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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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von getrocknetem Blut. Der Mann und seine Kleider stanken nach altem Essen, schlechtem Atem, fauligem Blut und Verwesung. An seinem Gürtel hing ein altmodischer Säbel ohne Scheide. Die Klinge war so dick wie die einer Hellebarde, und dazu hatte er noch eine Kavalleriepistole, ein kleines Messer mit seltsam krummer Klinge und eine hölzerne Trillerpfeife.
    »Sind Sie Captain Sharpe?«, fragte der Riese, als Sharpe sich erhob, um ihn zu begrüßen.
    »Ja.«
    »Und meine Pfeife verrät Ihnen sicher, wer ich bin, nicht wahr?«
    Sharpe schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Kündigen Kastrierer in England ihr Erscheinen denn nicht mit einem Pfeifen an?«
    »Keine Ahnung. Ich habe das zumindest noch nie gehört«, antwortete Sharpe.
    Schwerfällig ließ sich El Castrador neben Sharpe auf die Bank fallen. »Keine Pfeifen? Ach, wo wäre ich nur ohne meine kleine Pfeife? Sie sagt dem Dorf, dass ich komme. Ich pfeife, und die Dörfler bringen ihre Ferkel, Kälber und Fohlen heraus, und ich zücke mein kleines Messer.«
    Der Mann spielte an seinem bösartig gekrümmten Messer herum und lachte. Er hatte sich seinen eigenen Weinschlauch mitgebracht, und jetzt spritzte er sich etwas Wein in den Mund, bevor er wehmütig den Kopf schüttelte.
    »Und früher, mein Freund«, fuhr El Castrador fort, »früher haben die Mütter auch ihre kleinen Jungen gebracht, und zwei Jahre später sind sie dann nach Lissabon oder Madrid gegangen, um dort ach so schön zu singen! Mein Vater hat noch viele Jungen beschnitten. Einer von ihnen hat sogar für den Papst gesungen! Können Sie sich das vorstellen? Für den Papst in Rom! Und all das nur wegen dieses kleinen Messers.« Erneut spielte er an dem Ding herum.
    »Und manchmal sind die Jungen auch gestorben, nicht wahr?«, riet Sharpe.
    El Castrador zuckte mit den Schultern. »Kleine Jungen sind leicht zu ersetzen, mein Freund. Man darf nicht sentimental sein, wenn es um kleine Kinder geht.« Er spritzte sich noch etwas Wein in den Mund. »Ich selbst hatte acht Jungen. Nur drei davon haben überlebt, und glauben Sie mir, zwei davon waren schon zu viel.«
    »Keine Mädchen?«
    »Vier.« El Castrador schwieg ein, zwei Sekunden lang und seufzte dann. »Loup, dieser französische Bastard, hat sie mir genommen. Kennen Sie Loup?«
    »Ja, ich kenne ihn.«
    »Er hat sie mir genommen und seinen Männern gegeben. El Lobo und seine Männer mögen kleine Mädchen.« Erneut strich er über das kleine Messer und schaute Sharpe in die Augen. »Und Sie sind also La Agujas Engländer, ja?«
    Sharpe nickte.
    »Ah! Teresa!« Der Spanier seufzte. »Wir waren wütend, als wir gehört haben, dass sie sich einem Engländer hingegeben hatte, aber jetzt, da ich Sie sehe, Captain, kann ich sie verstehen. Wie geht es ihr?«
    »Sie kämpft bei Badajoz gegen die Franzosen, und sie lässt Sie schön grüßen.«
    Tatsächlich hatte Teresa Sharpe schon seit Wochen nicht mehr geschrieben, aber ihr Name war für ihn wie ein Talisman bei den Guerilleros, und er hatte gereicht, um dieses Treffen mit dem Mann zu arrangieren, den Brigadier Loup einfach nicht zu fassen bekam.
    Loup hatte seinen Teil der spanischen Grenze gezähmt, und die Menschen hier hassten den Franzosen abgrundtief. Alles Üble, was hier geschah, war Loups Schuld, jeder Tod, jeder Hausbrand, jede Flut, jedes kranke Kind, jeder geraubte Bienenstock, jedes totgeborene Kalb und jeder für die Jahreszeit ungewöhnliche Frost. Alles war das Werk des Wolfs.
    »Sie wird stolz auf Sie sein, Engländer«, sagte El Castrador.
    »Wird sie?«, fragte Sharpe. »Warum?«
    »Weil El Lobo einen Preis auf Ihren Kopf ausgesetzt hat«, antwortete El Castrador. »Haben Sie das gewusst?«
    »Nein.«
    »Einhundert Dollar«, sagte El Castrador langsam und voller Genuss, als würde ihn das Geld selbst in Versuchung führen.
    »Das ist ja armselig«, erklärte Sharpe abschätzig. Fünfundzwanzig Pfund, das war der Wert von hundert spanischen Dollars. Das mochte für die meisten Menschen ja ein Vermögen sein, so viel, wie sie in einem Jahr verdienten, doch Sharpe glaubte, sein Leben sei weitaus mehr wert als fünfundzwanzig Pfund. »Auf Teresas Kopf sind zweihundert Dollar Belohnung ausgesetzt«, sagte er neidisch.
    »Aber wir Guerilleros töten auch mehr Franzosen als ihr Engländer«, sagte El Castrador. »Also ist es nur recht und billig, dass wir auch mehr wert sind.«
    Taktvoll vermied Sharpe es, zu fragen, ob auch eine Belohnung auf El Castradors verlausten Kopf ausgesetzt war. Sharpe

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