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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nichts offen ausgesprochen worden. Dennoch hatte Sharpe im Dämmerlicht der Gruft, in den Trümmern der britischen Hoffnungen, seinen Feind gefunden, und nun tastete er, umgeben vom Gestank des Todes, nach einer Möglichkeit, in diesem plötzlichen, ungewollten und ganz und gar privaten Kleinkrieg den Sieg zu erringen.

KAPITEL 10
    Der Degen bewegte sich unsichtbar. Im einen Moment befand er sich links von Sharpe und im nächsten hatte er wie durch Zauberei seine Deckung überwunden und berührte zitternd seine Brust. Es stand genügend Druck dahinter, um die Klinge zu verbiegen. Er spürte, wie die Spitze einen Blutstropfen austreten ließ. Dann trat El Católico zurück, hob die schlanke Klinge zum Salut und ging erneut in Gardez-Stellung.
    »Sie sind langsam, Captain.«
    Sharpe wog seinen schweren Degen in der Hand. »Versuchen wir’s doch mal mit vertauschten Waffen.«
    El Católico zuckte mit den Schultern, drehte seine Klinge um und hielt sie Sharpe hin. Dann nahm er den schweren Kürassierdegen entgegen, hielt ihn mit ausgestrecktem Arm, drehte das Handgelenk und führte eine Finte aus. »Das Werkzeug eines Schlächters, Captain. En garde! «
    Der Degen des Spaniers glich einer feinen Nadel, doch obwohl er so gut in der Hand lag und reagierte, gelang es ihm nicht, El Católicos lässige Verteidigungsstellung zu durchdringen. Der Partisanenführer forderte ihn heraus, führte ihn in die Irre, wehrte mit einer abschließenden verächtlichen Handbewegung Sharpes Vorstoß ab und hielt einen Zoll von Sharpes Kehle entfernt inne, kurz bevor er sie ihm aufgeschlitzt hätte.
    »Sie sind kein Fechter, Captain.«
    »Ich bin Soldat.«
    El Católico lächelte, doch die Klinge in seiner Hand bewegte sich gerade so viel, dass sie Sharpes Haut berührte, ehe der Spanier den Degen zu Boden fallen ließ und die Hand nach seiner eigenen Waffe ausstreckte.
    »Kehren Sie zu Ihrem Heer zurück, Soldat. Sonst versäumen Sie noch die Fähre.«
    »Die Fähre?« Sharpe bückte sich, zog seine schwere Waffe zu sich heran.
    »Wussten Sie das nicht, Captain? Die Briten marschieren ab. Sie segeln in die Heimat zurück, Captain, und überlassen den Krieg uns.«
    »Dann kümmern Sie sich gut um ihn. Wir kommen bald wieder.«
    Sharpe wandte sich ab, ignorierte El Católicos Gelächter und ging auf das Tor zur Straße zu. Er befand sich in den Trümmern von Morenos Hof, wo Knowles den Ulanen mit seinen Salven zugesetzt hatte. Nun war nichts mehr übrig als die Einschlagslöcher in den rußgeschwärzten Mauern. Cesar Moreno kam durch das Tor und blieb stehen. Er lächelte Sharpe zu, grüßte El Católico mit erhobener Hand und sah sich um, als habe er Angst vor möglichen Lauschern.
    »Ihre Männer, Captain?«
    »Ja?«
    »Sie sind bereit.«
    Sharpe hielt ihn für einen anständigen Mann, doch alle Kraft und Kühnheit, die er einst besessen haben mochte, war von ihm gewichen unter dem doppelten Schlag, den ihm der Tod seiner Frau und die Liebe seiner Tochter zu dem ungestümen jungen El Católico versetzt hatte. Cesar Moreno war so grau wie der Umhang seines künftigen Schwiegersohns: graues Haar, grauer Schnurrbart und eine Persönlichkeit, die nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Er zeigte in Richtung Straße.
    »Ich kann doch mit Ihnen kommen?«
    »Bitte.«
    Es hatte einen ganzen Tag gedauert, bis das Dorf geräumt und die Gräber ausgehoben waren. Das Warten auf den Tod des Gefreiten Rorden war beinahe unerträglich geworden, und nun begaben sie sich dorthin, wo er und die übrigen Toten der Kompanie begraben werden sollten, draußen auf dem Feld. El Católico ging in scheinbar unerschöpflicher Höflichkeit mit ihnen. Bei der Gelegenheit spürte Sharpe erneut, dass Moreno gegenüber seinem jungen Mitstreiter misstrauisch war. Der alte Mann blickte den Schützen an.
    »Meine Kinder, Captain ...«
    Er hatte sich unzählige Male bei Sharpe bedankt, aber Moreno setzte erneut zu einer Erklärung an.
    »Ramon war krank. Nichts Ernstes, aber er konnte nicht mitziehen. Darum war Teresa hier, um ihn zu pflegen.«
    »Die Franzosen haben Sie überrumpelt?«
    El Católico mischte sich ein. »Das haben sie. Sie waren besser, als wir angenommen hatten. Wir wussten, dass sie das Bergland durchkämmen würden, aber in solcher Stärke? Masséna macht sich Sorgen.«
    »Sorgen?«
    Der Mann im grauen Umhang nickte. »Sein ganzer Nachschub wird auf diesen Straßen nach Süden transportiert, Captain. Können Sie sich vorstellen, welchen Schaden wir dort

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