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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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konnten nicht mehr rechtzeitig abbremsen. Mit voller Wucht krachten sie in ihre sterbenden Kameraden. Pferdebeine brachen, doch die Attacke kam erst wenige Yards vor den Rotröcken zum Stehen.
    Der Rest der Kavalleristen wich dem Schrecken aus, teilte sich in der Mitte und raste wirkungslos zu beiden Seiten des Karrees vorbei. Rotröcke schossen auf die vorbeigaloppierenden Reiter, und dann war die Kavallerie weg, und der Colonel befahl seinen Männern, weiter nach Osten zu marschieren.
    »Ruhig, Jungs! Ruhig!«, rief er.
    Ein Mann lief aus der Formation und schnitt einem Franzosen den Rosshaarschweif vom Helm, dann rannte er rasch wieder zurück. Eine weitere Salve kam von den restlichen Bataillonen der 7. Division, und plötzlich fanden sich die geschundenen Überreste der Verteidiger von Poco Velha inmitten ihrer Kameraden wieder. Sie formierten sich im Zentrum der Division neu, dort, wo die breite Straße zwischen tiefen Gräben nach Südwesten führte. Es war die Straße zu den sicheren Furten über den Coa, die Straße nach Hause, die Straße in Sicherheit, doch das Einzige, was sie noch bewachte, waren neun Infanteriekarrees, eine Batterie leichte Geschütze und die Kavallerie, die den Kampf südlich von Poco Velha überlebt hatte.
    Die beiden Bataillone aus Poco Velha bildeten zwei kleine Karrees. Sie hatten in den Dorfstraßen und dahinter große Verluste erlitten, doch ihre Fahnen flatterten noch immer: vier leuchtend bunte Banner inmitten einer Division mit insgesamt achtzehn solcher Flaggen, während sie von der Kavallerie des Kaisers umkreist wurden und von Norden zwei feindliche Infanteriedivisionen auf sie zu marschierten. Die beiden Bataillone aus Poco Velha waren zwar erst einmal in Sicherheit, doch es sah so aus, als seien sie auch hier dem Tod geweiht. Sechzehntausend Franzosen bedrohten nun viereinhalbtausend Portugiesen und Briten.
    Die französischen Reiter flohen vor dem Musketenfeuer, um sich nach den Verlusten der morgendlichen Attacken zu formieren. Die französische Infanterie hielt ebenfalls erst einmal an, während im Osten, jenseits des Flusses, noch mehr Artillerie aufgefahren wurde, die die britischen Formationen zermalmen sollte.
    Es war zwei Stunden nach Sonnenaufgang, und auf den Feldern südlich von Fuentes de Oñoro, weit weg von jedweder Hilfe, schien eine Armee zu sterben.
    Und die Franzosen marschierten weiter.
    »Er hat eine Wahl«, bemerkte Maréchal Masséna zu Major Ducos. Der Maréchal wollte an diesem Morgen seines Triumphs nicht wirklich mit einem einfachen Major reden, doch Ducos war ein empfindlicher Kerl, der aus irgendeinem Grund das Ohr des Kaisers hatte. Also nahm sich André Masséna, Herzog von Rivoli und Fürst von Essling, nach dem Frühstück ein wenig Zeit, um Ducos klarzumachen, welche Möglichkeiten sich aus diesem Tag ergaben, und wichtiger noch, wem der Ruhm dafür gebührte.
    Ducos war aus Ciudad Rodrigo gekommen, um Augenzeuge des Sieges zu werden. Offiziell griff Masséna nur an, um Nachschub nach Almeida zu bringen, doch jeder Franzose wusste, dass hier weitaus mehr auf dem Spiel stand als der Entsatz einer kleinen Garnison hinter den britischen Linien. In Wahrheit ging es darum, Wellington von seiner Basis abzuschneiden und seine Armee an einem einzigen glorreichen Tag zu vernichten. Solch ein Sieg würde dem britischen Widerstand in Spanien und Portugal ein für alle Mal ein Ende bereiten und der ehemaligen Straßenratte eine ganze Flut von neuen Titeln einbringen. Vielleicht würde Masséna ja diesmal sogar einen Thron bekommen! Der Kaiser hatte die Hälfte aller Throne in Europa mit seinen Brüdern besetzt. Warum sollte da nicht auch Maréchal Masséna, Fürst von Essling, irgendwo König werden? Der Thron von Lissabon zum Beispiel brauchte einen Hintern, um ihn warm zu halten, und Masséna hielt seinen Arsch für genauso gut wie den von Napoleons Brüdern. Und alles, was er dafür brauchte, war ein Sieg hier in Fuentes de Oñoro, und dieser Sieg war nun zum Greifen nahe. Die Schlacht hatte genauso begonnen, wie Masséna es beabsichtigt hatte, und nun würde sie auch genauso enden.
    »Sie haben gesagt, Wellington habe eine Wahl, Euer Majestät?«, hakte Ducos nach, als es so aussah, als würde sich der Maréchal Tagträumen hingeben.
    »Ja, er hat eine Wahl«, bestätigte Masséna. »Entweder gibt er seinen rechten Flügel auf, was heißt, dass er sich nicht mehr zurückziehen kann, und dann werden wir sein Zentrum in Fuentes de Oñoro zerschlagen

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