Sharpes Sieg
gegenüberliegenden Ufer entdeckt und sein Fernrohr auf den entfernten Feind gerichtet.
Simone, die jetzt wusste, wohin sie schauen musste, legte das Fernrohr auf der Schulter ihres Mannes auf und richtete es auf den fernen Hügel. Sie konnte dort zwei Männer sehen, einen mit einem Zweispitz und den anderen mit einem Helm. Beide hielten sich geduckt.
»Warum sind sie so weit flussabwärts?«, fragte sie.
»Sie suchen nach einem Weg um unsere Flanke herum«, sagte Dodd.
»Gibt es da einen?«
»Nein. Sie müssen hier durch, Ma’am, nirgends sonst können sie den Fluss durchqueren.« Dodd wies auf die Furten vor seiner compoo . Ein Trupp Kavalleristen galoppierte durch das flache Wasser, und die Hufe der Pferde wirbelten es silbrig auf, als sie zum Südufer des Kaitna ritten. »Und diese Reiter«, erklärte Dodd, »werden feststellen, ob sie den Fluss durchqueren oder nicht.«
Simone schob das Fernrohr zusammen und gab es dem Major zurück. »Sie könnten nicht angreifen?« »Das werden sie nicht«, antworte ihr Mann auf Englisch an Dodds Stelle. »Sie haben zu viel Verstand.« »Boy Wellesley hat keinen Verstand«, sagte Dodd verächtlich. »Denken Sie nur daran, wie er in Ahmadnagar angegriffen hat. Geradewegs auf die Mauer! Ich wette hundert Rupien, dass er angreifen wird.«
Captain Joubert schüttelte den Kopf. »Ich wette nicht, Major.«
»Ein Soldat sollte nicht so risikoscheu sein«, sagte Dodd.
»Und wenn sie den Fluss nicht durchqueren«, fragte Simone, »dann gibt es keine Schlacht?«
»Es wird eine Schlacht geben, Ma’am«, sagte Dodd grimmig. »Pohlmann wird Sindhias Erlaubnis einholen, dass wir den Fluss durchqueren. Wenn sie nicht zu uns kommen, gehen wir zu ihnen.«
Pohlmann machte sich tatsächlich auf, um Sindhia aufzusuchen. Der Hannoveraner war für die Schlacht gekleidet, mit seiner feinsten Uniform, einem blauen Rock aus Seide, geschmückt mit goldenen Tressen und Achselschnüren. Er trug eine weiße Seidenschärpe, auf der ein Stern von Diamanten funkelte, und ein ledernes Koppel, an dem ein Säbel mit goldenem Griff hing, doch Dupont, der Holländer, der Pohlmann zu dem Treffen mit Sindhia begleitete, bemerkte, dass die Reithose und die Stiefel des Colonels alt und schäbig waren.
»Ich trage sie als Glücksbringer«, sagte Pohlmann, als er Duponts verwirrten Blick bemerkte. »Sie sind von meiner Uniform der alten East India Company.«
Der Hannoveraner war in prächtiger Stimmung. Sein kurzer Marsch ostwärts hatte ihm alles gebracht, was er erwünscht hatte, denn eine der beiden kleinen britischen Armeen war ihm praktisch in den Schoss gefallen, während sie immer noch weit weg von der anderen war. Jetzt brauchte er sie nur noch zu packen und dann gegen Stevensons Streitmacht zu marschieren, doch Sindhia hatte darauf bestanden, dass keine Infanterie die Furten des Kaitna ohne seine Genehmigung durchqueren durfte, und Pohlmann brauchte jetzt diese Erlaubnis.
Der Hannoveraner hatte nicht vor, den Fluss sofort zu durchqueren, denn zuerst wollte er sicher sein, dass die Briten sich zurückzogen, doch ebenso wenig wollte er auf die Erlaubnis warten, wenn er erst die Neuigkeit vom Rückzug des Feindes erfuhr.
»Unser großer Herr und Meister wird ängstlich und besorgt bei dem Gedanken an Angriff sein«, sagte Pohlmann zu Dupont, »also werden wir dem Scheißer schmeicheln. Sagen Sie ihm, Dupont, dass er der Herr von ganz Indien sein wird, wenn er uns freie Hand lässt.«
»Sagen Sie ihm, dass hundert weiße Frauen in Wellesleys Lager sind, und er wird den Angriff selbst führen«, bemerkte Dupont trocken.
»Dann ist es das, was wir ihm sagen werden, und wir versprechen ihm, dass jede von ihnen seine Konkubine sein wird.«
Doch als Pohlmann und Dupont den von Bäumen beschatteten Platz oberhalb des Flusses Juah erreichte, wo der Maharadscha von Gwalior die Nachricht vom Sieg seiner Armee erwartete, gab es keine Anzeichen auf seine fürstlichen Zelte. Sie waren abgebrochen, zusammen mit den gestreiften Zelten des Radschas von Berar. Nur die Kochzelte waren geblieben, und selbst sie wurden jetzt abgebrochen und in Dutzende Ochsenkarren verladen. All die Elefanten waren verschwunden, die Pferde der königlichen Leibwächter waren fort, die Konkubinen waren verschwunden, die beiden Prinzen waren nicht mehr da.
Der einzige Elefant, der geblieben war, gehörte Surjee Rao, und dieser Minister hatte es sich auf seinem Sitz auf dem Rücken seines Elefanten bequem gemacht, ließ sich von
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