Sharpes Gold (German Edition)
zeigte auf eine Tür, die das mächtige Prozessionsportal flankierte. »Dort, Sir. Verdammt großer Haufen Patronen. Wollten Sie welche?«
Sharpe schüttelte den Kopf, spähte ins Dunkel und sah, dass an der bewussten Tür Dutzende Posten Papierpatronen gelagert waren. Er ging davon aus, dass sie sich dort befanden, damit Infanteriebataillone sich rasch Nachschub holen konnten, ohne den Männern im Weg zu sein, die die riesigen Pulverfässer heraufbrachten. Er wandte sich wieder der Krypta zu. Man hatte in zwei Fuß Abstand Planken über die Stufen gelegt, damit die Fässer sich leichter hinaufrollen ließen.
»Komm mit.«
Sie stiegen die Treppe hinab ins Dämmerlicht der Hornlaternen, und Sharpe sah, dass die übrige Kleinmunition der Garnison inzwischen zu beiden Seiten des Gewölbes aufgestapelt war, sodass nur noch ein Korridor übrig blieb, der zu der mit Leder verhangenen Treppe in die untere Krypta führte. Er schlich auf leisen Sohlen den Korridor entlang und ging beim Vorhang in die Knie. Zwei Schichten steifes Leder, am Saum mit Gewichten beschwert, eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall einer kleinen Explosion im oberen Gewölbe. Das steife Leder war in der Lage, einen minderen Knall zu absorbieren und das darunterliegende, riesige Pulverlager zu schützen. Harper sah verblüfft zu, wie Sharpe seinen Degen zog und die Gewichte abschnitt, wie er mit zusammengebissenen Zähnen durch das Leder säbelte.
»Was zum Teufel machen Sie, Sir?«
Sharpe sah zu ihm auf. »Frag nicht. Wo sind die Wachen?«
»Oben.« Der Sergeant kniete sich neben ihn. »Sir?«
Sharpe unterbrach das mühevolle Schneiden und sah in das breite freundliche Gesicht. »Vertraust du mir etwa nicht?«
Harper war beleidigt, wenn nicht gar verletzt. Er lehnte sich an Sharpe vorbei, nahm das bereits angeschnittene Stück Vorhang in die eine Hand, das obere Leder in die andere, und zog, eine bemerkenswerte Demonstration seiner Kraft. Die Adern in seinem Hals traten hervor, sein ganzer Körper versteifte sich vor Anstrengung, und der doppelt dicke Ledervorhang riss lautlos und langsam entzwei. Sharpe half mit dem Degen nach, bis sich Harper nach dreißig Sekunden mit einem Grunzen zurücklehnte. In seiner Hand lag der abgetrennte Vorhangstreifen von zwei Zoll Breite, in dessen Saum die schweren Bleigewichte eingenäht waren.
»Verdammt noch mal, natürlich vertraue ich Ihnen. Ich will nur Bescheid wissen.« Die Verärgerung des Iren war echt.
Sharpe schüttelte den Kopf. »Ich werde dir Bescheid sagen. Später. Nun komm.«
Oben angekommen wies Sharpe, während sie die Pantoffeln auszogen, mit dem Kopf auf die Kerzen. »Komisch, dass sie die brennen lassen.«
Harper schüttelte den Kopf. »Die sind hübsch weit von der Krypta weg, Sir.« Seine Stimme ließ erkennen, dass er einigermaßen besänftigt war, immer noch beleidigt, aber bereit, Frieden zu schließen. »Wie auch immer. So was nennt man Rückversicherung, nicht wahr?«
»Rückversicherung?«
»Klar.« Der riesige Kopf nickte. »Ein paar Gebete haben noch keinem geschadet.« Er stand auf. »Wohin jetzt, Sir?«
In eine Bäckerei. Die Soldaten, Briten wie Deutsche, konnten sich nicht erklären, warum Sharpe einen Rinnstein verfolgte, der von der Kathedrale weg zu einem Gebäude nahe dem nördlichen Tor verlief. Er versuchte, die Tür zu öffnen, doch sie war fest verriegelt. Harper winkte ihn beiseite.
»Helmet? Tür.«
Der deutsche Feldwebel nickte, bewegte sich schwerfällig auf das Hindernis zu, grunzte, als er dagegenprallte, und drehte sich mit einem angedeuteten Lächeln um, als vor ihm das Holz zersplitterte.
»Hab’s doch gesagt, Sir«, meldete sich Harper zu Wort. »Irgendwelche Militärpolizisten in Sicht?«
»Wenn welche da sind, bringst du sie um«, sagte Sharpe.
»Sir! Hast du das gehört, Helmet? Militärpolizisten umbringen!«
Im Hausinnern herrschte tiefe Finsternis, aber Sharpe tastete sich vorwärts, an einem Tisch vorbei, der dem Geschäft einst als Theke gedient haben musste. Im hinteren Teil der Bäckerei entdeckte er große gemauerte Öfen, die natürlich derzeit kalt waren. Er trat wieder auf die Straße, wo sich weder portugiesische Militärpolizisten noch Patrouillen sehen ließen.
Sie erklommen die flache Rampe zur ersten Mauer und blieben an der Brustwehr stehen. Die Verteidigungsanlagen waren mit Posten besetzt, die sich um die schimmernden, in die Tiefe der Mauer eingelassenen Geschütze drängten, und vor ihnen erstreckten sich wie graue
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