Sharpes Gold (German Edition)
Franzosen, zum Teufel mit dem Kanonier. Genauso gut hätte er mit Teresa im Arm im warmen Bett bleiben können.
Von der Tür her erklangen Schritte, und er wirbelte besorgt herum, doch es war nur ein Trupp portugiesischer Soldaten mit geschulterten Musketen, die ihre Finger ins Weihwasser tauchten und dann den Mittelgang entlangpolterten, unterwegs zu dem Priester und seinem Gottesdienst.
Cox war nicht in seinem Hauptquartier gewesen. Er sei auf der Stadtmauer, hatte man ihnen gesagt. Die drei waren dorthin geeilt, aber Cox war schon wieder fort. Nun hieß es, er habe vor, das Magazin zu inspizieren, deshalb warteten sie hier, während das Licht den Staub in silberne Balken verwandelte und die gedämpften Antwortstrophen der Gemeinde sich irgendwo an der hohen Steindecke verloren. Nur Cox ließ sich nicht blicken. Sharpe rammte seine Degenscheide auf den Boden, worauf seine Schulter zu schmerzen begann, und er fluchte wieder.
»Amen, Sir.« Harper hatte unendlich viel mehr Geduld.
Sharpe schämte sich. Dies war Harpers Konfession. »Tut mir leid.«
Der Ire grinste. »An Ihrer Stelle würde ich mir keine Sorgen machen. Mich stört es nicht, und wenn es Ihn stört, hat Er reichlich Gelegenheit, Sie zu bestrafen.«
Ich habe mich in sie verliebt, dachte Sharpe. Gottverdammt und zur Hölle damit. Wenn sie eine weitere Nacht aufgehalten wurden, bedeutete das noch eine Nacht mit ihr, und wenn eine Woche daraus wurde, noch eine Woche. Aber sie mussten fort, und zwar bald, denn binnen zwei Tagen würden die Franzosen Almeida mit einem Ring aus Erdwällen und Infanterie umgeben haben. Doch Almeida zu verlassen bedeutete, sie zu verlassen. Er stieß so heftig mit der Degenscheide auf, dass Lossow auftauchte.
»Was ist?«
»Nichts.«
Nur noch eine Nacht, dachte er und hob den Blick, um das riesige Kruzifix anzusehen, das dort oben in dem grauen Schatten hing. Ist das zu viel verlangt? Nur noch eine Nacht, dann können wir morgen bei Tagesanbruch abziehen. Das Morgengrauen ist die Zeit des Abschiednehmens, nicht der Abend, und nur noch eine Nacht?
Das Portal der Kathedrale quietschte, Stiefelabsätze klapperten, und Cox erschien in Begleitung einer Horde Offiziere.
Sharpe richtete sich auf. »Sir!«
Cox schien ihn nicht zu hören, sondern eilte weiter den Stufen zur Krypta entgegen. Das Geplauder seiner Offiziere übertönte die gedämpften Laute der Messe am anderen Ende der Kathedrale.
»Lossow!«, rief Sharpe. »Kommen Sie!«
Portugiesische Soldaten hielten sie am oberen Ende der Treppe auf und sahen schweigend zu, wie sie sich Filzpantoffeln über die Stiefel zogen. Sharpe mühte sich mit den Senkeln ab, denn sein linker Arm war steif, aber dann saßen die Pantoffeln richtig, und die drei Männer, deren Absätze auf dem Steinboden nun keine Funken mehr schlagen konnten, begaben sich hinab in die Krypta. Die Beleuchtung war trübe. Nur eine Hand voll Laternen, deren Scheiben aus Horn das Kerzenlicht trübten, erhellten flackernd die blockförmigen Grabstätten. Cox und seine Offiziere waren nirgends zu sehen, doch am anderen Ende bewegte sich ein lederner Vorhang vor einer Tür.
»Kommen Sie.« Sharpe führte sie zu dem Vorhang, schob das schwere Material zur Seite und schnappte nach Luft.
»Gütiger Himmel.« Lossow blieb an der Spitze einer kurzen Reihe von Stufen stehen, die in eine düstere Höhle hinabführten. »Gütiger Himmel.«
Die tiefere Krypta war von oben bis unten vollgestellt mit Fässern. Sie waren reihenweise bis an die niedrige Kuppeldecke aufgestapelt, und diese Reihen erstreckten sich weithin in die Düsternis, die nur gelegentlich durch doppelt abgeschirmte Hornlaternen aufgehellt wurde. Rechts und links zweigten weitere Reihen ab, und als Sharpe sich am Fuß der Stufen umdrehte, sah er, dass sie in der Mitte des Gewölbes herabführten und dass hinter ihm noch einmal so viel Pulver gelagert war wie vor ihm. Er pfiff leise durch die Zähne.
»Hier entlang.«
Cox war in einem der Gänge verschwunden, und sie eilten hinterher, wobei sie die rundlichen Fässer ansahen, die über ihnen aufragten, und ehrfürchtig an die schiere Zerstörungskraft des Schießpulvers dachten, das in diesem tiefen Gewölbe gelagert war. Kurz vor seinem Tod hatte Captain Charles gesagt, Almeida könne so lange durchhalten, wie das Pulver reiche, und Sharpe nahm an, dass Monate vergehen konnten, bis es aufgebraucht war. Dann versuchte er sich vorzustellen, wie ein französisches Geschoss die Mauern durchbrach und
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