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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hatte, trieb Seine Lordschaft sein Pferd auf die Franzosen zu. Die Dragoner hatten bereits erkannt, dass ihre Beute verloren war, und angehalten. Doch jetzt überquerte Kiely den Fluss, zog seinen Säbel und schrie den Franzosen eine Herausforderung entgegen.
    Jeder Mann im Tal wusste, was Kiely vorhatte. Er forderte den feindlichen Offizier zu einem Duell heraus. Jeder, der auch nur einen Funken Menschenverstand besaß, jeder Infanterist und selbst jeder Dorftrottel, lehnte diese Praxis ab, doch Kavalleristen konnten solch einer Herausforderung nur selten widerstehen. Um an einem solchen Kampf teilzunehmen, brauchte man Stolz und Mut, und wenn man ihn gewann, dann hatte man sich einen Namen als Krieger gemacht, und in jedem Kavallerieregiment in jeder Armee verdankten die Offiziere ihren Ruf genau solchen Kämpfen: Mann gegen Mann, Säbel gegen Säbel, ein Duell zwischen Fremden, bei dem einer den Ruhm und der andere den Tod ernten würde.
    »Kiely versucht sich umzubringen, General«, sagte Sharpe zu Runciman. Er klang verärgert, doch er empfand auch eine gewisse Bewunderung für Kiely, der zumindest in diesem Augenblick seinen Kater und seine Verbitterung über Bord geworfen hatte und das geworden war, von dem er immer geträumt hatte: der perfekte Ritter und Paladin des Königs. »Kiely hat es sich in den Kopf gesetzt, berühmt zu sterben«, sagte Sharpe. »Er will wie Roland sein oder wie dieser Spartaner, der die Perser verprügelt hat.«
    »Leonidas, Sharpe. Das war König Leonidas«, sagte Runciman. »Aber vergessen Sie nicht, dass Kiely ein guter Fechter ist. Ich habe ihn üben sehen, und selbst der Alkohol macht ihn kaum langsamer. Nicht dass wir diese Fechtkunst heute werden bewundern können«, fügte Runciman hinzu, als Kiely sich von den regungslosen Franzosen abwandte. »Die wollen tatsächlich nicht kämpfen!« Runciman klang überrascht, aber auch ein wenig erleichtert, denn so würde ihm der Anblick eines Blutbades erspart bleiben.
    »Kiely hat ihnen aber auch kaum Zeit gegeben, die Herausforderung anzunehmen«, sagte Sharpe. Und Kiely war in der Tat nur ein paar Sekunden geblieben, fast, als habe er nur eine trotzige Geste machen wollen.
    Dann akzeptierte doch noch ein Feind. Kiely hatte gerade das Ufer des kleinen Flusses erreicht, als hinter ihm ein Ruf ertönte, und ein Dragoneroffizier galoppierte vor. Kiely drehte sich im Sattel um, und Sharpe hätte schwören können, dass seine Lordschaft bleich wurde, als der Franzose auf ihn zu geritten kam.
    »O Gott«, keuchte Runciman besorgt.
    Jetzt konnte Kiely sich dem Kampf nicht mehr verweigern. Andernfalls hätte er das Gesicht verloren. Also kehrte er zu dem grauen Dragoner zurück, der daraufhin seinen mit Wolfsfell gefütterten Mantel wegwarf und seinen langen, geraden Säbel zog. Er band sich den Riemen ums Handgelenk und hob dann die Waffe zum Salut vor dem Mann, der entweder sein Opfer oder sein Mörder sein würde. Und was Seine Lordschaft betraf, so mochte er die Herausforderung ja vielleicht als Geste gedacht haben, doch nun zögerte er weder, noch zeigte er ein Anzeichen von Nervosität.
    »Diese verdammten Narren«, knurrte Sharpe. »Sie sterben für verdammt noch mal nichts.« Er und Runciman hatten sich inzwischen zu den Offizieren der Real Compañía Irlandesa gesellt, und auch Vater Sarsfield hatte seinen Katechismusunterricht unterbrochen und war ins Tal gekommen. Der Priester hörte Sharpes Verachtung und schaute den Rifleman überrascht an. Wie Runciman, so schien sich auch der Priester bei dem Duell nicht wohl zu fühlen. Er ließ den Rosenkranz durch die dicken Finger gleiten und drehte sich wieder zu den beiden Reitern um, die sich gut fünfzig Yards voneinander entfernt gegenüberstanden. Lord Kiely nahm seinen Säbel wieder herunter, und die beiden Männer gaben ihren Pferden die Sporen.
    »O Gott, o Gott.« Runciman schnappte nach Luft und holte noch ein paar Mandeln aus der Tasche.
    Die beiden Pferde näherten sich zunächst langsam. Erst im allerletzten Moment ließen die Männer die Zügel schießen. Beide Männer waren Rechtshänder und soweit Sharpe sehen konnte auch in etwa gleich groß. Allerdings war Lord Kielys Rappe eine gute Handbreit größer.
    Der Dragoner schlug als Erster zu. Er schien all sein Vertrauen in den mächtigen Hieb gelegt zu haben, der einen Ochsen hätte ausweiden können, nur dass er den Schlag im allerletzten Moment abbrach, die Klinge drehte und auf den ungeschützten Hals seines Gegners

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