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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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arbeiteten sich seine Männer nach Westen vor, während die Kavallerie immer wieder eine Attacke vortäuschte, um eine Salve zu provozieren. War diese Salve erst einmal abgefeuert, würden die Ulanen die richtige Attacke anführen, denn mit ihren Lanzen hatten sie eine größere Reichweite als die Infanterie mit ihren Bajonetten.
    »Nicht schießen, Jungs! Nicht schießen!«, rief der Colonel. Seine Männer kamen dicht an einer Felsnase vorbei, die in die Ebene ragte, und ein paar Sekunden lang schienen sich die Rotröcke an dieses winzige Stück höheren Geländes zu klammern, als könnten sie dort Zuflucht finden. Doch dann trieben die Offiziere und Sergeants sie weiter über das offene Grasland. Derart offenes Land war ein Gottesgeschenk für die Kavallerie, eine perfekte Todeszone.
    Dragoner zogen ihre Karabiner, um die Fahnentrupps unter Beschuss zu nehmen. Andere Reiter feuerten ihre Pistolen ab. Die Rotröcke und Caçadores hinterließen eine blutige Spur. Die rasch nachrückende französische Infanterie schrie ihre eigenen Reiter an, sie sollten die Schussbahn freimachen, damit eine gut gezielte Salve die Fahnentrupps auseinanderreißen konnte, doch die Kavalleristen wollten die Ehre der Fahneneroberung keinem Fußsoldaten überlassen, und so versperrten sie der Infanterie weiter den Weg, die die sich zurückziehenden Alliierten ansonsten hätte überwältigen können.
    Scharfschützen unter den Briten und Portugiesen suchten sich einzelne Ziele heraus, schossen und luden im Gehen nach. Die beiden Bataillone hatten jegliche Ordnung verloren. Das war nicht mehr wirklich eine Formation, sondern einfach nur noch ein chaotischer Haufen Verzweifelter, die wussten, dass sie dicht beisammen bleiben mussten, wenn sie überleben und die zweifelhafte Sicherheit der 7. Division erreichen wollten, die noch immer in Karrees wartete und entsetzt sah, was da auf sie zukam.
    »Feuer!«, schrie eine Stimme aus einem dieser Bataillone, und Rauch quoll aus der Vorderseite des Karrees. Musketenkugeln zerrissen einen besonders kühnen Trupp Säbel schwingender Chasseurs . Die sich zurückziehende Infanterie war nicht mehr weit von den anderen Bataillonen entfernt, und die Reiter fürchteten nun zum ersten Mal, dass ihre Beute entkommen könnte. Einige Kürassiere zogen die Sicherungsriemen ihrer Säbel fest, riefen einander Mut zu und trieben dann ihre großen Pferde zum Galopp, als ihr Trompeter zur Attacke blies. Sie ritten Stiefel an Stiefel, eine Phalanx aus Stahl und Pferdefleisch, die dazu gedacht war, den nächstbesten Fahnentrupp wie Vieh niederzumetzeln. Es war eine Lotterie: fünfzig Reiter gegen zweihundert verängstigte Infanteristen. Doch wenn sie in das Karree einbrachen, dann würde einer der überlebenden Kürassiere mit den Farben des Königs zu Maréchal Masséna zurückreiten und ein anderer mit dem von Kugeln zerfetzten gelben Banner des 85th.
    »Vordere Reihe – kniet nieder!«, schrie der Colonel des 85th.
    »Ausrichten! Wartet!«, rief ein Captain. »Verdammt noch mal, wartet, habe ich gesagt!«
    Die Rotröcke stammten aus Buckinghamshire. Einige waren auf Farmen in Chiltern rekrutiert worden, andere in den Dörfern des Tals von Aylesbury. Die meisten kamen jedoch aus den lärmenden, pestverseuchten Gefängnissen von London, die im Süden des Countys lagen. Jetzt waren ihre Münder trocken vom Schießpulver in den Patronen, die sie den ganzen Morgen über aufgebissen hatten, und ihre Schlacht beschränkte sich auf ein winziges Fleckchen fremder Erde, wo sie von einem siegreichen, tobenden und grölenden Feind umzingelt waren. Denn soweit die Männer des 85th wussten, konnten sie genauso gut die letzten überlebenden Briten sein, die sich nun dem ungezügelten Zorn der kaiserlichen Reiterei gegenübersahen. Ein Franzose stieß einen Kriegsschrei aus und trat seinem Pferd die Sporen in die Flanken, und just als es so aussah, als hätten die Rotröcke ihre eine Salve zu lange aufgespart, da schrie ihr Colonel: »Feuer!«
    Pferde brachen blutüberströmt zusammen. Ein Pferd und ein Kavallerist, die von der Salve getroffen worden waren, stürmten trotzdem weiter vor. Sie waren nur noch ein Haufen übertrieben bunt gekleideten Fleischs, doch dieser Haufen Fleisch konnte nach wie vor eine Lücke in die britische Formation reißen. Die vorderste Reihe der angreifenden Kavalleristen stürzte blutüberströmt ins Gras. Reiter schrien, als sie von ihren eigenen Pferden zerquetscht wurden, und die Reiter dahinter

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