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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wobei Kiely stets verlor, und schon war es mit der guten Stimmung wieder vorbei. Meist schlief er anschließend bis weit in den Morgen hinein, und dann fing alles wieder von vorne an.
    »Wie zum Teufel hat dieser Mann überhaupt den Befehl über die Garde bekommen?«, fragte Sharpe Kielys Stellvertreter, Captain Donaju.
    »Aufgrund seiner Geburt«, antwortete Donaju. Er war ein bleicher, dünner Mann, und ständig schaute er besorgt drein. Er glich mehr einem verarmten Studenten als einem Soldaten, doch von allen Offizieren der Real Compañía Irlandesa schien er der Vielversprechendste zu sein. »Eine königliche Garde kann doch unmöglich von einem Bürgerlichen befehligt werden«, erklärte Donaju mit einem Hauch von Spott in der Stimme. »Und wenn Kiely nüchtern ist, kann er sogar recht beeindruckend sein.« Letzteres sagte er ohne jeden Spott.
    »Beeindruckend?«, hakte Sharpe zweifelnd nach.
    »Er ist ein guter Fechter«, sagte Donaju. »Er verabscheut die Franzosen, und tief in seinem Inneren wäre er gern ein guter Mann.«
    »Er verabscheut die Franzosen?«, fragte Sharpe. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, seine Zweifel zu verbergen.
    »Die Franzosen, Sharpe, zerstören Kielys privilegierte Welt«, erklärte Donaju. »Er entstammt noch dem Ancien Regime, deshalb hasst er sie natürlich. Er hat kein Geld, aber unter dem Ancien Regime war das nicht wirklich wichtig, denn Geburt und Titel reichten aus, um einem Mann einen königlichen Posten zu verschaffen und ihn von der Steuer zu befreien. Doch die Franzosen predigen Gleichheit und Beförderung nach Verdienst, und das bedroht Kielys Welt. Deshalb hat er dann beschlossen, dieser Bedrohung durch Trinken, Huren und Spielen zu entfliehen. Das Fleisch ist schwach, Sharpe, und es ist besonders schwach, wenn man Langeweile hat, unterbeschäftigt ist und sich dazu noch als Relikt einer längst vergangenen Zeit betrachtet.«
    Donaju zuckte mit den Schultern, als schäme er sich dafür, Sharpe mit einer so langen und hochtrabenden Predigt gelangweilt zu haben. Der Captain war ein bescheidener Mann, aber effektiv, und so ruhte der Alltag der Garde auf Donajus schmalen Schultern.
    Dann erklärte er Sharpe, wie er versuchen würde, weitere Desertionen zu verhindern. Er wollte die Wachen verdoppeln und nur Männer dafür einsetzen, die er für vertrauenswürdig hielt. Aber er gab auch den Briten Schuld an dem Dilemma.
    »Warum hat man uns überhaupt an diesen gottverlassenen Ort geschickt?«, verlangte Donaju zu wissen. »Es ist fast so, als wolle der General, dass unsere Männer weglaufen.«
    Das war ein geschickter Zug, und Sharpe wusste nicht wirklich, was er darauf antworten sollte. Also murmelte er nur irgendwas von wegen der strategischen Bedeutung des Außenpostens und dass man eine Garnison hier brauche, doch er war nicht gerade überzeugend, und Donaju reagierte darauf, indem er diese ausgedachte Geschichte schlicht ignorierte. Denn das Fort von San Isidro war in der Tat ein gottverlassener Ort. Einst mochte es ja einen strategischen Wert besessen haben, doch jetzt verlief die Hauptstraße zwischen Spanien und Portugal zig Meilen weiter südlich von hier, und die einst große Festung war dem Verfall überlassen worden. Unkraut wucherte in dem verschlammten Graben, und das einst nur schwer zu überwindende Hindernis war kaum mehr als eine flache Delle. Frost ließ den Mörtel aus den Mauern bröckeln, und viele Steine waren schon in den Graben gefallen, wo sie nun gleich eine ganze Reihe von Brücken bildeten.
    In den Überresten des Glockenturms der Fortkapelle nistete eine Schneeeule, und der einst gut gepflegte Offiziersfriedhof war nur noch ein überwucherter Steingarten. Die einzigen Teile von San Isidro, die man noch nutzen konnte, waren die alten Baracken, die immer mal wieder notdürftig repariert worden waren, wenn die Portugiesen das Fort im Falle einer politischen Krise kurzzeitig wieder besetzt hatten. Dann hatten die Männer die Löcher in den Wänden gestopft, um sich vor den kalten Winden zu schützen, während sich die Offiziere in dem Torhaus mit den zwei Türmen einquartiert hatten, denn aus irgendeinem Grund war das von all dem Verfall verschont geblieben. Es gab sogar noch ein funktionierendes Tor, und Runciman befahl jede Nacht, es zu schließen. Deserteure hielt das jedoch nicht auf. Dafür gab es hier viel zu viele Schlupflöcher.
    Doch trotz all des Verfalls strahlte das Fort noch immer etwas Großes aus. Das beeindruckende Torhaus

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