Sharpes Gold (German Edition)
zusammengepressten Lippen da. Sharpe stellte seinen Wein ab.
»Sie wissen von dem Gold, Sir?«
Cox nickte. Ein Schatten, der auf sein Gesicht fiel, verbarg seine Miene, aber Sharpe glaubte zu erkennen, dass sie zurückhaltend war. »Ich weiß davon, Captain.«
»Wir haben es, Sir. Wir müssen es nach Celorico schaffen. Wir wollen den Pferden Futter geben, uns ausruhen und bei Tagesanbruch wieder abziehen. Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, hätten wir gern das westliche Tor eine Stunde vor Morgengrauen geöffnet.«
Cox nickte, beugte sich vor und goss sich ein kleines Glas Wein ein. »Wem gehört das Gold?«
Sharpe spürte, wie sich die immense Bürde erneut auf seine Schultern legte. »Ich unterstehe General Wellingtons Befehl, Sir. Meine Befehle besagen, dass ich das Gold zu ihm bringen soll.«
Cox zog ruckartig die Brauen hoch. »Gut! Dann zeigen Sie mal diese Befehle vor!«
Sharpe warf Kearsey einen Blick zu, worauf der errötete. Der Major räusperte sich. »Die Befehle wurden aus Versehen vernichtet, Sir. Captain Sharpe trifft daran keine Schuld.«
Cox’ Hoffnungen schienen zu schwinden. Er beäugte Kearsey über den Rand seines Weinglases. »Sie haben sie gesehen? Wie war der Wortlaut?«
»Dass alle Offiziere verpflichtet seien, Captain Sharpe behilflich zu sein«, sagte Kearsey mit neutraler Stimme.
Cox nickte. »Und dass Sharpe mit dem Gold zu Lord Wellington unterwegs ist, stimmt’s?«
Sharpe nickte, doch Kearsey mischte sich ein. »Davon war in den Befehlen nicht die Rede, Sir.«
»Um Himmels willen, Sir!«, explodierte Sharpe, aber Cox schlug mit der Faust auf den Tisch.
»War in Ihren Befehlen ausdrücklich die Rede von dem Gold?«
»Nein, Sir.«
Sharpe verfluchte Kearsey wegen seiner haarspalterischen Ehrlichkeit. Ohne die letzte Bemerkung des Majors hätte die Leichte Kompanie binnen weniger Stunden den Heimweg antreten können. Cox’ Finger schlugen einen Trommelwirbel auf die Tischfläche.
»Ich habe da ein Problem, meine Herren.« Er zog einige Papiere zu sich heran und murmelte etwas von Ordnung. Dann hob er ein dickes Stück Pergament hoch, das mit einem schweren Wachssiegel verschlossen war, und schwenkte es im Kerzenschein. »Ein Ersuchen der spanischen Regierung, also unserer Verbündeten, das Gold nicht durch britische Hände gehen zu lassen. Verdammt seltsame Angelegenheit, fürwahr.«
Lossow hüstelte. »Seltsam, Sir?«
Cox nickte. »Der Bursche trifft heute ein, in voller Gala, und erzählt mir von dem Gold. Ich höre zum ersten Mal davon. Er hat eine Eskorte dabei, um es mitzunehmen. Spanischer Oberst. Mit Namen Jovellanos.«
Sharpe sah Kearsey an. Er wusste, was das bedeutete. »Jovellanos?«
»El Católico.« Kearsey streckte die Hand nach dem Pergament aus und hielt das Siegel ans Licht, ehe er den Text durchlas. »Alles in Ordnung, Sir. Das Dokument ist echt.«
»Wie zum Teufel kann es in Ordnung sein?« Sharpe ballte die rechte Hand zur Faust. »Es handelt sich um einen verfluchten Banditen! Einen Betrüger! Er hat das verdammte Ding selbst verfasst! Wir, Sir, haben Befehl vom General. Von Lord Wellington persönlich. Das Gold wird nach Celorico gebracht!«
Cox, der bisher so freundlich gewesen war, betrachtete Sharpe mit gerunzelter Stirn. »Kein Grund, ausfallend zu werden, Captain Sharpe. Oberst Jovellanos ist hier, er ist mein Gast.«
»Aber, Sir ...«, mischte sich Lossow ein und warf Sharpe einen mitfühlenden Blick zu, »... Captain Sharpe sagt die Wahrheit. Man hat uns mitgeteilt, wie wichtig dieses Gold sei. Und dass es zu Lord Wellington muss.«
Cox atmete tief ein und wieder aus, tippte mit der Fußspitze auf den Boden. »Gottverdammt, meine Herren, mir steht eine Belagerung bevor, die jeden Tag beginnen kann. Die feindlichen Kanonen sind bereits in Sicht, die Stellungen werden ausgehoben, und Sie kommen mir mit so etwas?«
Sharpe wiederholte trotzig: »Wir haben eindeutige Befehle, Sir.«
»Behaupten Sie.« Cox nahm erneut das Pergament zur Hand. »Gibt es eine Junta für Kastilien?«
Kearsey nickte. »Jawohl, Sir.«
»Und handelt Joaquin Jovellanos mit ihrer Genehmigung?«
Kearsey nickte wieder.
»Und das Gold gehört den Spaniern?«
Noch ein Nicken.
Das Pergament fiel auf den Tisch. »Mir hat der General für diesen Fall keine Befehle gegeben!«
Sharpe seufzte. Ein englischer General im portugiesischen Heer, der es mit einem spanischen Oberst, einem englischen Captain, einem deutschen Kavallerieoffizier und spanischem Gold zu tun bekam und
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