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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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er einen Abzug betätigen. Ramon würde bald wieder kämpfen.
    Die Leichen waren nicht auf den Keller beschränkt. Einige Leute waren, möglicherweise zum Vergnügen der Ulanen, in die Einsiedelei gebracht worden, um dort ihr bitteres Ende zu erleben, und auf den Stufen des Gebäudes bemerkte Sharpe Isaiah Tongue, den Bewunderer Napoleons, wie er das trockene Brot erbrach, das er zum Frühstück gegessen hatte. Die Kompanie wartete bei der Einsiedelei. Der Gefangene stand hoch aufgerichtet und stolz neben Sergeant McGovern, und Sharpe blieb bei dem Schotten stehen.
    »Kümmere dich um ihn, Sergeant.«
    »Jawohl, Sir. Sie werden ihn nicht anrühren.« Das kantige Gesicht war wie im Schmerz verzerrt. McGovern hatte sich wie Tongue im Innern der Einsiedelei umgesehen. »Barbaren, Sir, das sind sie. Barbaren!«
    »Ich weiß.«
    Es gab nichts zu sagen, was McGoverns Schmerz zu lindern vermochte, den Schmerz eines Vaters, der von seinen Kindern getrennt war und soeben viele kleine Leichen gesehen hatte.
    In der Nähe der Einsiedelei war der Geruch überwältigend, die Luft summte vor lauter Fliegen. Sharpe blieb im Aufgang stehen. Er empfand regelrechten Widerwillen, das Gebäude zu betreten, nicht nur wegen der Leichen, sondern um dessentwillen, was in der Einsiedelei möglicherweise nicht zu finden war: das Gold.
    So dicht vor dem Ziel, der Fortsetzung des Feldzuges so nahe, empfand er keinen Triumph, sondern kam sich schmutzig vor, befleckt von einem Grauen, das Abneigung gegen seinen ganzen Berufsstand aufkommen ließ. Er erklomm mit erstarrtem Gesicht die Stufen und fragte sich, was seine Männer tun würden, wenn sie, wie es irgendwann der Fall sein würde, an einen Ort gerieten, an dem keine Regeln mehr galten. Er erinnerte sich an das unkontrollierbare Gemetzel, das einer Belagerung folgte, an die unverbrämte, schäumende Wut, die er gute zwanzig Mal empfunden hatte, wenn er in einer schmalen Bresche dem Tod begegnet war. Und im selben Augenblick, als ihn die kalte Luft der Einsiedelei erfasste, wurde ihm klar, dass dieser Spanienfeldzug, sollte er fortgesetzt werden, nur dadurch zu gewinnen war, wenn man britische Infanterie durch den engen Fleischwolf der schmalen Bresche in einer Stadtmauer drehte.
    »Heraus! Holt sie heraus!« Die Männer erbleichten und sahen erschrocken Sharpes Zorn, doch er wusste nicht, wie er anders auf die kleinen Leichen reagieren sollte. »Begrabt sie!«
    Harper weinte, die Tränen rannen ihm über die Wangen. So viel Unschuld, so eine Verschwendung, als hätte ein Säugling so eine Behandlung verdient. Kearsey stand neben Teresa. Sie weinte nicht. Der Major zwirbelte seinen Schnurrbart. »Entsetzlich. Furchtbar.«
    »Genau wie das, was sie den Franzosen antun.« Sharpe überraschte sich selbst mit dieser Bemerkung, aber sie entsprach der Wahrheit. Er dachte an die nackten Gefangenen und fragte sich, wie die übrigen gefangenen Husaren gestorben waren.
    »Ja.« Kearseys Tonfall war der eines Mannes, der versucht, einem Streit aus dem Weg zu gehen.
    Teresa blickte Sharpe an, und er sah, dass sie ihre Tränen zurückhielt. Ihr Gesicht war starr und sprach von einer Wut, die beängstigend war. Sharpe schlug nach einer Fliege. »Wo ist das Gold?«
    Kearsey folgte ihm mit rasselnden Sporen und deutete auf eine Steinplatte, die in den Boden der Einsiedelei eingelassen war. Das Gebäude wurde nicht für Gottesdienste verwandt. Trotz des von den Polen angerichteten Massakers machte es einen unbenutzten Eindruck, als habe es beinahe ausschließlich als Lagerraum für den Dorffriedhof gedient. Es war nichts anderem geweiht als dem Tod. Der Major stieß mit der Stiefelspitze gegen die Steinplatte. »Hier drunter.«
    »Sergeant!«
    »Sir!«
    »Besorg uns eine Hacke! Und zwar schnell!«
    Befehle zu erteilen war irgendwie tröstlich, als könne dadurch ein Krieg heraufbeschworen werden, in dem keine kleinen Kinder umkamen. Er betrachtete die Platte, auf der der Name Moreno und darunter ein schmuckvolles ausgehöhltes Wappenzeichen eingraviert waren. Sharpe versuchte, das Geräusch zu ignorieren, mit dem die Leichen ins Freie gezerrt wurden. Er berührte das Wappen mit dem Fuß.
    »Adelsfamilie, Sir?«
    »Wie? Oh.« Kearsey wirkte bedrückt. »Ich weiß nicht, Sharpe. Vielleicht früher einmal.«
    Die junge Frau hatte ihnen den Rücken zugewandt, und Sharpe wurde bewusst, dass es sich um die Gruft ihrer Familie handelte. Der Gedanke veranlasste ihn, sich mit einer ärgerlichen Geste die Frage zu

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