Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
stürmten schreiend den Hügel hinunter, spießten ihre Feinde auf und droschen auf sie ein, und sie schienen die beiden frischen Infanteriebataillone gar nicht zu bemerken. Hinter den Iren folgte die desorganisierte Masse der alliierten Infanterie. Alle wurden sie in den tödlichen Strudel um die Herrschaft über Fuentes de Oñoro hineingezogen.
    »Bajonette pflanzt auf!«, rief Loup und zog seinen langen, geraden Dragonersäbel. Masséna hatte seiner Brigade also den Ruhm verwehren wollen, ja? Loup drehte sich um und sah sein heidnisches Banner mit dem Wolfsschwänzen unter dem goldenen Adler, und als der britische Gegenangriff das Dorf erreichte, befahl er seinen Männern vorzurücken.
    Im Dorf herrschte das reinste Gemetzel. »Vive l’Empereur!« , schrie Loup und stürzte sich in den Kampf.
    Sharpe zog dem toten Rifleman die Jacke aus. Der Mann war einer der Scharfschützen auf den Felsen gewesen, doch ein Voltigeur hatte ihn auf dem Höhepunkt des französischen Angriffs erschossen, und jetzt zog Sharpe ihm die blutige Jacke über die steifen, verdrehten Arme.
    »Perkins! Hier!« Er warf dem jungen Rifleman die Jacke zu. »Lass dir von deinem Mädchen die Arme kürzer machen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Oder mach es selbst, Perkins«, fügte Harper hinzu.
    »Ich bin mit der Nadel nicht so gut, Sarge.«
    »Das sagt Miranda auch«, erwiderte Harper, und die Riflemen lachten.
    Sharpe ging zu den Felsen über dem Dorf. Er hatte seine Riflemen unverletzt von ihrem Ausflug zur Leichten Division zurückgebracht, doch nur um von Major Tarrant sofort neue Befehle zu bekommen. Aber die Schlacht konzentrierte sich jetzt nur noch auf das Dorf, den Friedhof und die Kirche darüber, und die Männer brauchten weniger Munition als vielmehr Säbel, Bajonette und Gewehrkolben.
    Captain Donaju hatte um Erlaubnis gebeten, sich den Männern anschließen zu dürfen, die die Franzosen vom Gipfel aus unter Beschuss nahmen, doch Tarrant machte die Nähe der Angreifer solche Sorgen, dass er der Real Compañía Irlandesa befohlen hatte, so nah wie möglich bei den Munitionswagen zu bleiben. Sicherheitshalber hatte er sogar die Ochsen und Pferde anspannen lassen.
    »Wenn wir uns zurückziehen müssen«, hatte er Sharpe erklärt, »dann wird Chaos herrschen! Man muss auf alles vorbereitet sein.«
    Also hatte sich die Real Compañía Irlandesa in einer schmalen Linie zwischen den Wagen aufgestellt, doch dann hatte der Angriff der 74th Highlanders und der Connaught Ranger Tarrant einen Teil seiner Sorge genommen.
    »Bei meiner Seel’, Sharpe. Hier geht es wahrlich heiß her.«
    Colonel Runciman hatte sich ständig bei den Munitionswagen herumgetrieben. Er war schier unglaublich nervös gewesen, doch nun wagte er sich wieder vor, um einen Blick auf das Chaos im Dorf zu werfen. Er gab die Zügel seines Pferdes einem der Riflemen und lugte vorsichtig über die Felskante.
    Und es ging in der Tat heiß her. Das Dorf, das noch von den letzten Kämpfen nach Blut stank und qualmte, versank abermals in Blut, Schreien und Pulverdampf. Das 74th und das 88th waren tief in das Häuserlabyrinth vorgestoßen, doch jetzt geriet ihr Vorstoß ein wenig ins Stocken, als die Franzosen ihren Widerstand verstärkten. Die französischen Haubitzen am anderen Ufer beschossen wieder den Friedhof und die oberen Häuser. Der furchtbare Anblick ließ Runciman unwillkürlich schaudern. Er wich zwei Schritte zurück und stolperte über einen toten Voltigeur, dessen Leiche den Punkt markierte, bis wohin die Franzosen vorgedrungen waren. Runciman verzog das Gesicht und schaute auf den Toten hinab.
    »Warum nennen sie die eigentlich Springer?«, fragte er.
    »Springer?« Sharpe verstand die Frage nicht.
    »Voltigeur, Sharpe«, erklärte Runciman. »Das ist Französisch für Springer.«
    Sharpe schüttelte den Kopf. »Das weiß Gott allein, Sir.«
    »Weil sie wie Flöhe hüpfen, wenn man auf sie schießt, Sir«, sagte Harper. Runciman schaute den Sergeant verwirrt an. »Und das hier ist ein guter Voltigeur, Sir«, fuhr Harper fort. »Er ist tot.«
    Wellington war nicht weit weg von Runciman und Sharpe. Der General saß auf seinem Pferd an der Stelle, wo die Straße zwischen Kirche und Felsen wieder herauskam, und hinter ihm war nur noch der Tross. Im Norden und Westen bewachten seine Divisionen das Plateau gegen die französische Bedrohung, doch hier, im Zentrum, wo der Feind fast durchgebrochen wäre, war nichts mehr übrig. Da waren keine Reserven mehr, und Wellington würde

Weitere Kostenlose Bücher