Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Gardisten zu heben, doch ohne Waffen und Ausrüstung war es auch mit der Moral nicht weit her. Schlimmer noch: Sharpe wusste, dass sie nicht weit von den feindlichen Linien standen, und wenn die Franzosen angriffen, dann würde es ihn auch nicht trösten, dass Hogan die Niederlage der Real Compañía Irlandesa von Anfang an geplant hatte – jedenfalls nicht, solange er selbst Teil davon war. Hogan mochte die Real Compañía ja vernichten wollen, doch Sharpe brauchte sie bewaffnet und bereit für den Fall, dass Brigadier Loup vorbeikam.
    »Ich habe nicht von Musketen gesprochen, Sharpe«, sagte Runciman, »sondern von den Neuigkeiten aus Irland. Haben Sie das wirklich noch nicht gehört?«
    »Nein, Sir.«
    Runciman schüttelte so kräftig den Kopf, dass sein fettes Kinn schwabbelte. »Offenbar gibt es neue Probleme in Irland, Sharpe. Eine verdammt üble Angelegenheit. Die verfluchten Rebellen machen Ärger. Unsere Jungs schießen zurück, und es gibt tote Frauen und Kinder. Der Erne ist bei Belleek von Leichen verstopft. Auch von Vergewaltigungen ist die Rede. Grundgütiger! Ich dachte wirklich, achtundneunzig hätte sich die irische Frage ein für alle Mal geklärt, aber offenbar ist dem nicht so. O Gott, o Gott. Warum lässt Gott es nur zu, dass die Papisten gedeihen? Sie sind eine solche Prüfung für uns Christen. Aber nun ja«, seufzte Runciman, »wir werden da drüben wohl ein paar Schädel einschlagen müssen, genau wie wir es achtundneunzig bei Tones Aufstand getan haben.«
    Sharpe dachte, wenn dieses Heilmittel schon 1798 versagt hatte, dann würde es 1811 wohl ebenfalls nicht wirken, aber er war taktvoll genug, das nicht laut auszusprechen. »Das könnte auch hier für Ärger sorgen, General«, sagte er stattdessen, »wenn die irischen Truppen davon hören.«
    »Dafür haben wir ja die Peitsche, Sharpe.«
    »Die Peitsche mögen wir ja vielleicht haben, General, aber Musketen haben wir keine. Und ich habe mich gefragt, General, wie genau leitet ein Generalfeldzeugmeister eigentlich seine Konvois?«
    Runciman starrte Sharpe erstaunt an. »Mit Papier natürlich, Sharpe. Mit schriftlichen Befehlen.«
    Sharpe lächelte. »Und Sie sind doch immer noch Generalfeldzeugmeister, nicht wahr, Sir? Man hat Sie ja noch nicht ersetzt, und ich bezweifele auch, dass sie so rasch jemanden finden werden, der in Ihre Fußstapfen passt.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sharpe, sehr freundlich.« Das Kompliment schien Runciman zu überraschen, doch er versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen. »Und vermutlich haben Sie sogar recht«, fügte er hinzu.
    »Und ich habe mich auch gefragt, ob wir vielleicht ein, zwei mit Waffen beladene Wagen hierher umleiten könnten, Sir.«
    Runciman riss die Augen auf. »Wir sollen sie stehlen? «
    »Also, ich würde das nicht stehlen nennen, Sir«, erwiderte Sharpe in tadelndem Ton, »nicht, solange sie gegen unsere Feinde zum Einsatz kommen. Wir leiten die Waffen nur um, Sir, wenn Sie wissen, was ich meine. Irgendwann wird die Armee uns ohnehin ausrüsten müssen. Warum nehmen wir ihnen die Arbeit nicht einfach ab? Den Papierkram können wir immer noch nachholen.«
    Runciman schüttelte wild den Kopf, sodass sich die langen Haarsträhnen lösten, die er immer so sorgfältig über seine Glatze kämmte. »Das geht nicht, Sharpe. Das geht nicht! Das widerspricht allen Gewohnheiten. Verdammt noch mal, Mann, das widerspricht den Regeln! Ich könnte vors Kriegsgericht kommen! Stellen Sie sich das doch nur mal vor! Die Schande!« Runciman schauderte bei der Vorstellung. »Ich bin erstaunt, Sharpe«, fuhr er fort, »ja, sogar enttäuscht, dass Sie so etwas auch nur vorschlagen. Ich weiß, dass Sie von niederer Geburt sind und dass Sie auch nicht die Erziehung eines Gentleman genossen haben, aber so etwas hätte ich trotzdem nicht von Ihnen erwartet! Ein Gentleman stiehlt nicht. Er lügt nicht. Er beleidigt keine Dame, und er ehrt Gott und den König. All das ist doch auch Ihnen nicht völlig fremd, Sharpe!«
    Sharpe ging zur Tür von Runcimans Quartier. Der »Salon« des Colonels war der alte Wachraum in einem der Türme, und da das Tor weit offen stand, hatte man von hier einen hervorragenden Blick gen Süden. Sharpe lehnte sich an den Türrahmen.
    »Was ist passiert«, fragte er, nachdem Runciman seine Predigt beendet hatte, »wenn Sie mal einen Wagen verloren haben? Der ein oder andere ist doch sicherlich Dieben zum Opfer gefallen, oder?«
    »Wenige, sehr wenige. So gut wie keiner. Zwei

Weitere Kostenlose Bücher