Sharpes Gold (German Edition)
Oberst Jovellanos.« Er sah El Católico mit fragend erhobenen Brauen an. »Ich denke, das reicht.«
El Católico verneigte sich. »Danke, Sir.« Er warf Sharpe einen triumphierenden Blick zu. »Noch etwas, Sir.« El Católico verneigte sich wieder. »Könnte die Übergabe heute Abend stattfinden?«
Sharpe hielt die Luft an und atmete erst dann wieder langsam aus, als Cox das Wort ergriff. Der General runzelte die Stirn, blickte auf sein Papier herab.
»Es bleibt bei zehn Uhr, Oberst.« Sharpe hatte den Verdacht, dass ihm lediglich darum zu tun war, nicht die obersten Zeilen des eng ausgeschriebenen Befehls durchstreichen zu müssen. Cox lächelte El Católico zu und zeigte auf Sharpe. »Es ist ja kaum anzunehmen, dass Captain Sharpe sich davonstiehlt!«
El Católico lächelte höflich. »Wie Sie meinen, Sir.«
Worauf wollte der Halunke nur hinaus? Warum der Vorschlag dazubleiben? Sharpe starrte den hochgewachsenen Spanier an und versuchte, seine Motive zu ergründen. Konnte es allein darum gehen, sich bei Cox beliebt zu machen? Sharpe bezweifelte es. Der Spanier bekam das meiste von dem, wonach ihn verlangte, ohne dass er sich anstrengen musste. Nur dass El Católico noch mehr hatte, wonach ihn verlangte. Sharpe dachte an das dunkle Haar auf dem Kissen, an den schlanken Körper auf dem gestärkten Laken aus weißem Leinen. Der Spanier wollte Teresa haben und seine Rache, und wenn er dies alles nicht heute Nacht bekam, würde El Católico dableiben, bis er es hatte.
Sharpe wurde auf einmal gewahr, dass Cox seinen Namen ausgesprochen hatte. »Sir?«
Der General hatte ein weiteres Blatt Papier zu sich herangezogen. »Um zehn Uhr morgen früh, Captain, wird Ihre Kompanie sich der Verteidigung der Südmauer anschließen.« Die Feder ließ Tinte auf das Papier tropfen.
»Pardon, Sir?«
Cox blickte mit gereizter Miene auf. »Sie haben richtig gehört, Sharpe! Sie werden der Garnison unterstellt. Rittmeister Lossow zieht ab. Ich kann keine Kavallerie gebrauchen, aber Sie bleiben da. Für Infanteristen gibt es jetzt ohnehin kein Entkommen mehr. Verstanden?«
Gott im Himmel! »Jawohl, Sir.«
Die Glocken der Kathedrale fingen an zu läuten. Kearsey legte die Hand an Sharpes Ellbogen. »Tut mir leid, Sharpe.«
Sharpe nickte und hörte auf die Glocken. Er achtete nicht auf Kearseys Fürsorge, auf El Católicos Triumph, auf Cox’ Engstirnigkeit. Zehn Uhr, und alles war im Argen. Die Entscheidung war ihm aufgezwungen worden, aber es handelte sich dennoch um seine Entscheidung. Das Echo des letzten Glockenschlags verhallte dumpf, und Sharpe fragte sich, ob hinter den grauen Sternschanzen dieser unglückseligen Festungsstadt je wieder die Glocken läuten würden.
KAPITEL 21
»Wir sitzen fest. Das ist das Problem. Wir sitzen fest.«
»Was ist los, Sir?« Sergeant Harper wartete vor Cox’ Hauptquartier auf Sharpe.
»Nichts.« Sharpe stand da und war sich des besorgten Blicks von Harper bewusst. Der Sergeant glaubte vermutlich, dass seine Wunde ihm zu schaffen machte, dass sie ihm das Blut vergifte und wahnsinnig machende Dämpfe in seinen Kopf entließ. »Bist du allein?«
»Nein, Sir. Außer mir sind Schütze Roach, Daniel Hagman und drei Deutsche da.«
Sharpe sah die anderen im Schatten warten. Der kleine vierschrötige deutsche Feldwebel war dabei. Harper wies mit dem Daumen auf ihn.
»Das ist Helmet, Sir.«
»Du meinst Helmut?«
»So hat er’s ausgesprochen, Sir. Er ist eine Ein-Mann-Armee. Bei Ihnen alles in Ordnung, Sir?«
»Ja.«
Sharpe stand immer noch auf der Treppe, während seine Eskorte unten wartete, und spielte mit einem Stück Silberdraht, der sich aus der Umwickelung am Heft seines Degens gelöst hatte. Er merkte vor, es wieder anlöten zu lassen, sobald sie zu ihrem Bataillon zurückgekehrt waren, und wunderte sich sogleich, mit was für Nebensächlichkeiten man sich noch in Momenten wie diesem aufhalten konnte.
Harper räusperte sich. »Fertig, Sir?«
»Wie? Ja.« Er setzte sich immer noch nicht in Bewegung, sondern starrte zur Kathedrale hinüber.
Patrick Harper versuchte es noch einmal. »Nach Hause, Sir?«
»Nein. Dort hinüber.« Er zeigte auf die Kathedrale.
»Jawohl, Sir. Wie Sie wünschen, Sir.«
Sie gingen über die mondhelle Plaza, und Sharpe wandte seine Gedanken wieder der Gegenwart zu.
»Alles in Ordnung mit dem Mädchen?«
Harper nickte. »Alles bestens. Sie hat den ganzen Tag gekämpft.«
»Gekämpft?«
Der Ire grinste. »Helmet hat ihr beigebracht, wie man mit einem
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