Sharpes Gold (German Edition)
als Harper lauthals Ruhe befahl. Battens Augen huschten umher, als suche er nach einem Weg, diesem jüngsten Beweis für die Ungerechtigkeit der Welt zu entgehen. Sharpe schnauzte ihn an. »Batten!«
»Sir?«
»Wo hast du das Huhn gefunden?«
»Auf dem Feld, Sir. Ehrlich.« Er schnitt eine Grimasse, als er fester an den Haaren gezogen wurde. »Das war ein wildes Huhn, Sir.«
Aus den Reihen der Männer stieg Gelächter auf. Harper ließ es durchgehen. Ayres schnaubte. »Ein wildes Huhn. Gefährliche Biester, wie, Sir? Er lügt. Ich habe ihn in der Hütte vorgefunden.«
Sharpe glaubte ihm, war jedoch nicht bereit, schon aufzugeben. »Wer lebt in der Hütte, Lieutenant?«
Ayres zog die Brauen hoch. »Also, wirklich, Sir, ich habe mich nicht mit jedem Elendsviertel Portugals bekannt gemacht.« Er wandte sich an seine Männer. »Knüpft ihn auf.«
»Lieutenant Ayres.« Der Tonfall Sharpes sorgte dafür, dass auf der Straße jede Bewegung aufhörte. »Woher wissen Sie, dass die Hütte bewohnt ist?«
»Überzeugen Sie sich doch selbst.«
»Sir.«
Ayres schluckte. »Sir.«
Sharpe hob die Stimme. »Halten sich dort Leute auf, Lieutenant?«
»Nein, Sir. Aber sie ist bewohnt.«
»Woher wollen Sie das wissen? Das Dorf ist menschenleer. Hier gibt es niemanden, dem man ein Huhn stehlen könnte.«
Ayres legte sich seine Antwort zurecht. Das Dorf war tatsächlich verlassen, seine Bewohner hatten sich vor den angreifenden Franzosen in Sicherheit gebracht, aber Abwesenheit bedeutete noch keinen Verzicht auf Eigentümerschaft. Er schüttelte den Kopf. »Das Huhn ist portugiesisches Besitztum, Sir.« Wieder wandte er sich ab. »Hängt ihn auf!«
»Halt!«, brüllte Sharpe, und wieder hörte alle Bewegung auf. »Sie werden ihn nicht hängen, also gehen Sie nur ruhig Ihrer Wege.«
Ayres wirbelte zu Sharpe herum. »Er wurde auf frischer Tat ertappt, und deshalb soll der Bastard hängen. Ihre Männer sind wahrscheinlich eine Horde verdammter Diebe. Deshalb brauchen sie ein Exempel, und weiß Gott, sie werden es bekommen!« Er erhob sich in den Steigbügeln und brüllte die Kompanie an. »Ihr werdet ihn hängen sehen! Und wenn ihr stehlt, werdet ihr auch gehängt!«
Ein Klicken unterbrach ihn. Er senkte den Blick, und die Wut in seinem Gesicht machte Erstaunen Platz. Sharpe hielt sein Baker-Gewehr in der Hand, mit gespanntem Hahn, und die Mündung zeigte auf Ayres.
»Lassen Sie ihn frei, Lieutenant.«
»Sind Sie verrückt geworden?«
Ayres war erblasst und im Sattel zusammengesunken. Sergeant Harper trat spontan vor und stellte sich neben Sharpe. Er ignorierte die Hand, die ihn beiseitewinkte. Ayres starrte die Männer vor sich an, beide hochgewachsen, beide mit den harten Gesichtern von Kämpfern. Dann regte sich bei ihm die Erinnerung. Er blickte Sharpe an, dieses Gesicht, das dauernd einen spöttischen Ausdruck zu tragen schien, hervorgerufen durch die Narbe, die quer über seine rechte Wange verlief. Und plötzlich erinnerte er sich. Wilde Hühner, Vogelfänger! Die Leichte Kompanie des South Essex. Waren dies die beiden Männer, die den Adler erbeutet hatten? Die um sich schlagend in ein französisches Regiment eingedrungen und mit der Standarte wieder herausgekommen waren? Er wollte es gern glauben.
Sharpe merkte, wie die Augen des Lieutenants unstet wurden, und wusste, dass er gesiegt hatte, aber dieser Sieg würde ihn teuer zu stehen kommen. Das Heer war nicht erbaut über Männer, die ihre Gewehre auf Profose richteten, auch nicht, wenn sie ungeladen waren.
Ayres versetzte Batten einen Stoß. »Da haben Sie Ihren Dieb, Captain. Wir aber sprechen uns noch.«
Sharpe senkte das Gewehr. Ayres wartete, bis Batten den Pferden nicht mehr im Weg stand, dann riss er die Zügel herum und ritt seinen Männern voraus in Richtung Celorico. »Sie werden von mir hören!«, rief er zurück.
Sharpe spürte, wie die Probleme ähnlich einer brodelnden schwarzen Wolke am Horizont heraufzogen. Er drehte sich nach Batten um. »Hast du die verdammte Henne gestohlen?«
»Jawohl, Sir.« Batten wies mit schlaffer Hand auf den davonreitenden Profos. »Er hat sie mitgenommen, Sir.« Wie er es sagte, klang das wie eine Ungerechtigkeit.
»Ich wünschte, verdammt noch mal, er hätte dich mitgenommen. Ich wünschte, er hätte deine verdammten Eingeweide über das ganze verdammte Gelände verteilt.« Batten wich vor Sharpes Zorn zurück. »Wie lauten die verdammten Regeln, Batten?«
Batten blinzelte Sharpe an. »Regeln, Sir?«
»Du
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