Sharpes Gold (German Edition)
die beiden Lieutenants endlich tot waren, hatte sich Josefina bereits Hardy zugewandt.
Sie lachte. »Du bist ein guter Mann, Richard.«
»Ich weiß.«
Er grinste sie an, nahm das Medaillon und steckte es wieder in die Tasche. Warum hatte er es behalten? Weil Gibbons’ Schwester so schön war? Oder war es inzwischen sein Talisman, sein Amulett gegen die tödliche Lanze und El Católicos Degen? Teresa half ihm, seine Jacke zuzuknöpfen.
»Du kommst doch wieder?«
»Ich komme wieder. Die Soldaten sind hier. Dir droht keine Gefahr.«
Sie beugte sich aus dem Bett, hob das Gewehr auf. »Mir droht keine Gefahr.«
Er ließ sie mit einem Gefühl des Verlustes im Schlafzimmer zurück und ging nach unten, wo das Herdfeuer loderte und Lossow aus einer irdenen Flasche Bier trank. Der deutsche Rittmeister grinste Sharpe zu.
»Eine gute Nacht gehabt, mein Freund?«
Knowles verzog das Gesicht, und Harper blickte an die Decke. Sharpe knurrte etwas, das sich sogar einigermaßen höflich anhörte, und trat ans Feuer. »Tee?«
»Hier, Sir.« Harper schob einen Becher über den Tisch. »Gerade frisch aufgegossen.«
Ein Dutzend Kompaniesoldaten hielt sich in der Küche auf, dazu einige Deutsche. Sie säbelten mit Messern an dem frischen Brot herum und schienen überrascht, dass Töpfe mit Butter, frischer Butter, auf dem Tisch standen. Sharpe scharrte am Herd stehend mit den Füßen, und seine Männer sahen hoch.
»Das Mädchen.« Er fragte sich, ob man ihm seine Verlegenheit anmerkte. Wie auch immer, die Männer schienen sich nicht daran zu stören. »Kümmert euch um sie, bis ich zurück bin.«
Sie nickten, grinsten ihm zu, und plötzlich war er ungeheuer stolz auf sie. Teresa war bei ihnen in Sicherheit, was für Halunken sie auch sein mochten, ebenso wie der riesige Goldschatz bei ihnen in Sicherheit war. Er hatte nie darüber nachgedacht, jedenfalls nicht im Detail, aber nun fiel Sharpe ein, dass die meisten Offiziere ihren Männern dieses Gold niemals anvertraut hätten. Sie hätten mit Deserteuren rechnen müssen, damit, dass die Versuchung einer solchen Menge Geld einfach zu viel wurde. Sharpe dagegen hatte sich darum nie Sorgen gemacht. Dies waren seine Männer, war seine Kompanie, und er vertraute ihrem Können sein Leben an, warum also nicht Gold oder ein Mädchen?
Robert Knowles räusperte sich. »Wann werden Sie zurück sein, Sir?«
»In drei Stunden.« Eine Stunde, bis die Nachricht abgeschickt werden konnte, eine Stunde, bis die Antwort eintraf, und dann noch eine Stunde, um mit Cox die Einzelheiten zu besprechen. »Haltet Ausschau nach El Católico. Er ist hier. Sorgen Sie für Wachtposten, Robert, die ganze Zeit, und lassen Sie niemanden herein, niemanden!«
Die Männer grinsten und lachten, als sie daran dachten, wie sie mit jedem verfahren konnten, der ihnen in die Quere kam, und Lossow klatschte in die Hände.
»Wir überraschen die Spanier, ja? Sie glauben, sie hätten das Gold sicher? Aber sie wissen nicht über den Telegrafen Bescheid. Ah! Die Wunder des modernen Krieges.«
Es war kalt auf der Straße, der Himmel noch immer dunkelgrau. Aber als Sharpe, Lossow und Harper die letzten Stufen zur Brustwehr der Burg erklommen, sahen sie, wie der östliche Himmel im Licht der herannahenden Sonne erstrahlte. Der Telegraf war unbesetzt, die Schafsblasen am Mast festgezurrt. In dem grauen Licht fühlte sich Sharpe an einen Galgen erinnert. Der Wind zauste die Seile und ließ sie einen einsamen Zapfenstreich gegen den Mast trommeln.
Die aufgehende Sonne vernichtete die Überbleibsel der Nacht, stand grell über dem östlichen Bergland und warf ihr frühes Licht auf das Land um Almeida. Wie zu ihrer Begrüßung erklangen nun Hornsignale und Rufe von der Mauer. Lossow klopfte Sharpe auf die heile Schulter und deutete gen Süden.
»Sehen Sie nur!«
Die Hörner hatten auf die offizielle Eröffnung der Belagerung reagiert. Das Warten hatte ein Ende. Durch sein unbeschädigtes Fernrohr sah er, dass das Morgenlicht einen Wall frischer Erde enthüllt hatte, den man tausend Yards vor den Befestigungsanlagen aufgehäuft hatte. Dies war die erste französische Batterie, und Sharpe entdeckte die winzigen Gestalten von Männern, die weitere Erde aufwarfen und die Oberkante des Walls mit großen Faschinen befestigten. Es war Jahre her, seit er es im Krieg mit einer Faschine zu tun gehabt hatte, einem mächtigen Reisigzylinder, dessen Inneres mit Erde gefüllt war und der Männern und Kanonen Schutz vor der feindlichen
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