nation hatte herstellen können. Eine Kartätsche war ein hohler Eisenball, gefüllt mit Musketenkugeln und einer kleinen Pulverladung, die über eine Lunte gezündet wurde. Wenn das Pulver explodierte, zerriss es die Außenhülle, und die Musketenkugeln wurden in einem tödlichen Hagel hinausgeschleudert. Wenn man solch ein Geschoss richtig einsetzte, dann explodierte es über und kurz vor der vorrückenden Infanterie. Das Geheimnis dieses Schreckens lag in der richtigen Berechnung der Lunte. Und diese Lunten waren Holz- oder Schilfröhrchen voller Pulver mit regelmäßigen Markierungen an der Seite, und jede Markierung repräsentierte eine halbe Sekunde Brandzeit. Man schnitt die Lunten für die gewünschte Zeit zurecht, steckte sie in die Kartätsche, und entzündet wurden sie von der Treibladung. War die Lunte zu lang, flog das Geschoss harmlos über den Feind hinweg, war sie zu kurz, explodierte sie zu früh. Sergeants der Artillerie schnitten Lunten in verschiedenen Längen zurecht und legten sie neben den Kartätschen aus. Die ersten Granaten hatten Lunten von einem halbem Zoll. Das ließ die Geschosse elfhundert Yards weit fliegen, bevor sie explodierten, und die kürzesten Lunten maßen nur ein Fünftel Zoll, was einer Reichweite von sechshundertfünfzig Yards entsprach. Rückte die feindliche Infanterie noch näher heran, würden die Kanoniere auf Kugeln wechseln, und waren die Franzosen nur noch dreihundertfünfzig Yards entfernt, wurden Traubengranaten verschossen: Blechzylinder voller Musketenkugeln, die im selben Augenblick auseinanderflogen, da sie das Rohr verließen.
    Diese Geschütze hier würden bergab und über den Fluss hinweg feuern, sodass die französische Infanterie den ganzen Vormarsch über ihrem Feuer ausgesetzt sein würde. Und diese Infanterie formierte sich gerade zu Kolonnen. Sharpe versuchte, die Adler zu zählen, doch da waren so viele Standarten und so viel Bewegung beim Feind, dass ihm das nicht gelang.
    »Das sind mindestens ein Dutzend Bataillone«, sagte er.
    »Ein Dutzend? Wo sind dann die anderen?«, fragte Harper.
    »Das weiß Gott allein«, antwortete Sharpe. Bei dem Aufklärungsritt letzte Nacht mit Hogan hatte Sharpe die französische Armee auf mindestens achtzig Infanteriebataillone geschätzt. Was sich nun dort am Waldrand formierte, war nur ein Bruchteil davon. »Wie viele sind das wohl? Zwölftausend?«, schätzte er.
    Der letzte Rest Nebel verzog sich aus dem Dorf, und die Franzosen eröffneten das Feuer. Zu Beginn feuerten die französischen Kanonen nacheinander, damit die Geschützführer sehen konnten, wo genau die einzelnen Geschosse einschlugen. Dann nahmen sie die entsprechenden Korrekturen vor. Der erste Schuss war zu kurz. Die Kugel sprang über ein paar Häuser und ummauerte Gärten und schlug schließlich in ein Dach auf halbem Weg den Hang hinauf. Der Knall der Kanone war erst nach dem Bersten der Ziegel zu hören.
    Das zweite Geschoss schlug in einen Apfelbaum am Ostufer des kleinen Flusses, und weiße Blütenblätter regneten zu Boden, als

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