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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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General«, sagte Sharpe. »Major Hogan hat mir von ihr erzählt. Sie sammelt die Uniformen jedes Regiments, von dem sie schon einmal einen Geliebten gehabt hat.«
    »Himmel, soll das etwa heißen, dass die beiden nicht verheiratet sind und sie uns trotzdem vorgestellt wird?«, fragte Runciman besorgt, doch zur Flucht war es zu spät, denn Lord Kiely winkte die beiden englischen Offiziere bereits heran. Zuerst stellte er Runciman vor, dann deutete er auf Sharpe. »Und das, meine Liebe, ist Captain Sharpe, unser Lehrmeister in moderner Kriegsführung.« Kiely versuchte noch nicht einmal, seine Verachtung zu verbergen, als er Sharpe beschrieb.
    »Ma’am«, sagte Sharpe unbeholfen. Doña Juanita warf Runciman einen vernichtenden Blick zu, dann musterte sie Sharpe lange von Kopf bis Fuß, während ihre Hunde an seinem Pferd schnüffelten. Der Blick der Frau war unfreundlich, und schließlich wandte sie sich wieder ab, ohne die Gegenwart des Rifleman auch nur mit einem Wort zu würdigen.
    »Warum haben Sie den Dragoner erschossen, Ma’am?«, fragte Sharpe in dem Versuch, sie zu provozieren.
    Sie drehte sich wieder zu ihm um. »Weil er meinen Lord Kiely erschießen wollte«, antwortete sie trotzig. »Ich habe gesehen, wie er nach seiner Pistole gegriffen hat.«
    Sie hat nichts dergleichen gesehen, dachte Sharpe, aber wenn er sie hier und jetzt der Lüge bezichtigte, würde er auch nichts damit erreichen. Doña Juanita hatte geschossen, um das Leben ihres Geliebten zu retten, aus keinem anderen Grund, und Sharpe empfand tatsächlich einen Hauch von Eifersucht, weil dieser Tunichtgut von Kiely sich so eine kühne, trotzige und bemerkenswerte Frau geangelt hatte. Sie war zwar keine Schönheit im klassischen Sinn, aber ihr kluges, wildes Gesicht sprach irgendetwas in Sharpe an. Doch er wollte verdammt sein, wenn er sie wissen ließ, dass sie solche Macht besaß. »Sind Sie von weit her gekommen, Ma’am?«, fragte er.
    »Aus Madrid, Captain«, antwortete sie eisig.
    »Und die Franzosen haben Sie nicht aufgehalten?«, hakte Sharpe nach.
    »Ich brauche die Erlaubnis der Franzosen nicht, wenn ich durch mein eigenes Land reisen will, Captain, und impertinenten britischen Offizieren muss ich mich auch nicht erklären.« Sie ritt davon und rief ihren langbeinigen, zotteligen Hunden, ihr zu folgen.
    »Sie mag Sie offenbar nicht, Sharpe«, bemerkte Runciman.
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit, General«, sagte Sharpe. »Ich traue dieser Hexe nicht von zwölf bis Mittag.« Diese Bemerkung entsprang vor allem der Eifersucht, und das wusste Sharpe.
    »Sie sieht jedoch recht gut aus, nicht wahr?« Runciman klang traurig, als bedaure er, dass er nicht der Mann sein würde, der Doña Juanita eine Uniform des 37th Regiments of the Line spenden würde. »Ich kann allerdings nicht behaupten, schon einmal eine Frau in Hosen gesehen zu haben«, fuhr er fort, »von dem Kavalleriesattel ganz zu schweigen. In Hampshire kommt das nicht so häufig vor.«
    »Und ich habe noch nie eine Frau gesehen, die ohne Diener oder jedes noch so kleine Gepäckstück von Madrid nach Portugal geritten ist«, fügte Sharpe hinzu. »An Ihrer Stelle würde ich ihr nicht vertrauen, General.«
    »Wem würden Sie nicht vertrauen, Sharpe?«, fragte Lord Kiely. Er ritt zu den britischen Offizieren zurück.
    »Brigadier Loup, Sir«, log Sharpe glattzüngig. »Ich habe General Runciman gerade die Bedeutung der grauen Uniformen erklärt.« Er deutete zu den französischen Dragonern, die den Leichnam ihres Kameraden den Hang hinaufbrachten.
    »Diesem Dragoner hat die graue Uniform jedenfalls nichts genutzt!« Kiely war noch immer voller Erregung von dem Duell, und offensichtlich schämte er sich auch nicht für die Art, wie der Kampf zu Ende gegangen war. Und sein Gesicht wirkte nun deutlich jünger und attraktiver als zuvor, als hätte die Ankunft seiner Geliebten ihm die Jugend zurückgebracht. All die Spuren der nächtlichen Exzesse waren mit einem Mal wie weggewischt.
    »Seine Ritterlichkeit aber genauso wenig«, erwiderte Sharpe gereizt. Runciman zischte tadelnd. Er fürchtete, Sharpes Worte könnten ein weiteres Duell provozieren.
    Kiely schnaubte jedoch nur verächtlich. » Er hat die Regeln des ritterlichen Kampfes verletzt, Sharpe, nicht ich! Der Mann hat offenbar nach seiner Pistole gegriffen. Ich nehme an, er wusste, dass er tot gewesen wäre, sobald ich meinen Säbel wieder in der Hand gehabt hätte.« Er schaute Sharpe herausfordernd an.
    »Es ist schon seltsam,

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