Sharpes Gefecht
passender Schlachtruf, denn die Real Compañía Irlandesa war weit in der Unterzahl, und wenn sie sich nicht mit aller Wut und Wildheit auf den Feind stürzte, würde sie sofort wieder zurückgeschlagen werden. Diesen Kampf konnten die Iren nur gewinnen, wenn sie gnadenloser und brutaler waren als der Feind.
»Erschlagt die Bastarde!«, schrie Sharpe. Seine Angst war groß und ließ seine Stimme rau und verzweifelt klingen. Die Furcht drehte ihm den Magen um, doch er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass der Feind genauso litt und dass es den Tod bedeutete, wenn man dieser Angst nachgab. Der Schlüssel zum Sieg lag darin, so schnell wie möglich an den Feind heranzukommen, damit er seine Musketen nicht zum Einsatz bringen konnte. Denn waren sie erst einmal in Nahkampfreichweite, wurde das Ganze zur Straßenschlägerei.
Und so schrie Sharpe seine furchtbaren Ermutigungen, während er sich fragte, wie lange es wohl dauern würde, bis er sich ängstlich hinter einer Wand verkroch, doch gleichzeitig schätzte er den Feind genauso ein. Unmittelbar vor ihm war eine Gasse voller Feinde, und links von ihm befand sich eine niedrige Gartenmauer. Einige von Loups Männern waren in den Garten vorgedrungen, doch die meisten drängten sich durch die Gasse und zu dem größeren Kampf im Dorfzentrum.
Sharpe lief zu der Gasse. Franzosen drehten sich um und stießen Warnrufe aus. Ein Mann feuerte seine Muskete ab und tauchte den Eingang der Gasse in weißen Rauch. Dann prallte Sharpe in die hinteren Reihen der grauen Infanterie und schlug zu. Die Erleichterung, endlich Feindkontakt zu haben, war enorm, und Sharpe legte all die Energie, die sich auf dem Weg den Berg hinab in ihm aufstaut hatte, in den ersten Schlag. Neben ihm erschienen Männer mit Bajonetten. Sie schrien und stachen, Männer, deren Angst sich in Berserkerwut verwandelt hatte. Andere Gardisten machten sich daran, den Garten zu säubern, während Donaju in eine andere Gasse vorstieß.
Es war ein schmutziger Kampf, und die ersten paar Augenblicke fanden Sharpes Männer ihn einfacher, als sie erwartet hatten, denn sie waren Loups Männern in den Rücken gefallen. Für gewöhnlich hielten sich da nur die auf, die dem Kampf weiter vorne lieber aus dem Weg gehen wollten. Doch je länger Sharpes Männer kämpften, desto näher kamen sie Loups besten Kämpfern und desto schwerer wurde der Kampf.
Sharpe sah einen Sergeanten mit dichtem Schnurrbart, der sich einen Weg nach hinten bahnte und die Männer sammelte. Er schrie seine Soldaten an, schlug nach ihnen und zwang die Feiglinge so, sich wieder umzudrehen und die Bajonette auf den neuen Feind zu richten. Doch dann wurde sein Kopf nach hinten geworfen und verschwand in einer Wolke von Blut, als eine Gewehrkugel ihn erledigte. Hagman und Cooper hatten sich ein Dach gesucht, von dem aus sie als Scharfschützen kämpfen konnten.
Sharpe stieg über die Leichen, schlug Musketen beiseite und stieß dann mit dem Säbel zu. Für weit ausholende Hiebe war hier kein Platz. Er konnte nur immer wieder zustechen und die Klinge drehen und rausreißen. Die einzige Führung, die jetzt noch von ihm erwartet wurde, war, dass seine Männer ihn kämpfen sahen, und die Real Compañía Irlandesa folgte ihm bereitwillig. Sie waren wie Hunde, die man zu lange an der Leine gelassen hatte, und jetzt wüteten sie wie die Teufel und säuberten eine Gasse nach der anderen. Die Franzosen zogen sich vor dem erbitterten Angriff zurück und suchten nach einem Ort, den sie leichter verteidigen konnten.
Donajus Gesicht und Uniform waren voller Blut, als er sich auf einem kleinen, dreieckigen Platz wieder mit Sharpe vereinte. Ein toter Franzose lag auf einem Misthaufen, und eine andere Leiche versperrte eine Tür. Überall hatte man Leichen in die Gosse gestoßen oder in den Häusern gestapelt. Die Haufen der Toten verrieten den Schlachtverlauf. Erst waren da die Plänkler vom ersten Tag, dann die Highlander und die französischen Grenadiere mit ihren Bärenfellmützen, und ganz oben lagen Loups graue Uniformen. Durch die Spurrillen in der Straße floss das Blut. Überall herrschten Tod und Zerstörung, und die Männer waren begierig darauf, ihren Teil dazu beizutragen.
Hagman und Cooper sprangen von einem zerstörten Dach zum nächsten. »Bastarde links von Ihnen, Sir!«, rief Cooper von seinem Nest herunter und deutete auf eine Gasse, die von dem dreieckigen Platz bergab führte. Die Franzosen hatten sich weit genug zurückgezogen, um Sharpes
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