Sharpes Gold (German Edition)
hob die Hand. »Bis zur nächsten Begegnung.«
Sharpe nahm Platz, schenkte sich ein Glas Wein ein und schüttelte den Kopf. Die Müdigkeit steckte ihm in den Knochen, und seine Schulter schmerzte. Er fragte sich, ob er den linken Arm je wieder frei bewegen konnte. Während die Schatten auf dem Teppich immer länger wurden, schlief er ein und hörte weder den Abendböller noch die Tür, die sich öffnete.
»Sharpe!«
Allmächtiger! Er fuhr hoch. »Sir!«
Cox kam hereinstolziert. Stabsoffiziere und flatternde Papiere hinter sich lassend. »Was zum Teufel ist los, Sharpe?«
»Los, Sir?«
»Ihre Männer weigern sich, das Gold auszuhändigen!«
Kearsey kam herein, und mit ihm in prachtvoller Uniform ein spanischer Oberst. Sharpe brauchte mehrere Sekunden, Sekunden, während derer er sich auf die Goldspitze konzentrierte und auf die silbernen Tressen, bis ihm klar wurde, dass es sich um El Católico handelte. Das Gesicht hatte sich nicht verändert, dieselben herrischen Augen, in ihnen dasselbe humorvolle Glitzern. Dies war das Gesicht eines Feindes.
Er wandte sich Cox zu. »Wie meinen, Sir?«
»Sind Sie denn taub, Sharpe? Das Gold! Wo ist es?«
»Keine Ahnung, Sir. Ich hab hier gewartet, Sir. Wie befohlen, Sir.«
Cox stöhnte, nahm ein Blatt Papier zur Hand, begutachtete es und ließ es wieder fallen. »Ich habe eine Entscheidung getroffen.«
»Jawohl, Sir. Eine Entscheidung, Sir.« Sharpe hatte sein ehemaliges Sergeantgehabe aus der Versenkung geholt, das sich immer als nützlich erwies, wenn er Probleme mit ranghöheren Offizieren hatte, und ganz besonders nützlich, wenn ihn etwas anderes beschäftigte als das stattfindende Gespräch.
Cox blickte misstrauisch auf.
»Tut mir leid, Sharpe. Ich habe nur Ihr Wort und das von Lossow. Das Gold ist spanischer Herkunft, eindeutig spanischer Herkunft, und Oberst Jovellanos ist ein akkreditierter Vertreter der Regierung Spaniens.« Er wies auf El Católico, der daraufhin lächelte und sich verneigte. Sharpe betrachtete den Partisanenführer in seiner makellosen Galauniform.
»Jawohl, Sir. Der akkreditierte Vertreter, Sir!«
Der Schweinehund weiß offensichtlich mit der Feder umzugehen, dachte er, und plötzlich fiel ihm ein, dass eine der dicken Münzen ein hervorragendes Siegelzeichen abgab, wenn sie mit dem schmucken Wappen nach unten in das rote Wachs gepresst wurde. Er fragte sich, wie El Católico die Inschrift am Rand der Münze gelöscht haben mochte, aber dann fiel ihm ein, wie er selbst darangehen würde, mit einer Feile oder indem er das weiche Gold flach hämmerte.
Cox seufzte. »Sie werden das Gold an Oberst Jovellanos und seine Männer aushändigen, und zwar schnell. Haben Sie verstanden?«
»Jawohl, Sir. Verstanden!« Er stand stramm wie ein Ladestock und starrte auf einen Punkt über Cox’ Kopf.
Der General seufzte wieder. »Da bin ich nicht so sicher, Captain.« Cox setzte sich beschwerlich hin, zog ein Blatt Papier zu sich heran, schraubte ein Tintenfass auf und nahm eine frische Gänsefeder zur Hand. »Um zehn Uhr morgen früh, Captain, am 27. August 1810 ...«, er schrieb rasch und sprach den Text des offiziellen Befehls laut aus, während die Feder über das Papier kratzte, »... wird eine Abordnung der mir unterstellten Truppen den Goldschatz übernehmen ...« Er verstummte. Die Versammelten lauschten dem Kratzen der Feder. »... unter dem Oberbefehl von ...« Cox sah sich im Zimmer um, entdeckte einen seiner Offiziere. »... Colonel Barrios.« Barrios nickte förmlich. »Sie, Colonel, werden das Gold an Oberst Jovellanos abliefern, der am nördlichen Tor zum Abmarsch bereitstehen wird.« El Católico nickte, schlug die Hacken zusammen und bat, etwas sagen zu dürfen. »Oberst?«
El Católico lächelte. Seine Stimme war seidiger denn je. »Ich hatte gehofft, Sie überreden zu können, Sir, dass ich selbst und einige meiner Männer hierbleiben dürfen, um Ihre heldenhafte Verteidigung zu unterstützen.«
Sharpe konnte es nicht glauben. Dieser Schweinehund. Er hatte ebenso wenig die Absicht zu bleiben, wie Sharpe die Absicht hatte, das Gold auszuhändigen.
Cox lächelte, blinzelte vor Freude. »Das ist sehr anständig von Ihnen, Oberst.« Er zeigte auf das Papier. »Würde sich dadurch hieran etwas ändern?«
»Nur dass das Gold, Sir, an Señor Moreno übergeben werden sollte oder an einen meiner Stellvertreter.«
»Natürlich, natürlich.« Cox tauchte die Feder ein, brachte einige Worte zu Papier. »An das spanische Kontingent von
Weitere Kostenlose Bücher