Sharpes Gold (German Edition)
ließen hinter sich den Staub aufwirbeln. Dann entdeckte Sharpe, dass von den Felsen herab Musketen über ihre Köpfe hinweg auf die überraschten Franzosen schossen.
Kearsey wäre vor Freude beinahe über den Rand der Senke gehüpft. Er schlug mit der Faust auf den Felsen. »Ausgezeichnet!«
Die Fallensteller waren in die Falle gegangen.
KAPITEL 5
El Católico, der Katholik, kam an der Spitze der Reiter aus dem unübersichtlichen Hügelland. Sharpe machte ihn durch sein Fernrohr aus. Kearsey gab ihm eine kurze Beschreibung, aber Sharpe hätte den hochgewachsenen Mann auch so als Anführer erkannt. »Grauer Umhang, graue Stiefel, langer Degen, auf einem Rappen.«
Kearsey schlug immer wieder mit der Faust auf den Felsen, feuerte die Partisanen an, die den umherirrenden Franzosen näher und näher kamen. Sharpe suchte die Guerillafront ab, hielt Ausschau nach der blau-silbernen Uniform eines Prince-of-Wales-Dragoners, konnte Captain Hardy jedoch nirgends entdecken. Er erinnerte sich, dass Kearsey erzählt hatte, El Católicos Braut Teresa könne kämpfen wie ein Mann, aber er sah keine Frau in dieser Angriffslinie, nur Männer, die Schmährufe ausstießen, als nun die ersten Pferde aufeinandertrafen und ihre Klingen die zahlenmäßig unterlegenen Franzosen niedermachten.
Drunten im Dorf zerrissen die Trompeten die Stille. Männer mühten sich ab, ihre nervösen Tiere zu besteigen, Säbel fuhren zischend aus den Scheiden, aber El Católico war kein Narr. Er hatte nicht vor, ein Regiment zu bekämpfen und sich besiegen zu lassen. Sharpe sah, wie er seinen Männern zuwinkte, sie sollten kehrtmachen.
Die Franzosen waren schwer mitgenommen. Zwei zu eins unterlegen, waren sie zurückgedrängt worden, hatten Verletzungen einstecken müssen, und der spanische Angriff hatte ihnen keine Zeit gelassen, eine disziplinierte Formation zu bilden.
Sharpe sah, wie Gefangene an den Armen fortgezerrt wurden, als die Reiter den Rückzug antraten. Vermutlich war ihnen von El Católico eingeschärft worden, dass sie den einen tödlichen Angriff reiten und sich dann außer Gefahr bringen sollten. Sharpe bewunderte die Aktion. Die Franzosen waren geködert worden, hatten den Köder angenommen und waren von einer einzigen flinken Attacke schwer getroffen worden. Es war kaum zwei Minuten her, dass die Spanier erschienen waren, und schon kehrten sie im Schutz des aufgewirbelten Staubes ins Bergland zurück, mit weiteren Gefangenen, die ein schlimmeres Schicksal erwartete als das der beiden Männer, die die Husaren aus der Sicherheit der dörflichen Mauern hervorgelockt hatten. Ein Mann allein blieb im Tal zurück.
El Católico ließ sein Pferd innehalten und beobachtete, wie die Husaren vom Dorf her ausschwärmten. Die Überlebenden des spanischen Angriffs waren ihm näher. Sie spornten sogleich ihre Tiere an, um den einzelnen Partisanen anzugreifen.
El Católico schien es nicht zu kümmern. Er spornte sein Pferd zu einem lässigen Galopp an, nicht etwa ins sichere Bergland, sondern mitten durch die ungeerntete Gerste. Er sah sich über die Schulter um, als die Franzosen fast zu ihm aufgeholt hatten. Zwölf Männer verfolgten ihn, mit ausgestreckten Säbeln über die Mähnen ihrer Pferde gebeugt, und es erschien sicher, dass der hochgewachsene Partisan unterliegen würde. Doch im letzten Augenblick wich sein Pferd zur Seite, der schmale Degen blitzte auf, ein Franzose wurde aus dem Sattel geworfen, und das große schwarze Pferd preschte mit seinem grau gekleideten Reiter in vollem Galopp gen Norden. Die Husaren aber ritten unsicher hin und her, auf der Suche nach ihrem gefallenen Befehlshaber. Sharpe stieß einen leisen Pfiff aus.
Kearsey lächelte. »Er ist der eleganteste Fechter im Grenzland. Wenn nicht gar in ganz Spanien. Ich habe erlebt, wie er es mit vier Franzosen aufgenommen hat. Und dabei hat er keinmal aufgehört, das Totengebet für sie zu sprechen.«
Sharpe starrte hinab ins Tal. Einhundert Berittene hatten sich aufgemacht, die beiden Gefangenen zu befreien, und nun waren zwei Dutzend Husaren tot oder in Gefangenschaft. Die Partisanen hatten keine Verluste erlitten. Die Rasanz ihres Angriffs und anschließenden Rückzugs hatte dafür gesorgt, und ihr Anführer, der bis zum Schluss geblieben war, hatte auch noch dem Stolz der Franzosen einen Schlag versetzt. Sein Rappe kanterte nun den Hügeln entgegen. Es war nicht zu übersehen, wie kräftig er war und dass die Franzosen El Católico niemals einfangen würden.
Kearsey
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