Sharpes Gefecht
Ducos und übernahm den Befehl über den Raum. »Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Briten ihre Sachen packen und verschwinden.« Und dann beschrieb er mit seiner tiefen, fast hypnotischen Stimme die militärische Situation, so wie er sie sah. Und Brigadier Loup, der das ganze letzte Jahr über die Pässe über die Berge an der Grenze freigehalten und die Hügel von Guerilleros bereinigt hatte, sodass Maréchal Massénas Armee in Portugal nicht vernichtet worden war, hörte fasziniert zu, während Ducos ihm die wahre Geschichte erzählte und nicht die patriotischen Lügen, wie man sie im Moniteur lesen konnte. »Wellington ist klug«, gab Ducos zu. »Zwar nicht brillant, aber klug, und wir haben ihn unterschätzt.« Die Franzosen hatten von den Befestigungen und Sperrriegeln bei Torres Vedras erst erfahren, als sie in Geschützreichweite gekommen waren, und dort hatten sie dann den ganzen Winter hindurch gewartet, gehungert und gefroren. Jetzt stand die Armee wieder an der spanischen Grenze und wartete auf Wellingtons Angriff.
Und dieser Angriff würde hart und blutig werden, denn zwei mächtige Festungen versperrten die einzigen passierbaren Wege durch die Berge. Ciudad Rodrigo war die nördliche der beiden Festungen und Badajoz die südliche. Vor einem Monat war Badajoz noch in spanischer Hand gewesen, und Massénas Pioniere waren an den massiven Mauern schier verzweifelt, doch dann hatte Ducos ein hohes Bestechungsgeld aufgetrieben, und der spanische Kommandant hatte die Festung übergeben. Jetzt waren beide Schlüssel zu Spanien, Badajoz und Ciudad Rodrigo, fest in der Hand des Kaisers.
Doch da gab es noch eine dritte Grenzfestung, die ebenfalls von den Franzosen kontrolliert wurde. Almeida lag in Portugal, und obwohl sie nicht so wichtig war wie Ciudad Rodrigo oder Badajoz und obwohl die innere Festung zusammen mit der Kathedrale im Jahr zuvor von einer mächtigen Schießpulverexplosion zerstört worden war, so stellten die dicken, sternförmigen Mauern der Stadt nach wie vor ein großes Hindernis dar. Jede britische Streitmacht, die Ciudad Rodrigo belagern wollte, würde Tausende von Männern abstellen müssen, damit die Garnison von Almeida ihr nicht in den Rücken fallen konnte, und Ducos ging davon aus, dass Wellington solch eine Gefahr im Rücken seiner Armee niemals dulden würde.
»Wellingtons erstes Ziel wird die Eroberung von Almeida sein«, sagte Ducos, »und Maréchal Masséna wird sein Bestes tun, um die Festung zu entsetzen. In anderen Worten, Brigadier …«, Ducos redete mehr mit Loup als mit Doña Juanita, »… es wird zu einer Schlacht in der Nähe von Almeida kommen. In diesem Krieg ist zwar nur selten etwas sicher, doch in diesem Fall können wir wohl davon ausgehen.«
Loup starrte auf die Karte und nickte dann. »Es sei denn, Maréchal Masséna zieht die Garnison zurück«, sagte er in verächtlichem Ton. Für ihn war Masséna, sein Feind, zu allem fähig.
»Das wird er aber nicht«, sagte Ducos im selbstbewussten Tonfall eines Mannes, der die Macht hatte, einem Maréchal de France seine Strategie aufzuzwingen. »Und der Grund dafür liegt hier«, sagte er und tippte dabei auf die Karte. »Schauen Sie«, forderte er Loup auf, und der Brigadier beugte sich gehorsam vor. Die Festung von Almeida wurde durch einen Stern dargestellt, der ihre mächtigen Bastionen symbolisieren sollte. Darum herum waren Hügel zu sehen und dahinter, zwischen Almeida und dem Rest von Portugal, ein tiefer Fluss: der Coa. »Er fließt dort durch eine tiefe Schlucht, Brigadier«, sagte Ducos, »und es gibt nur eine einzige Brücke bei Castello Bom.«
»Die kenne ich gut.«
»Wenn wir also Wellington auf dieser Seite des Flusses besiegen«, fuhr Ducos fort, »dann werden seine Männer auf der Flucht gezwungen sein, eine Brücke von kaum drei Metern Breite zu überqueren. Deshalb werden wir die Garnison in Almeida lassen, wo sie ist, denn ihre Gegenwart wird Lord Wellington zwingen, an diesem Ufer des Coa zu kämpfen, und wenn er das tut, dann werden wir ihn vernichten. Und sind die Briten erst einmal weg, Brigadier, dann werden wir Ihre Terrortaktiken anwenden, um den Widerstand in Portugal und Spanien ein für alle Mal zu brechen.«
Loup richtete sich wieder auf. Ducos’ Analyse beeindruckte ihn, aber er war auch misstrauisch. Er brauchte ein paar Sekunden, um seinen Protest zu formulieren, und um sich Zeit dafür zu verschaffen, zündete er sich eine lange, dunkle Zigarre an. Er blies den
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