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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Ich nehme an, dass die Real Compañía Irlandesa die britischen Linien inzwischen erreicht hat, und wenn nicht, dann spätestens zum Monatsende.«
    Doña Juanita nickte. »Ich bin bereit.« Sie hielt kurz inne. »Und die Briten, Ducos, werden Sie nicht ahnen, warum die Real Compañía Irlandesa ihnen zugeteilt worden ist?«
    »Natürlich werden sie das. Andernfalls wären sie schlicht dumm. Aber ich will ja, dass sie misstrauisch sind. Madame, unsere Aufgabe ist es, den Feind in Unruhe zu versetzen. Sollen sie sich ruhig über die Real Compañía Irlandesa den Kopf zerbrechen. Vielleicht übersehen sie dann ja die wirkliche Bedrohung.« Ducos nahm die Brille ab und polierte das Glas mit dem Saum seines Jacketts. »Und Lord Kiely? Können Sie sich seiner Zuneigung wirklich sicher sein?«
    »Lord Kiely ist ein versoffener Narr, Major«, antwortete Doña Juanita. »Er wird tun, was ich ihm sage.«
    »Aber machen Sie ihn nicht eifersüchtig«, warnte Ducos.
    Doña Juanita lächelte. »Sie können mich sicherlich über Vieles belehren, Ducos, aber wenn es um Männer und ihre Launen geht, dann weiß ich alles, was es dazu zu wissen gibt. Glauben Sie mir. Machen Sie sich um Lord Kiely keine Sorgen. Er wird ganz brav sein und aufs Wort gehorchen. Ist das alles?«
    Ducos setzte sich die Brille wieder auf. »Ja, das ist alles. Jetzt bleibt mir nur noch, Ihnen eine gute Nacht zu wünschen, Madame.«
    »Vielen Dank, Ducos. Ich bin sicher, meine Nacht wird ganz wunderbar.« Doña Juanita lächelte und verließ den Raum.
    Ducos lauschte dem Klirren ihrer Sporen auf der Treppe, dann hörte er ihr Lachen, als sie Loup am Fuß der Stufen traf. Ducos schloss die Tür, um das Geräusch auszusperren, und ging langsam wieder zum Fenster. Es regnete noch immer, und man konnte nach wie vor nichts sehen, doch in seinem geschäftigen Geist sah Ducos ohnehin nur eines: Ruhm und Ehre. Aber das hing nicht nur davon ab, dass Doña Juanita und Loup ihre Pflicht erfüllten, sondern auch vom cleveren Plan eines Mannes, den selbst Ducos als ebenbürtig betrachtete, eines Mannes, der bereits hinter den britischen Linien war und den Keim des Verfalls in Wellingtons Armee säte, um sie schließlich in einer engen Schlucht in den Hinterhalt zu führen.
    Ducos’ schmale Gestalt erzitterte bei dem Bild, das er vor seinem geistigen Auge sah: die unverschämte britische Armee, von innen zersetzt, in der Falle und besiegt. Er sah den Triumph Frankreichs. Er sah ein Flusstal, dessen felsige Hänge mit Leichen übersät waren. Er sah, wie sein Kaiser ganz Europa beherrschte und dann – wer weiß – die ganze bekannte Welt. Alexander hatte das geschafft. Warum nicht auch Bonaparte?
    Und diese Herrschaft würde mit einem kleinen Plan ihren Anfang nehmen, den sich Ducos und sein geheimster Agent an den Ufern des Coa ausgedacht hatten.
    »Das ist die Gelegenheit, Sharpe. Bei meiner Seel’, das ist die Gelegenheit. Eine echte Gelegenheit. So viele Gelegenheiten bekommt ein Mann nicht in seinem Leben, und wenn dann eine kommt, dann sollte man sie auch ergreifen. Das hat mich mein Vater gelehrt. Er war Bischof, wissen Sie, und man steigt nicht vom Vikar zum Bischof auf, wenn man eine solche Gelegenheit nicht beim Schopfe packt. Verstehen Sie, was ich Ihnen damit sagen will?«
    »Jawohl, Sir.«
    Colonel Claud Runcimans riesiger Hintern ruhte gut und breit auf der Gasthausbank, während vor ihm auf dem schlichten Holztisch die Überreste einer gewaltigen Mahlzeit zu sehen waren. Da waren Hühnerknochen, Traubenstängel, Orangenschalen, das Rückgrat eines Hasen, ein unidentifizierbares Stück Knorpel sowie ein eingefallener Weinschlauch. Das üppige Essen hatte Colonel Runciman gezwungen, Mantel, Weste und Hemd zu öffnen, um anschließend die Schnüre seines Korsetts zu lockern. Daraufhin war der Bauch hervorgequollen, und nun spannte sich die Uhrkette auf dem bleichen, straffen Fleisch. Der Colonel rülpste laut.
    »Irgendwo hier läuft ein buckliges Mädchen rum, das das Essen serviert, Sharpe«, sagte Runciman. »Wenn Sie sie sehen, dann sagen Sie ihr bitte, dass ich noch etwas Kuchen will. Dazu ein wenig Käse vielleicht. Aber keinen Ziegenkäse. Ich kann Ziegenkäse einfach nicht vertragen. Der schlägt mir auf die Milz, wissen Sie?«
    Auf Runcimans rotem Rock waren die gelben Kragenspiegel und silbernen Schnüre des 37th zu sehen, eines guten Linienregiments aus Hampshire, auf das der breite Schatten des Colonels jedoch schon seit Jahren nicht mehr

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