Sharpes Gefecht
nicht, das sei nicht euer Krieg. Ihr habt einen Eid geschworen, dem König von Spanien zu dienen, und der König von Spanien ist ein Gefangener der Franzosen, und dabei solltet ihr seine Leibwache sein. Bei Gott, das ist mehr euer Krieg als meiner. Ich habe keinen Eid geschworen, Spanien zu verteidigen. Meine Frau ist nicht von einem Franzosen vergewaltigt worden. Mein Kind wurde auch nicht von einem Dragoner erschlagen, und meine Ernte wurde auch nicht von französischen Furagieren gestohlen. Doch euer Land hat all das ertragen, und euer Land ist Spanien, und wenn ihr lieber für Irland als für Spanien kämpfen wollt, warum, zum Teufel, habt ihr dann einen Eid auf Spanien geleistet?«
Er hielt kurz inne. Er wusste, dass nicht jeder in der Kompanie ein potenzieller Deserteur war. Viele, wie unter anderem auch Lord Kiely, wollten einfach nur kämpfen. Dennoch gab es noch genug Unruhestifter hier, um die Moral der Truppe zu unterminieren, und Sharpe war zu dem Schluss gekommen, dass diese Männer nur durch Schock zur Räson gebracht werden konnten.
»Oder bedeutet dieser Eid euch nichts?«, verlangte Sharpe zu wissen. »Ich werde euch jetzt einmal sagen, was der Rest dieser Armee von euch denkt, und damit meine ich auch die Connaught Rangers, die Inniskilling Dragoner, das Royal Irish Regiment, das Royal County Down Regiment, das Irish Regiment des Prince of Wales, das Tipperary Regiment, das Regiment des County Dublin und das Irish Regiment des Duke of York. Alle sagen sie, ihr seid Spielzeugsoldaten, die einen Pisspott im Palast bewachen können, aber im Kampf seid ihr nutzlos. Sie sagen, ihr seid schon einmal aus Irland weggerannt und ihr würdet wieder rennen, wenn es hart auf hart kommt. Sie sagen, ihr seid genauso nützlich für die Armee wie ein Nonnenchor. Sie sagen, ihr seid verwöhnt und könntet euch nur hübsch kleiden. Aber all das wird sich nun ändern, denn eines Tages werden wir, ihr und ich, gemeinsam in die Schlacht ziehen, und an diesem Tag werdet ihr gut sein müssen! Verdammt gut!«
Sharpe hasste es, Reden zu halten, aber er hatte die Aufmerksamkeit dieser Männer erregt – oder zumindest hatten das die drei kastrierten Leichen, und Sharpes Worte ergaben durchaus einen Sinn für die Kompanie. Er deutete nach Osten.
»Da drüben«, sagte Sharpe und nahm den Helm wieder vom Karren, »gibt es einen Mann mit Namen Loup, einen Franzosen. Er führt ein Dragonerregiment, das man das Wolfsrudel nennt, und die tragen diese Helme, und sie lassen sie als Zeichen bei den Männern, die sie töten. Also werden wir im Gegenzug jetzt sie umbringen. Wir werden ihnen beweisen, dass kein französisches Regiment es mit einem irischen aufnehmen kann, und das werden wir gemeinsam tun. Und wir werden das tun, weil es euer Krieg ist, und es ist eure Wahl, ob ihr wie kastrierte Hunde sterben oder wie Männer kämpfen wollt. Und jetzt entscheidet euch, verdammt. Sergeant Harper?«
»Sir!«
»Ihr habt eine halbe Stunde zum Frühstück! Ich will ein Beerdigungskommando für diese drei hier sehen, und dann machen wir uns an die Arbeit.«
»Ja, Sir!«
Harris schaute Sharpe an, als dieser sich umdrehte.
»Kein Wort, Harris«, sagte Sharpe und drückte dem Rifleman den Helm in den Bauch. »Kein verdammtes Wort.«
Captain Donaju sprach Sharpe an, als der die Rampe hinunterging. »Und wie sollen wir ohne Musketen kämpfen?«
»Ich werde euch schon Musketen besorgen, Donaju.«
»Und wie?«
»Genau so, wie jeder Soldat sich besorgt, was er nicht bekommt«, antwortete Sharpe. »Ich werde sie stehlen.«
In der darauf folgenden Nacht desertierte nicht ein einziger Mann.
Und am nächsten Morgen begann der Ärger, auch wenn Sharpe das zunächst nicht erkannte.
»Das ist eine ganz üble Sache, Sharpe«, sagte Colonel Runciman. »Eine ganz üble Sache.«
»Was denn, General?«
»Haben Sie das nicht gehört?«, fragte Runciman.
»Das mit den Musketen meinen Sie?« Er nahm an, Runciman rede von seinem Besuch im Hauptquartier. Dass da nichts bei herausspringen würde, war abzusehen gewesen. Runciman und Kiely waren ohne Musketen wieder zurückgekommen, ohne Munition, ohne Decken, ohne Tabak, ohne Stiefel, ohne Verpflegung und noch nicht einmal mit dem Versprechen, dass die Kompanie endlich einmal ihren Sold erhalten würde.
Wellingtons Geiz diente ohne Zweifel dazu, der Real Compañía Irlandesa die Zähne zu ziehen, doch Sharpe bescherte das furchtbare Probleme. Er bemühte sich nach besten Kräften, die Moral der
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