Sharpes Gold (German Edition)
Kruzifix aufblickten. Der Priester stand auf einem Gerüst und ließ dicke Kalkfarbe auf seine Soutane tropfen. Er sah erst Sharpe, dann den Lettner an und zuckte mit den Schultern.
»Beim letzten Mal hat die Reinigung drei Monate gedauert.«
»Beim letzten Mal?«
»Als die Franzosen abgezogen waren.« Der Priester wirkte erbittert und ließ seinen Pinsel wütend über die feine Filigranarbeit fahren. »Wenn die wüssten, dass es sich um Silber handelt, würden sie es stückweise heraushauen und mitnehmen.« Er verpasste der angenagelten, zusammengesunkenen Christusfigur eine Portion Farbe, dann nahm er wie zur Entschuldigung den Pinsel in die linke Hand, um mit der Rechten ein provisorisches Kreuzzeichen über seinem befleckten Gewand zu machen.
»Vielleicht kommen sie diesmal nicht so weit.«
Das klang wenig überzeugend, selbst in Sharpes eigenen Ohren, und der Priester machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Er lachte nur freudlos und tauchte den Pinsel in seinen Farbeimer. Sie wissen Bescheid, dachte Sharpe, sie wissen alle, dass die Franzosen im Anmarsch sind und die Briten auf dem Rückzug. Der Priester flößte ihm Schuldgefühle ein, als würde er persönlich die Stadt und ihre Bewohner verraten. Er stieg hinab ins Dunkel der Kirche, wo in der Nähe des Hauptportals der Kommissionär des Bataillons die Aufschichtung frisch gebackenen Brots für die Abendration überwachte.
Das Portal wurde geöffnet. Spätnachmittägliches Sonnenlicht drang herein, und Lawford, in seine beste Galauniform gekleidet, winkte Sharpe zu. »Fertig?«
»Jawohl, Sir.«
Draußen wartete Major Forrest und lächelte Sharpe nervös zu. »Keine Sorge, Richard.«
»Sorge?« Der ehrenwerte Lieutenant Colonel William Lawford war erbost. »Er hat allen Grund, sich Sorgen zu machen.« Er musterte Sharpe von oben bis unten. »Ist das Ihr bester Aufzug?«
Sharpe befühlte den Riss in seinem Ärmel. »Sonst habe ich nichts, Sir.«
»Nichts? Und was ist mit der neuen Uniform? Guter Gott, Richard, Sie sehen wie ein Landstreicher aus.«
»Die Uniform ist in Lissabon, Sir. Eingemottet. Leichte Kompanien sollen nur leichtes Gepäck dabeihaben.«
Lawford schnaubte. »Und Profose mit Gewehren bedrohen sollen sie auch nicht. Los jetzt, wir wollen nicht zu spät kommen.« Er setzte sich den Dreispitz auf und erwiderte den Salut der beiden Wachtposten, die amüsiert seinem Ausbruch gelauscht hatten.
Sharpe hob die Hand. »Einen Augenblick, Sir.« Er fegte ein imaginäres Staubkorn von dem goldenen Regimentsabzeichen, das der Lieutenant Colonel an seiner weißen Schärpe befestigt hatte. Das Abzeichen war neu, von Lawford im Anschluss an Talavera in Auftrag gegeben. Es zeigte einen Adler in Ketten – teilte der ganzen Welt mit, dass das South Essex das einzige Regiment auf der Iberischen Halbinsel war, das eine französische Standarte erobert hatte. Sharpe trat zufrieden einen Schritt zurück. »So ist es besser, Sir.«
Lawford verstand den Hinweis und lächelte. »Sie sind ein Hundesohn, Sharpe. Bloß weil Sie einen Adler erobert haben, können Sie sich noch längst nicht alles erlauben.«
»Während ein Idiot, bloß weil er sich als Profos aufgeputzt hat, sich alles erlauben darf?«
»Ja«, entgegnete Lawford. »Das darf er. Kommen Sie.«
Seltsam, dachte Sharpe, dass er Lawford, obwohl dieser alles in sich vereinte, was ihm in Bezug auf Privilegien und Reichtum missfiel, dennoch gern hatte und zufrieden war, ihm zu gehorchen. Sie waren gleichaltrig, dreiunddreißig, aber Lawford war immer Offizier gewesen, hatte sich nie Sorgen um seine Beförderung gemacht, weil er sich den jeweils nächsten Rang ohne Schwierigkeiten leisten konnte, und sich nie darum gekümmert, wo im nächsten Jahr das Geld herkommen würde. Vor sieben Jahren war Lawford Lieutenant gewesen und Richard Sharpe sein Sergeant. Sie hatten gemeinsam in Indien gegen die Marathen gekämpft, und der Sergeant hatte den Offizier im Verlies des Tippu Sultan am Leben erhalten. Als Gegenleistung hatte Lawford dem Sergeant Lesen und Schreiben beigebracht und ihn dadurch für den Offiziersrang qualifiziert, sollte er je so töricht sein, eine Heldentat auf dem Schlachtfeld zu begehen, die geeignet war, einen Mann aus den Mannschaften in die erlauchte Gesellschaft der Offiziere zu erheben.
Sharpe folgte Lawford durch die überfüllten Straßen zu Wellingtons Hauptquartier und überlegte, während er die herrliche Uniform des Lieutenant Colonels betrachtete und seine teure
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