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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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würden. Ja, genau. Wir müssen diplomatisch sein, Sharpe. Wir müssen Verständnis zeigen. Wir müssen diese Kerle behandeln wie Engländer.« Kurz dachte Runciman über diese Bemerkung nach und runzelte dann die Stirn. »Oder fast wie Engländer. Sie sind doch vom einfachen Soldaten zum Offizier aufgestiegen, nicht wahr? Dann sind Ihnen diese Dinge vielleicht nicht so bewusst, aber wie auch immer – reden Sie einfach nicht über den Papst, und alles wird gut. Und sagen Sie das auch Ihren Männern«, fügte er rasch hinzu.
    »Eine beachtliche Zahl meiner Leute sind ohnehin katholisch, Sir«, sagte Sharpe, »und Iren.«
    »Das wundert mich nicht«, seufzte Runciman. »Ein Drittel dieser Armee sind Iren. Sollte es je zu einer Meuterei kommen, Sharpe …« Colonel Runciman schauderte bei der Vorstellung von Amok laufenden Papisten im Roten Rock. »Na ja, wir sollten lieber nicht weiter darüber nachdenken«, fuhr er fort. »Ignorieren Sie einfach ihre Häresie, Sharpe. Ignorieren Sie sie einfach. Unwissenheit ist die einzig mögliche Erklärung für den Papismus, hat mein Vater immer gesagt, und der Scheiterhaufen das einzige bekannte Heilmittel dafür. Und er war ein Bischof, also kannte er sich mit diesen Dingen aus. Oh, und noch etwas, Sharpe: Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich nicht Colonel Runciman nennen würden. Sie haben noch keinen Ersatz für mich, also bin ich noch immer Generalfeldzeugmeister. Demnach halte ich General Runciman für angebracht.«
    »Natürlich, General«, erwiderte Sharpe und verkniff sich ein Grinsen. Nach neunzehn Jahren in der Armee kannte er Männer wie Runciman. Der Mann hatte sich bis zum Lieutenant Colonel hoch gekauft, und dort war er dann hängen geblieben. Wollte er höher befördert werden, ging das nur durch Leistung und Erfahrung, aber wenn Runciman wollte, dass Sharpe ihn als General ansprach, dann würde er das erst mal tun. Außerdem hatte Sharpe das Gefühl, dass Runciman ein schwieriger Mann war. Da wollte er ihn nicht unnötig verärgern.
    »Guter Mann! Ah! Sehen Sie den dürren Kerl, der da grad rausgeht?« Runciman deutete zu einem Mann, der soeben das Gasthaus verließ. »Ich könnte schwören, dass er einen halben Schlauch Wein auf dem Tisch hat liegen lassen. Sehen Sie? Schnappen Sie sich das Ding, bevor die Bucklige es in die Finger bekommt. Ich würde ja selbst gehen, aber die Gicht macht mir heute schwer zu schaffen. Los, Mann! Ich habe Durst!«
    Sharpe wurde die Demütigung erspart, wie ein Bettler Essensreste von den Tischen klauben zu müssen, als Major Michael Hogan den Raum betrat und ihn zu Runciman zurückwinkte.
    »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Colonel«, sagte Hogan, »und er ist wahrlich schön, nicht wahr?«
    Sharpe fiel auf, dass Hogan seinen irischen Akzent über Gebühr betonte.
    »Es ist vor allem heiß«, erwiderte Runciman und tupfte sich mit der Serviette den Schweiß von den dicken Wangen. Erst dann fiel ihm auf, dass er ja einen nackten Bauch hatte, und eitel versuchte er, sein Korsett zurechtzurücken. »Verdammt heiß.«
    »Das ist die Sonne, Colonel«, sagte Hogan in ernstem Ton. »Ich habe herausgefunden, dass sie tagsüber die Luft erwärmt. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen?«
    »Natürlich ist das die Sonne!«, erwiderte Runciman verwirrt.
    »Dann habe ich also recht. Ist das nicht fantastisch? Aber was ist mit dem Winter, Colonel?«
    Runciman schaute gequält zu dem zurückgelassenen Weinschlauch, der noch immer auf dem Tisch des Fremden lag. Er wollte Sharpe gerade noch einmal befehlen, ihn zu holen, als die Schankmaid ihn sich schnappte. »Verdammt«, knurrte Runciman traurig.
    »Wie meinen, Colonel?«, fragte Hogan und nahm sich ein paar von Runcimans Kirschen.
    »Nichts, Hogan, nichts, das ist nur die Gicht. Ich brauche Husson-Wasser, aber das ist hier verdammt schwer zu bekommen. Vielleicht könnten Sie ja eine entsprechende Anfrage an die Horse Guards in London richten. Denen muss doch klar sein, dass wir hier unten Medizin brauchen. Und noch etwas, Hogan …«
    »Reden Sie frei heraus, Colonel. Ich stehe Ihnen stets zu Diensten.«
    Runciman errötete. Er wusste, dass er verspottet wurde, aber auch wenn er im Rang über dem Iren stand, so fürchtete er doch dessen Nähe zu Wellington. »Wie Sie wissen, bin ich noch immer Generalfeldzeugmeister«, sagte Runciman.
    »Ja, das sind Sie, Colonel, das sind Sie. Und zwar ein verdammt guter, wenn ich das sagen darf. Das hat der Peer erst gestern zu mir gesagt.

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