Sharpes Gefecht
wirklich netter Mann, nicht wahr? Er kümmert sich um seine Frau. Die Vorstellung von Ihnen und Lord Kiely hat ihm sicher nicht gefallen. Oder ist Loup nicht eifersüchtig?«
»Kiely war für gewöhnlich viel zu betrunken dafür«, sagte sie mit leiser Stimme.
»Aaah – Sie haben Ihre Zunge also doch noch gefunden. Dann können Sie mir jetzt ja auch erzählen, was Sie hier gemacht haben.«
»Fahren Sie zur Hölle, Captain!«
Auf der Straße waren Stiefel zu hören, und Sharpe drehte sich zum Fenster um. Die Männer der Real Compañía Irlandesa waren eingetroffen.
»Donaju!«, rief Sharpe. »In die Küche hier!« Er drehte sich wieder zum Bett um. »Wir haben Gesellschaft, Mylady. Also lassen Sie uns runtergehen und gastfreundlich sein.« Er wartete, bis Doña Juanita aufgestanden war. Dann schüttelte er den Kopf, als sie sich trotzig weigerte zu gehen. »Ich werde hier nicht allein rausgehen, Mylady. Sie können also entweder auf ihren eigenen Beinen runtergehen oder sich von mir tragen lassen.«
Doña Juanita zupfte ihre Uniform zurecht und versuchte, sich das Haar wieder zu richten. Dann ging sie, gefolgt von Sharpe, in die von Kerzen erhellte Küche hinunter, wo El Castrador, Donaju und Sergeant Major Noonan am Tisch standen. Sie starrten Doña Juanita offenen Mundes an und drehten sich dann zu Sharpe um, doch der wollte die Anwesenheit der Dame nicht sofort erklären.
»Loup ist weg«, sagte Sharpe zu Donaju. »Ich habe Sergeant Harper losgeschickt, um sicherzustellen, dass wirklich niemand hier ist. Ich schlage vor, Ihre Männer kümmern sich um die Verteidigung für den Fall, dass Loup zurückkommt.«
Donaju schaute zu Doña Juanita und drehte sich zu Noonan um. »Sergeant Major? Sie haben den Befehl gehört.«
Noonan ging. El Castrador beobachtete Hagman, der den Maulesel entlud. Doña Juanita war zu den Überresten des Feuers gegangen und wärmte sich. Donaju schaute sie an und drehte sich dann fragend zu Sharpe um.
»Doña Juanita«, erklärte Sharpe nun doch noch, »ist eine viel beschäftigte Frau. Sie ist Lord Kielys Verlobte, Loups Geliebte und eine Agentin der Franzosen.«
Bei den letzten Worten riss Doña Juanita den Kopf hoch, machte aber keinerlei Anstalten, Sharpe zu widersprechen. Donaju starrte sie an, als könne er nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Dann drehte er sich erneut zu Sharpe um und runzelte die Stirn. »Sie und Loup?«, fragte er.
»Ihr Liebesnest ist da oben, verdammt«, sagte Sharpe. »Gehen Sie ruhig rauf und schauen Sie nach, wenn Sie mir nicht glauben. Mylady hat Loup letzte Nacht ins Fort gelassen. Mylady, Donaju, ist eine gottverdammte Verräterin.«
»Hymnentexte, Sir«, unterbrach Hagman die beiden Offiziere verwirrt. »Aber verdammt alte. Ich habe so etwas schon daheim in der Kirche gesehen. Für die Musiker, wissen Sie? Aber nicht so welche.« Der alte Wilderer hatte den Maulesel entladen und einen großen Haufen mit Stäben gebundener Manuskripte mit Noten und Text entdeckt.
»Sie sind sehr alt.« Donaju war noch immer wie benommen von den Enthüllungen über Doña Juanita, doch jetzt ging er durch den Raum und schaute sich eines der Papierbündel an, die Hagman gefunden hatte. »Sehen Sie, Sharpe? Da sind nur vier statt fünf Stäbe. Sie könnten zwei–, dreihundert Jahre alt sein. Das ist Latein. Schauen wir mal.« Er legte die Stirn in Falten und mühte sich mit der Übersetzung. »›Klatscht in die Hände, alle, und ruft an den Herrn mit Worten des Triumphs.‹ Ich glaube, das ist ein Psalm.«
»Sie wollte mit Sicherheit keine Psalmen zu unseren Linien bringen«, sagte Sharpe, nahm sich das oberste Bündel und blätterte es durch. Es dauerte nur wenige Sekunden, und er fand die Zeitungen unter dem religiösen Text. »Das hier, Donaju …«, Sharpe hielt eine der Zeitungen in die Höhe, »… das hat sie transportiert.«
Doña Juanitas einzige Reaktion auf diese Entdeckung war, dass sie mit Nägelkauen begann. Sie schaute zur Küchentür, doch Harper war wieder zurück und der Hof voller Riflemen.
»Der Ort ist menschenleer, Sir. Die Bastarde sind weg«, berichtete Harper. »Und sie hatten es verdammt eilig, Sir, denn hier ist überall noch Beute.« Er nickte Captain Donaju respektvoll zu. »Ihre Männer sichern gerade die Umgebung, Sir.«
»Diesmal sind das aber keine amerikanischen Zeitungen«, sagte Sharpe, »sondern englische. Sie haben ihre Lektion vom letzten Mal wohl gelernt. Mach eine Zeitung zu alt, und niemand glaubt die
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