Sharpes Gefecht
absichtlich grob zu ihnen sind.« Hogan lächelte. »Sie werden einfach nur denken, dass Sie kein Gentleman sind.«
»Aber das bin ich doch auch nicht.«
»Wie es der Zufall will, sind Sie das doch. Das ist einer Ihrer Fehler. Aber darüber wollen wir uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Werden Sie einfach Kiely für mich los, Richard, ihn und seine fröhlichen Gesellen. Lassen Sie sie erschaudern! Lassen Sie sie leiden! Aber vor allem, Richard, sorgen Sie bitte, bitte, bitte dafür, dass diese Bastarde wieder verschwinden.«
Die Real Compañía Irlandesa mochte ja als Kompanie bezeichnet werden, doch in Wahrheit handelte es sich um ein kleines Bataillon, eines von fünf, die die königliche Garde von Spanien bildeten. Dreihundertvier Gardisten hatten im Sold der Kompanie gestanden, als sie zuletzt im Escorial vor den Toren Madrids gedient hatte, doch die Gefangennahme des spanischen Königs und die Vernachlässigung durch die französischen Besatzer hatten ihre Zahl rasch schrumpfen lassen. Und der Marsch durch Spanien und zur britischen Armee hatte ihre Reihen noch weiter gelichtet, sodass nur noch einhundertsechsunddreißig Mann übrig waren, als die Real Compañía Irlandesa in die Außenbezirke von Vilar Formoso marschierte. Und diese einhundertsechsunddreißig Mann wurden von dreizehn Offizieren begleitet, einem Kaplan, achtundneunzig Ehefrauen, vierundsiebzig Kindern, sechzehn Dienern, zweiundzwanzig Pferden, einem Dutzend Maultieren und einer »Mätresse«, erklärte Hogan Sharpe.
»Einer Mätresse?«, hakte Sharpe ungläubig nach.
»Vermutlich gibt es ein Dutzend davon«, sagte Hogan, »zwei Dutzend! Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das ein marschierendes Bordell. Doch Seine Lordschaft hat mich nur gebeten, eine angemessene Unterkunft für ihn und eine befreundete Dame zu finden. Nicht, dass sie schon hier wäre, doch Seine Lordschaft sagt, sie sei unterwegs. Doña Juanita de Elia soll sich mit ihrem Charme einen Weg durch die Front bahnen, um das Bett Seiner Lordschaft zu wärmen, und wenn das die Juanita de Elia ist, von der ich schon gehört habe, dann hat sie viel Erfahrung im Wärmen von Betten. Wissen Sie, was man von ihr sagt? Dass sie die Uniformen jedes Regiments von jedem Mann sammelt, mit dem sie je geschlafen hat!« Hogan lachte.
»Wenn sie hier durch die Front will«, bemerkte Sharpe, »dann muss sie schon verdammt viel Glück haben, um der Wolfsbrigade nicht in die Hände zu fallen.«
»Woher, zum Teufel, wissen Sie denn von Loup?«, verlangte Hogan zu wissen. Zumeist war der Ire ausgesprochen freundlich, doch Sharpe wusste, dass sich hinter dieser gutmütigen Maske ein harter und scharfer Verstand verbarg, und jetzt ließ sein Tonfall etwas davon erahnen.
Doch Hogan war auch ein Freund, und den Bruchteil einer Sekunde lang war Sharpe versucht, ihm zu beichten, wie er den Brigadier kennengelernt und dass er illegalerweise zwei grauuniformierte Soldaten exekutiert hatte, doch dann entschied er sich dagegen. Es war besser, das einfach zu vergessen.
»Jeder hier hat schon mal von Loup gehört«, antwortete er stattdessen. »Jeder, der auch nur einen Tag an der Grenze verbracht hat, weiß von Loup.«
»Das stimmt wohl«, seufzte Hogan, und sein Misstrauen löste sich in Wohlgefallen auf. »Aber fragen Sie bloß nicht weiter danach, Richard. Loup ist ein wirklich böser Junge. Lassen Sie ihn meine Sorge sein, während Sie sich um diese Iren kümmern.«
Hogan und Sharpe waren gerade mit den Riflemen um eine Ecke gebogen, als sie die Real Compañía Irlandesa auf der freien Fläche vor einer halb fertigen Kirche lagern sahen.
»Unsere neuen Verbündeten«, verkündete Hogan säuerlich, »und das sogar in Kampfuniform – oder zumindest in dem, was die dafür halten.«
Die Kampfuniformen der Real Compañía Irlandesa waren wesentlich farbenfroher und prächtiger als die Paradeuniformen der meisten britischen Linienregimenter. Die Gardisten trugen kurze rote Jacken mit schwarz gesäumten und mit Gold bestickten Schwalbenschwänzen, und die Kragenspiegel, Manschetten und Aufschläge waren smaragdgrün. Ihre Hosen und Westen wiederum waren einst schneeweiß gewesen. Ihre halbhohen Stiefel, Gürtel und Bandoliers bestanden aus schwarzem Leder, und die Schärpen waren von dem gleichen Grün wie die hohen Federbüsche, die jeder Mann an seinem Zweispitz trug. Auf den vergoldeten Kokarden waren ein Turm und ein brüllender Löwe zu sehen, die gleichen Symbole, die die Unteroffiziere und
Weitere Kostenlose Bücher