Sharpes Gold (German Edition)
Finger die äußeren Anlagen, sanft abfallend und trügerisch, denn sie steckten voller portugiesischer Soldaten, deren Feuer die tiefen, vom Feind nicht einsehbaren Gräben in merkwürdig glühendes Licht tauchten. Weiter draußen, hinter dem unbeleuchteten Geländestreifen, den man eingeebnet hatte, damit die Verteidiger jeglichen Angriff abwehren konnten, erkannte Sharpe französische Feuer, von denen einige halb verborgen brannten. Und aus der fernen Dunkelheit drang das gelegentliche Klirren einer Spitzhacke herüber oder der dumpfe Laut eines losgehackten Erdklumpens.
Er zuckte zusammen, aufgeschreckt von einem plötzlichen Knall. Dann jedoch wurde ihm klar, dass die Portugiesen nicht aufgehört hatten, das eine oder andere Geschoss abzufeuern, in der Hoffnung, die französischen Pioniere zu stören. Während der Nacht wurden die Stellungen ausgehoben und Unterstände erweitert, aber die Zeit war noch nicht reif für die portugiesischen Truppen, einen Ausfall zu wagen und die französischen Stellungen mit einem nächtlichen Angriff zu überziehen, indem sie mit ihren Bajonetten in die feindlichen Schützengräben eindrangen. Die Franzosen waren dafür noch nicht nahe genug. Eine Belagerung folgte einem Zeitplan, der von beiden Seiten eingehalten wurde, und dies war erst der Anfang. Der Kessel der Belagerer war noch nicht komplett, und die Festungsstadt war auf dem Höhepunkt ihrer Stärke und ihres Stolzes.
Er führte die anderen auf der Mauer zum nördlichen Tor, und Harper beobachtete seinen Captain, wie dieser verdrießlich auf die Wachen starrte, auf das riesige Tor und auf die Infanteriekompanien, die ständig zwischen den Granitsperren postiert waren, um den Eingang zur Stadt zu schützen.
Harper erriet Sharpes Gedanken. »Da geht’s nicht raus, Sir.«
»Nein.« Ihre letzte kleine Chance war dahin. »Nein. Zurück zum Haus.«
Sie kletterten über Stufen hinab und entdeckten eine Straße, die nach unten in die Stadt führte. Sharpe hielt sich fern von den dunklen Häusern mit ihren blinden Fenstern und den verrammelten Türen. Ihre Stiefel hämmerten freudlos über das Pflaster. Sie spähten in Gassen und Querstraßen hinein, und einoder zweimal glaubte Harper, einen Schatten gesehen zu haben, der zu unförmig war, um zu einem Gebäude zu gehören. Sicher war er sich allerdings nicht. In Almeida war es gespenstisch still. Sharpe zückte seinen Degen.
»Sir?« Harpers Stimme klang besorgt. »Sie haben ja wohl nicht vor, oder etwa doch ...«
Sie hatten die Dächer außer Acht gelassen, aber Helmut war auf ein Geräusch aufmerksam geworden, hatte sich umgedreht und nach oben geblickt. Der Mann, der sich auf ihn fallen ließ, schrie erbärmlich, als Helmuts Säbel ihn durchbohrte.
Sharpe wich nach rechts aus, Harper nach links, und dann war die Straße auf einmal erfüllt von dunkel gekleideten, Degen schwingenden Männern und vom jämmerlichen Wimmern des Sterbenden.
Hagman stand mit dem Rücken zur Wand, ließ El Católicos Männer kommen und setzte sein Bajonett gegen sie ein. Sharpe, der an derselben Mauer stand, wich entsetzt aus, als die Klinge eines Degens auf ihn zukam und seinen Leib nur knapp verfehlte. Er parierte den Hieb eines zweiten Mannes mit dem Degen und erinnerte sich, dass El Católico ihn das Werkzeug eines Schlächters genannt hatte. Er machte die mangelnde Technik wett durch seine Wut, hieb einmal zu und spürte, wie die Waffe etwas traf, eindrang und wieder herausglitt. Er wandte sich erneut dem ersten Angreifer zu, aber Roach war herbeigeeilt und sorgte mit wuchtigen Schlägen seines Gewehrkolbens dafür, dass der Mann sein Leben aushauchte. Sharpe machte kehrt, holte blindlings zum Schlag aus und spürte, wie dieser pariert und abgewehrt wurde. Er machte einen Satz zurück, da er wusste, dass nun der Angriff folgen würde, stolperte über den Toten und fiel hin.
Der Sturz rettete ihm das Leben. Das siebenläufige Gewehr, an der gegenüberliegenden Mauer stabilisiert, zischte, als der Funke die Pfanne zündete. Dann schlug es eine Bresche, die bis auf die andere Straßenseite reichte. Das Geräusch, verstärkt durch die eng stehenden Wände, dröhnte in Sharpes Kopf, aber er sah drei Männer taumeln und einen, der bereits umgesunken war.
Roach zog ihn hoch, und er warf sich nach vorn, hinein in das Durcheinander, das der Schuss gestiftet hatte, schlug auf einen Mann ein und trat nach einem anderen. Plötzlich waren die vier Briten auf der anderen Seite der Straße vereint,
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