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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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fürchteten, die den Franzosen wochenlange Arbeit ersparen würde. Daher würden ständig Soldaten damit beschäftigt sein, Schwarzpulver aus der Kathedrale zu holen und es bei den Kanonieren abzuliefern, die auf den Mauern schwitzten. Er war froh, dass er die Belagerung nicht mitzuerleben brauchte, schon allein wegen des hilflosen Gefühls, mit ansehen zu müssen, wie die Schützengräben immer näher kamen und die Belagerungskanonen langsam, aber mit ungeheurer, zerstörerischer Gewalt ihre Schüsse abgaben.
    »Guten Morgen! Sie müssen Sharpe sein!« Captain Charles, der in Begleitung eines portugiesischen Offiziers eingetroffen war, machte einen fröhlichen Eindruck. Er sah den Midshipman an. »Morgen, Jeremy. Gut geschlafen?«
    »Jawohl, Sir.« Der Midshipman hatte das Fernrohr aufgebaut und auf den fernen Mast gerichtet. »Augenblick, Sir.«
    Er blickte eine Sekunde lang durch das Glas, eilte dann zum Mast, löste die Seile, an denen die Blasen festgemacht waren, und zog nacheinander daran, sodass die schwarzen Säcke bis zu den Rollen des Flaschenzuges an den Querstangen hinaufschossen und dann wieder herabsausten.
    »Was war das?«, fragte Sharpe.
    »Hab nur guten Morgen gewünscht, Sir.« Der Midshipman ließ drei Blasen unten, drei wurden hochgezogen. »Das bedeutet, dass wir demnächst senden, Sir«, fügte er hilfsbereit hinzu.
    Sharpe spähte durch das große Fernrohr. Der weit entfernte Turm, der nun wesentlich näher herangerückt war, wies zwei schwarze Punkte auf, die gleich hoch auf halber Höhe des Mastes schwebten, vermutlich das Signal, dass man bereit sei, eine Nachricht zu empfangen.
    »Hier, Jeremy.« Charles überreichte dem Jungen das erste Blatt, und der eilte zu den Seilen, zog sie hoch und ließ sie wieder fallen, wobei er manchmal auf das Blatt sah, das Captain Charles ihm gegeben hatte, jedoch das meiste aus dem Gedächtnis übermittelte. Der Captain aus Cox’ Stab wies mit dem Daumen auf den Midshipman. »Flinker kleiner Bursche, wie? Waren früher zu zweit, aber der eine hat sich die Pocken geholt. Ist uns gestorben.«
    Sharpe sah dem Matrosen über die Schulter auf das Blatt Papier und las: 48726, 91858, 38197.
    »Verschlüsselt.« Captain Charles strahlte ihn an. »Schlau, nicht wahr?«
    »Und wie ist der Wortlaut?«
    Der Captain aus dem Stab, dessen Manschetten mit Goldspitze besetzt waren, legte den Finger an die Nase. »Kann ich Ihnen nicht sagen, mein Lieber. Streng geheim. Vermutlich heißt es, dem General sei der Rum ausgegangen. Erbitten dringend Nachschub. So was in der Art.«
    »Ist das nicht die Nachricht wegen des Goldes?«
    »Gold? Davon weiß ich nichts. Nur drei Meldungen heute Morgen. Diese hier teilt dem General mit, dass seit gestern das 68. Frontregiment vor den Toren steht. Diese ist der tägliche Bericht über den Munitionsstand, und in der letzten geht es um die französische Batterie.«
    »Allmächtiger!« Sharpe machte sich auf in Richtung Treppe, aber Lossow legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Ich gehe.« Der Deutsche blickte ernst. »Bleiben Sie hier.«
    Harper stellte sich neben Lossow. »Sie sollten wirklich hierbleiben, Sir. Wer weiß, was die Spanier vorhaben.«
    Lossow lächelte. »Sehen Sie? Sie sind überstimmt.«
    Er rannte die Treppe hinab, und Sharpe wandte sich wieder Captain Charles zu.
    »Was zum Teufel geht im Hauptquartier vor?«
    Charles schnaubte und gab das zweite Blatt Papier an den Midshipman weiter. »Staatsangelegenheiten. Was weiß ich. Ihr Major und der spanische Oberst, und es wird reichlich mit den Armen gewedelt und auf den Tisch gehauen. Nicht mein Stil, mein Lieber. Oh, sieh an! Das ist raffiniert!« Er starrte gen Süden.
    Sharpe drehte sich um, nahm sein Fernrohr zur Hand und richtete es auf die französische Batterie. Nichts passierte. Die Faschinen lagen nach wie vor zerfetzt und aufgerissen da, und es waren nicht einmal Männer in Sicht, die versuchten, den Schaden zu reparieren.
    »Was meinen Sie?«, erkundigte er sich.
    »Dort drüben.« Charles zeigte weiter nach rechts. »Eine zweite Batterie, im Verborgenen. Wir ballern auf einen Erdwall, während die schlauen Teufel heimlich die echte Batterie aufstellen. Wirklich raffiniert.«
    Das war in der Tat raffiniert. Sharpe sah, wie französische Soldaten die Zweige wegzerrten, mit denen man die Aushebungen für eine Batterie getarnt hatte, die, wenn man davon ausging, wie viel Betrieb dort herrschte, bereit war, das Feuer zu eröffnen. Er konnte erkennen, wie gut sie

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