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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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allmählich rasselte und ihnen der Schweiß in den Augen brannte. Und dann und wann, auch das wusste Sharpe, würde jeder der beiden ein seltsames Gefühl verspüren, wenn er einen Blick in die mitleidlosen Augen des Fremden erhaschte, den er zu töten versuchte. Die Säbel schlugen weiter aufeinander, dann brach der Dragoner diese Kampfphase ab, indem er seinem Pferd die Sporen gab.
    Das Pferd des Franzosen sprang nach vorn und trat in ein Kaninchenloch.
    Und das Tier stolperte.
    Kiely erkannte seine Chance sofort. Er schlug mit voller Wucht zu und stellte sich dabei sogar im Sattel auf, um sein volles Gewicht in den tödlichen Hieb zu legen, doch irgendwie gelang es dem Dragoner wieder, den Schlag zu parieren, auch wenn der Aufprall ihn fast aus dem Sattel geworfen hätte. Sein müdes Tier versuchte, wieder aufzustehen, während sein Reiter Schlag um Schlag abwehrte. Dann gab der Franzose plötzlich die Verteidigung auf und stach nach Kiely. Sein Säbelspitze traf den Knauf von Kielys Heft und riss ihm so die Waffe aus der Hand. Zum Glück hatte Kiely die Waffe ähnlich wie der Franzose mit einer Seidenschnur am Handgelenk festgebunden, und da baumelte sie nun, doch es würde einige Sekunden dauern, bis Seine Lordschaft die Waffe wieder in den Griff bekam. Verzweifelt riss er sein Pferd herum, um sich Zeit zu verschaffen. Der Franzose roch den Sieg förmlich schon, und so trieb er sein müdes Tier hinter dem Gegner her.
    Dann krachte ein Karabiner. Das kam so überraschend, und der Knall war schon fast wieder verhallt, als endlich jemand reagierte.
    Der Dragoner schnappte nach Luft, als ihn die Kugel traf. Sie hatte ihn genau zwischen den Rippen erwischt und im Sattel zurückgeworfen. Der sterbende Mann erlangte noch einmal sein Gleichgewicht zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. Dann glitt dem Franzosen der Säbel aus der Hand, und seine Kameraden schrien aufgebracht, weil jemand es gewagt hatte, das ungeschriebene Gesetz zu brechen, Duellanten auf dem Feld der Ehre in Ruhe zu lassen. Dann klappte der Mund des Dragoners auf, und dunkles Blut sickerte durch seine graue Jacke, als er auf seinem müden Tier nach hinten kippte.
    Überrascht warf Lord Kiely einen kurzen Blick zu den rachsüchtigen Dragonern, die zuerst auf ihren gefallenen Kameraden zu galoppierten, dann jedoch am Fluss entlang flohen.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Colonel Runciman.
    »Irgendjemand hat die Regeln gebrochen, General«, sagte Sharpe, »und wer auch immer das war, er hat Kiely damit den Arsch gerettet. Vor dem Schuss war er so gut wie tot.«
    Die Franzosen protestierten noch immer lautstark, und einer von ihnen ritt zum Ufer und forderte die alliierten Offiziere heraus, dass sich ihm einer von ihnen in einem zweiten Duell stellen solle.
    Niemand nahm die Herausforderung an, und so verspottete und beleidigte sie der Franzose, und Sharpe dachte bei sich, dass sie das wohl auch verdient hatten, denn wer auch immer da geschossen hatte, es war unfair gewesen.
    »Und? Wer hat denn nun geschossen?«, fragte Sharpe laut.
    Es war der einsame Offizier gewesen, den die Dragoner gejagt hatten und dessen Ankunft im Tal das Duell überhaupt erst provoziert hatte. Sharpe sah den Karabiner in den Händen des Flüchtlings, und was ihn wunderte war, dass niemand den Mann für seine Tat zurechtwies. Stattdessen drängten sich die Offiziere der Real Compañía Irlandesa um ihn und hießen ihn offenbar willkommen. Sharpe ritt näher heran und sah, dass es sich um einen schlanken, jungen Offizier handelte, dessen glänzender Rosshaarschweif bis tief auf den Rücken fiel. Doch das war kein Rosshaarschweif, erkannte Sharpe, das war Haar, echtes Haar, und der Offizier war auch kein Offizier, sondern eine Frau.
    »Er wollte nach seiner Pistole greifen«, erklärte die Frau. »Also habe ich ihn erschossen.«
    »Bravo!«, rief einer der Offiziere bewundernd.
    Der protestierende Franzose hatte sich angewidert abgewandt.
    »Ist das …? Ist sie …? Ist – äh …?«, stotterte Runciman.
    »Ja, das ist eine Frau, General«, sagte Sharpe trocken.
    »Grundgütiger, Sharpe! Dann ist er – äh – also eine sie.«
    Und die Frau war irgendwie faszinierend, dachte Sharpe. Sie hatte etwas Wildes, Unbezähmbares an sich, was durch die Männeruniform noch betont wurde, die perfekt an ihren schlanken Körper angepasst war. Sie nahm den Hut ab, um vor Lord Kiely zu salutieren, und dann beugte sie sich vor, um Seine Lordschaft zu küssen.
    »Das ist die Mätresse,

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