Sharpes Gold (German Edition)
Ausrüstung, wo sie wohl nach weiteren sieben Jahren sein würden. Lawford war ehrgeizig, genau wie Sharpe, aber der Lieutenant Colonel hatte die Abstammung und das Geld, um es weit zu bringen. Er wird General sein, dachte Sharpe und grinste, denn er wusste, dass Lawford auch dann noch ihn oder jemanden wie ihn brauchen würde. Sharpe war Lawfords Auge und Ohr, sein professioneller Soldat, der Mann, der das Mienenspiel jener gescheiterten Kriminellen, Trunkenbolde und Verzweifelten zu deuten wusste, aus denen seither die beste Infanterie der Welt geworden war.
Mehr als das, Sharpe konnte jede Spur am Boden deuten, er konnte die Absichten des Feindes erahnen, und Lawford, für den das Militär nur ein Mittel zum glorreichen und erhabenen Zweck war, verließ sich auf die Instinkte und die Begabung seines ehemaligen Sergeants.
Lawford, entschied Sharpe, hatte im vergangenen Jahr gute Arbeit geleistet. Er hatte ein verbittertes, verrohtes, verängstigtes Regiment übernommen und eine Kampfeinheit daraus gemacht, die es mit jedem anderen Frontbataillon aufnehmen konnte. Sharpes Adler hatte dazu beigetragen. Er hatte die Schande von Valdelacasa ausgelöscht, wo das South Essex unter Sir Henry Simmerson eine Regimentsfahne und seinen Stolz eingebüßt hatte. Aber an dem Adler lag es nicht allein; Lawford, der das Gespür eines Politikers besaß, hatte den Männern vertraut und zugleich hart mit ihnen gearbeitet. Er hatte ihnen frisches Selbstvertrauen gegeben. Und das Abzeichen, das jeder Mann an seinem Tschako trug, ließ alle Soldaten des Regiments am Ruhm von Talavera teilhaben.
Lawford führte sie durch das Gedränge aus Offizieren und Stadtbewohnern. Major Forrest blickte Sharpe immer wieder von der Seite an und lächelte dabei so gütig, dass er mehr denn je wie ein freundlicher Landpfarrer aussah, der sich für die dörflichen Festspiele als Soldat verkleidet hat. Er versuchte, Sharpe Mut zuzusprechen. »Zum Kriegsgerichtsverfahren wird es nicht kommen, Richard, auf keinen Fall! Wahrscheinlich werden Sie sich entschuldigen müssen oder etwas Ähnliches, und dann wird Gras über die Sache wachsen.«
Sharpe schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht daran, mich zu entschuldigen, Sir.«
Lawford blieb stehen, drehte sich um und stieß Sharpe mit dem Finger vor die Brust. »Wenn man Ihnen befiehlt, Richard Sharpe, sich zu entschuldigen, werden Sie sich, verdammt noch mal, entschuldigen. Sie werden zu Kreuze kriechen, liebedienern, katzbuckeln oder scharwenzeln, wie man es Ihnen befiehlt. Haben Sie verstanden?«
Sharpe schlug die Hacken seiner hohen französischen Stiefel zusammen. »Sir!«
Lawford explodierte, aufgebracht wie nur selten. »Allmächtiger, Richard, haben Sie denn, verdammt noch mal, nichts begriffen? Dies ist ein Vergehen, das allemal vors Kriegsgericht gehört. Ayres hat dem Profoskommandeur etwas vorgeheult, und der Kommandeur hat dem General etwas vorgeheult, die Autorität der Militärpolizei dürfe nicht untergraben werden. Und der General, Mister Sharpe, bringt für diesen Standpunkt einige Sympathie auf.« Lawfords leidenschaftliche Rede hatte eine kleine Schar interessierter Beobachter angezogen. Seine Wut verrauchte so schnell, wie sie ausgebrochen war, aber er fuhr fort, seinen Finger in Sharpes Brust zu bohren. »Der General will mehr Profose haben, nicht weniger, und er ist verständlicherweise nicht glücklich bei dem Gedanken, dass Captain Richard Sharpe sie zum Abschuss freigegeben hat.«
»Jawohl, Sir.«
Lawford ließ sich nicht von Sharpes zerknirschter Miene besänftigen, die nach Ansicht des Lieutenant Colonels nicht durch wahre Reue motiviert sein konnte. »Und glauben Sie nicht, Captain Sharpe, dass der General, nur weil er uns hierher beordert hat, Ihr Verhalten wohlwollend beurteilen wird. Er hat Ihnen in der Vergangenheit oft genug die erbärmliche Haut gerettet, und es kann sein, dass er nicht willens ist, es noch einmal zu tun. Verstanden?«
Eine Gruppe von Kavallerieoffizieren, die vor einer Weinhandlung standen, spendete Beifall. Lawford warf ihnen einen missbilligenden Blick zu, aber als er seinen Weg fortsetzte, ahmte hinter ihm jemand das Hornsignal für Angriff auf ganzer Front nach.
Sharpe folgte ihm. Lawford mochte recht haben. Der General hatte das South Essex herbefohlen, warum, wusste keiner. Sharpe hatte gehofft, dass sie irgendwelche Spezialaufgaben erhalten würden, etwas, das jegliche Erinnerung an die Langeweile des Winters vertrieb. Aber der Vorfall mit
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